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Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition)

Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition)

Titel: Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Kammer
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Das behaupteten sie zumindest, aber es war auch nicht gerade so, dass ihnen das jemals jemand angeboten hätte. Tegga und Sinhine hassten die Geister leidenschaftlich und sie auszurotten, das war seit langem ihr erklärtes Ziel. Jetzt fühlte sich Tegga auf einmal leer und antriebslos. Er hatte auch keine Hemmungen, Kamark sein Herz auszuschütten – oder das, was bei Tegga als Aufbewahrungsort für Sorgen herhalten musste, denn dass Tegga ein Herz hätte, das war ja wohl eher ein Gerücht. Obwohl, Tegga war in Sinhine verknallt und zwar in einer an Beschränktheit grenzenden Heftigkeit. Er tat eigentlich alles, was sie von ihm verlangte. Ebenso trauerte er um Hoppier. Womöglich hatte er also doch ein Herz und das brach ihm am Ende das Genick. Denn die Leere, die er plötzlich empfand, füllte er mit fanatischer Heimatliebe. Kaum fingen die Ganduup an, Bulgokar für Kriegsspiele und Giftexperimente zu missbrauchen, vergaß er alle großen, verlorenen, überweltlichen Ziele und spielte sich zum Retter seiner Heimatwelt auf.
    Zunächst versuchte Tegga, mit den Ganduup zu verhandeln, doch die hatten kein Interesse. Sie ließen Tegga deutlich spüren, dass sie ihn nicht brauchten, dass er ihnen gar lästig war. Tegga konnte das nicht hinnehmen. Immer besessener wurde er von dem Wunsch, Bulgokar zu retten und sich an den Ganduup zu rächen. Schließlich feilte er an einem selbstzerstörerischen Plan: Ohne Sinhines Wissen zettelte er eine Verschwörung an, die darauf hinauslief, dass er und zwanzig weitere Rabenkrieger in die Festung schlichen, um alle schlafenden Ganduup zu ermorden. Der Versuch scheiterte kläglich, nur eine Ganduup starb, die Aufständischen wurden getötet und Tegga festgesetzt und gequält. Sinhine war außer sich, als sie es erfuhr. Ihren Zorn darüber, dass sie bis zum Schluss nichts von der Verschwörung gewusst hatte, ließ sie an Kamark aus. Zur Strafe, weil er ihr nichts verraten hatte, sperrte sie ihn in ein schwarzes Loch in der Erde und gab ihm drei Tage lang nichts zu essen. Das war vor einer Woche gewesen. Danach holte sie ihn wieder heraus und drohte ihm an, dass er wieder ins Loch wandern werde, wenn er auch nur ein Wort mit irgendeinem Menschen außer ihr spräche. Eingeschüchtert hielt er sich an diesen Befehl, in der Hoffnung, dass Tegga irgendwann zurückkäme und Sinhine von komplett wahnsinnig wieder auf halb wahnsinnig umschalten würde. Aber das Gegenteil passierte. Als Sinhine die Nachricht erhielt, dass Tegga tot sei, aß sie einen ganzen Teller voll Sand.
    „Ich war dabei“, sagte er, „und ich hab mit eigenen Augen gesehen, wie sie den Sand in sich hineingelöffelt hat. Wenn das mal nicht gruselig ist! Dagegen bist du mit deinen Waberfingern das reinste Baby-Pappmonster.“
    „Ich könnte gerade keinen Sand essen, selbst wenn ich wollte“, sagte Elsa. „Aber die Idee ist nicht schlecht.“
    „Findest du?“, fragte Kamark und öffnete die dritte Bierflasche. „Ich sag dir jetzt nicht, was mit ihr passiert ist, als der Teller leer war.“
    „Hast du eigentlich keine Angst, Kamark?“
    „Wovor? Vor dir?“
    „Nein, vorm Untergang der Welten.“
    „Ach, so schlimm wird’s schon nicht werden. Zehn Jahre unter Teggas Knute, da wird man bescheiden. Ich betrink mich einfach, wenn’s dunkel wird.“
    „Gut, dass du hier bist. Darüber bin ich sehr froh!“, stellte Elsa fest.
    Als Kamark das hörte, verschluckte er sich fast. Er warf Elsa einen misstrauischen Blick zu, dann widmete er sich wieder seiner Mahlzeit und beschwerte sich darüber, dass man in Ganduup ständig Sonnenbrand bekam. Er redete von Hautkrebs und davon, dass er schon immer gegen alle möglichen Sonnencremes allergisch gewesen war und rote Pusteln im Gesicht bekommen hatte, aber von so was wie einem Sonnenschutzfaktor hätten die hier ja sowieso noch nie was gehört und das fettige Zeug, das sich die Rabendiener ins Gesicht schmierten, eigne sich ja wohl höchstens zum Stiefelputzen.
     
    Elsa wusste nicht, wie sie diese drei Tage ohne Kamark durchgestanden hätte. Als es schließlich so weit war, dass sie zu ihrer Verabredung mit Anbar aufbrechen musste, bedauerte sie es, niemals in Kamarks Heimat gewesen zu sein, wo man andauernd Bier trank und Pizza aß und Filme anschaute, in denen Menschen mit Raumschiffen von einem Planeten zum nächsten flogen. In Lichtgeschwindigkeit. Kamark rang ihr das Versprechen ab, dass sie, wenn sie dann mal allmächtig geworden wäre, doch wenigstens dafür sorgen

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