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Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition)

Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition)

Titel: Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Kammer
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machten aus Romer einen ganz anderen Menschen. Verunstalten konnten ihn diese Umstände nicht, aber er wirkte sehr anders als sonst und es ging ihm sichtlich schlecht. Er setzte auch kein Lächeln auf, als er Elsa sah, auch für allzu große Empörung fehlte ihm die Kraft. Es wich nur die Farbe aus seinem Gesicht und die Ringe unter seinen Augen wurden schwärzer.
    „Was tust du denn hier?“, fragte er, als Elsa an ihm vorbeiging.
    „Nachrichten überbringen“, sagte sie. „Mach dir keine Sorgen, ich bin schon auf dem Weg nach draußen.“
    „Wohin? Wohin gehst du, wenn du draußen bist?“
    Sie sah ihn an und es tat ihr leid, dass sie es nicht ausführlich erklären konnte. Sie schüttelte nur entschuldigend den Kopf. Es war so eine Art Abschiedsgruß. Dann lief sie die Treppe hinab und drehte sich nicht mehr um, bis sie die Haustür erreicht hatte. Dort angekommen, stellte sie fest, dass Amandis immer noch hinter ihr war.
    „Du weißt, was du tust?“, fragte Amandis, als Elsa durch die Tür ging.
    Auch Amandis konnte sie nichts erklären. Sie hob nur die Hand zum letzten Gruß und wandte sich ab.

KAPITEL 44
     
    Es war Sturm aufgekommen. Äste und Blätter von Bäumen flogen durch die warme Luft. Elsa warf noch einen Blick zurück, ob ihr auch niemand folgte. Der Garten schien menschenleer. Sie begann zu rennen, dabei hielt sie ihr Messer in der Hand und spähte fast ununterbrochen in den Zwischenraum. So verließ sie das Anwesen der Relings und bewegte sich schnell durch Brisas Straßen. Es war unwahrscheinlich, dass hier noch Möwen auftauchten, falls es aber doch geschah, wollte sie gewappnet sein.
    Als sie den leer gepumpten Rathaus-See erreichte, ging ihr die Puste aus. Sie blieb stehen, um Luft zu holen und sah Wetterleuchten in der Ferne. Leiser Donner rollte heran und dicke, schwere Regentropfen fielen vereinzelt vom Himmel. Es klatschte, wenn sie Elsas Gesicht trafen. Eine letzte Notlampe brannte noch neben dem leeren See und in ihrem Licht tummelten sich schwarze Wolken von Mücken. Elsa rannte weiter, kaum dass sie wieder Luft bekam, rannte durch die Gassen der Mittelstadt in Richtung der Hänge, die vom Krieg schon eingeholt worden waren. Hier brannten keine Lichter mehr. Elsa musste wieder stehen bleiben und dann langsam weitergehen, damit sie nicht über Hindernisse im Dunkeln fiel. Sie hatte Zeit, sicher kam es nicht auf eine Stunde mehr oder weniger an, trotzdem war sie in Eile. Es war eine innere Eile. Die Notwendigkeit dessen, was sie gerade tat, drängte sie. Dabei war ihr klar, dass sie sich ihrem eigenen Unheil entgegenkämpfte. Es lauerte unten in der Ebene.
    Sehr plötzlich erreichte sie die Grenze der Zerstörung und stand vor einem Wall aus schwarzen, rauchenden Trümmern. Der Regen war stärker geworden und immer wieder zischte es, wenn er auf die glühenden toten Überreste der Stadt traf. Er brachte die Ruinen zum Qualmen und verpestete die Luft. Die Asche am Boden  verwandelte sich mehr und mehr in eine glitschige, schmierige Masse. Elsa rutschte darauf aus, sobald sie versuchte, durch die Trümmer zu klettern. Sie hatte gerade wieder mit den Händen in die dunkle Masse unter ihren Füßen gegriffen, um sich abzufangen, als es völlig unvorhergesehen blitz t e und donnerte, fast zur gleichen Zeit. Eine heiße Windböe pfefferte Elsa ein Gemisch aus Steinen und feuchter Asche ins Gesicht. Sie fuhr sich mit dem Ärmel über die Augen, starrte in die unbequeme Dunkelheit und änderte ihren Plan.
    Ein Vogel zu werden kam nicht in Frage, denn es war zu gefährlich. Ihr Messer wollte sie auch nicht aus der Hand legen, doch zu Fuß konnte sie den Weg ins Tal nicht bewältigen. Nicht auf dieser Seite der Welt. Sie beschloss, den Zwischenraum zu benutzen. Gaiuper hatte das auch getan, um das Innere Feuersands zu erreichen. Er hatte den Weg teilweise im Zwischenraum zurückgelegt. Elsa wusste zwar nicht, was diese Technik mit Sommerhalt anstellte, ob sie die Außenwände dieser Welt durchlöcherte, aber angesichts des bevorstehenden universalen Weltuntergangs fiel das auch nicht weiter ins Gewicht. Elsa beschloss es zu wagen.
    Ein Schritt hier, ein Schritt da, das war eine große Erleichterung. Elsa sah die ganze Zeit, wo sie war, doch ihre Füße berührten kaum den Grund, da sie sich hauptsächlich im Zwischenraum bewegte. Wie ein Geist überquerte sie das Trümmerfeld, das sich hügelabwärts zog, bis es fast aufhörte und ein Teil der alten Straße zum Vorschein kam. Hier verließ

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