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Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition)

Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition)

Titel: Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Kammer
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Tisch und setzte sich Amandis gegenüber auf einen Stuhl. Amandis fand das nicht gut, es war ihr deutlich anzusehen.
    „Was soll das?“, fragte sie für ihre Verhältnisse richtig unfreundlich. „Was machst du hier? Wir opfern alles, damit euch Raben nichts passiert, und du kommst her, als wäre nichts!“
    „Du opferst nichts“, sagte Elsa. „Es wird dir genommen, ob du willst oder nicht, ob du mich schützt oder nicht. Ich kann es leider nicht verhindern. Es passiert so oder so. Es würde auch passieren, wenn ich gerade nicht an diesem Tisch sitzen würde.“
    „Was willst du?“, fragte Amandis.
    Elsa fuhr mit der Hand in die Tasche ihres Rocks. Es fiel ihr schwer, aber es musste sein. Sie holte den Aeiol heraus, legte ihn auf den Tisch und schob ihn zu Amandis hinüber. Die war so überrascht, dass sie erst den Stein und dann Elsa mit offenem Mund ansah.
    „Du musst ihn Anbar geben“, sagte Elsa. „Geht das?“
    „Warum?“
    „Weil ich ein Versprechen brechen werde, das ich ihm gegeben habe. Ich habe keine andere Wahl. Genau das sollst du ihm sagen. Wirst du das tun?“
    Amandis nickte. Zögernd streckte sie ihre Hand nach dem sanft leuchtenden Stein aus. Als sie ihn genommen hatte, behielt sie ihn erst mal in der flachen Hand und betrachtete ihn aus der Nähe.
    „Anbar hatte früher so einen Stein“, sagte sie. „Aber das hier ist nicht der gleiche Stein.“
    „Der Stein, den du kennst“, erwiderte Elsa, „wartet in meiner Heimat darauf, zerbombt zu werden.“
    „Zerbombt?“
    „Zerbombt und verseucht. Wo wirst du hingehen mit deinem Gepäck?“
    Amandis zuckte mit den Achseln.
    „Was weiß ich. An irgendeinen nichtssagenden Ort in den Hochwelten, den Anbar für sicher hält. Sie bringen gerade alle Antolianer aufs Land, weil die Städte bedroht sind. Ich werde also mitgehen und mir das Gejammer von Anbars Verwandtschaft anhören. Ich sollte dankbar sein, weil ich lebe, aber es ist mir egal.“
    „Wird Anbar dich abholen?“
    „Nein, natürlich nicht!“, antwortete Amandis ungewohnt heftig. „Für mich hat niemand Leute übrig. Weder Sistra noch Anbar. Die Möwen haben Brisa schon vor Tagen aufgegeben, sie sind alle abgezogen, weil sie in Feuersand gebraucht werden und bei der Verteidigung der Hochwelten helfen sollen. Vorher haben sie Brisa geräumt, so gut es ging. Der einzige, den sie mir noch schicken können, ist Romer.“
    „Romer wird dich abholen?“
    „Ja.“
    Elsa schwieg. Es war offensichtlich, dass Amandis wenig Freude an dieser Notlösung hatte. Sie sagten beide nichts, bis Amandis plötzlich fragte:
    „Was für ein Versprechen musst du brechen?“
    „Kann ich dir nicht sagen.“
    „Warum?“
    „Weil ich es erst brechen muss. Ich kann es mir nicht leisten, dass mich jemand daran hindert.“
    „Ich könnte dich bestimmt nicht daran hindern“, sagte Amandis. „Ich kann gar nichts. Ich bin so nutzlos wie diese Taschen da. Ich stehe blöd in der Gegend herum und mache anderen Leuten Umstände. Ich sollte kaputt gehen, so wie Brisa und dieses Haus. Denn wir gehören zusammen. Wir brauchen uns!“
    Ihr Gesichtsausdruck hatte etwas Verrücktes und Wütendes. So kannte Elsa die sanfte Amandis gar nicht.
    „Dann bleib hier“, antwortete Elsa. „Sag Romer, dass du nicht mitgehst.“
    „Ist das dein Ernst?“
    „Ja. Tu, was du am liebsten tun möchtest.“
    „Aber dann sterbe ich!“
    „Du wirst nicht sterben“, sagte Elsa. „Jedenfalls nicht heute oder morgen. Wenn dann schließlich die Welt untergeht, ist es egal, wo du bist.“
    „Du machst Witze!“, rief Amandis. „Du kommst hierher, wenn ich total verzweifelt bin, und machst blöde Witze!“
    In Amandis’ Gesicht war die Farbe zurückgekehrt. Der Gedanke, dass sie tatsächlich hierbleiben und ihre gesamte Verwandtschaft damit schockieren könnte, schien ihr zu gefallen.
    „Es hätte Stil, oder?“, sagte sie. „Mit Brisa untergehen statt für den Rest meines Lebens irgendwo herumzusitzen und den wichtigen Leuten bei der Arbeit zuzusehen.“
    „Ja, geh da unter, wo es dir am besten gefällt. Das ist mein Ratschlag.“
    Amandis war ein solcher Ratschlag nicht geheuer.
    „Du bist so komisch, Elsa. Was hast du vor?“
    „Etwas Unangenehmes.“
    „Was?“
    „Kannst du Anbar sagen, dass ich ihn mehr liebe als alles andere?“
    „Tust du das?“
    „Ja.“
    „Typisch“, sagte Amandis. „Er hat wirklich Talent, Unheil anzurichten.“
    „Findest du?“, fragte Elsa. „Erzähl das Romer, wenn er kommt. Er

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