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Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition)

Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition)

Titel: Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Kammer
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durcheinander brachte. Sie beschloss, nicht weiter auf ihre Hände zu achten, sondern heftete sich wieder an das Licht in den Augen des kleinen Mädchens. Diese Augen flackerten nicht, sie hatten eine verlässliche Form.
    „Das Tor, durch das wir gehen wollen“, fuhr Holanda fort, „ist in alle Richtungen abgeschirmt. In der Erde, über der Erde, im Zwischenraum, und das auf vielfache Weise. Da sind verschlossene Tore, da sind verschiedene Strahlungen, da sind unsichtbare Zäune und Waffen, alle dazu entwickelt, meine Geister auf der nichtstofflichen Ebene auseinanderzureißen. Unzählige Sicherheitsvorkehrungen sind miteinander verzahnt und verwoben und bilden für uns undurchdringliche Felder. Diese Felder wiederum sind Schicht für Schicht um das Tor herum angeordnet. Kannst du es sehen?“
    Elsa konnte es sehen, denn die Gedanken aller anwesenden Ganduup zeigten es ihr. Sie hatte keine Ahnung gehabt, wozu die Hochweltler oder auch die Möwen fähig waren. Sie hatte sich immer vorgestellt, dass die so unglaublich fortschrittlichen Antolianer eben ein bisschen weiter waren als die Istländer. Dass ihre Waffen elegant, ihre Technik unverständlich, ihre Maschinen praktischer waren als die der unaufgeklärten Welten. Doch das, was sie rund um Feuersand aufspürte – und nicht erblickte, denn der ganze Kram war unsichtbar – entsprach in keinster Weise dem, was eine istländische Straßenbahn zum Fahren oder die Neonreklame in Kristjanstadt zum Leuchten brachte. Es war Technik auf einer Ebene, die in Istland noch gar nicht entdeckt worden war. Als könne man Formeln und Worte zu unsichtbar feinem Garn spinnen und als seien auf diese Weise ganze Weltgeheimnisse wie Mullbinden kilometerdick um das Tor gewickelt worden, so kam es Elsa vor. Nur dass es kein Garn gab und keine Mullbinden oder überhaupt etwas zum Anfassen oder Anschauen. Im Grunde sah Feuersand so aus wie immer, mal abgesehen davon, dass der Zwischenraum von kampfbereiten Möwen wimmelte und das Festland außerhalb der gewaltigen Feuersand-Stürme von Menschen besetzt war, so weit das Auge reichte. Sie würden alles abwehren, was sich in körperlicher Form zu nähern versuchte.
    „Es sind Menschen, die uns den Weg versperren“, sagte Holanda. „Ihre Waffen, ihr Wissen. Sind sie tot, wirken ihre Sicherheitsvorkehrungen nicht mehr. Die Möwen können wir nach und nach töten, die verbündeten Heere können wir besiegen. Die Moral der Hochwelten können wir zermürben. Wenn sie glücklich kämpfen, wehren sie uns einige Jahre lang ab. Wenn wir geschickt sind, liegen sie in wenigen Monaten am Boden. Früher oder später wird ihr Schutzschild löchrig sein und wir können damit anfangen, die Hindernisse zwischen uns und dem Tor niederzureißen. Wenn wir schnell siegen, verliere ich ein Zehntel meiner Ganduup. Wenn sich der Krieg in die Länge zieht, fast die Hälfte.“
    Elsa sprach nicht, sie dachte. Carlos hatte behauptet, dass die Welten in wenigen Wochen aufhören würden. Erst jetzt merkte Elsa, wie sehr sie sich auf diese Zeitangabe verlassen hatte: Was auch immer ihr bevorstand und allen anderen Menschen zustoßen würde, nach drei Wochen – davon war sie überzeugt gewesen – wäre der Spuk vorbei. Von Monaten oder gar Jahren war bei Carlos nicht die Rede gewesen. Von einem grausamen Krieg erst recht nicht. Es war Elsa unmöglich zu beurteilen, ob er sie angelogen hatte oder nicht.
    „Antolias Spitze ist verletzlich, doch sehr wirkungsvoll“, erklärte Holanda weiter. „Wenn sie die Hochwelten ungebrochen führt, werden wir es schwer haben. Wenn sie bricht, sind die Tage unserer Feinde gezählt. Wenn sie kampflos aufgibt, wird kein Blut vergossen werden. Deswegen sollst du mit Antolias Führung verhandeln.“
    Elsa war erstaunt. „Das können wir gleich bleiben lassen“, sagte sie. „Torben Antur kann mich auf den Tod nicht leiden.“
    „Wer spricht von Torben? Er hat in diesem Krieg nichts zu sagen. Alle Außengänger und der größte Teil des Heeres stehen unter dem Kommando von Anbar Antur.“
    „Nein“, widersprach Elsa schnell, „sie stehen unter Legards Kommando. Das hat er mir selbst erzählt.“
    „Legard Vorwear tut, was Anbar Antur für richtig hält.“
    „Nein!“, rief Elsa noch einmal. „Das sieht nur so aus! Außerdem ist es egal. Keiner von beiden lässt mich durchs Tor.“
    „Trotzdem wirst du Anbar Antur treffen. Selbst wenn du scheiterst, haben wir viel gewonnen.“
    „Warum?“
    „Weil uns Anbar Antur helfen

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