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Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition)

Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition)

Titel: Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Kammer
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verzögert und in einer Langsamkeit, wie man sie empfindet, kurz bevor alles zu spät ist. Es kam den Menschen vor, als holten die Erdgewalten in aller Ruhe zum letzten, verheerenden Schlag aus. Die Zeit hielt die Luft an, weil der Moment vor dem Tod zu bedeutsam war, um zu verstreichen. Doch anders als sonst, wenn der Stein des Schicksals dann doch noch herunterplumpst, mit ungebremster Kraft, blieb hier das Ende aus. Die Menschen rannten, stolperten, krochen blind in alle Richtungen, denn es war Nacht und die Luft dicht von Sand und Staub. So langsam senkte sich das Unheil auf die Flüchtenden nieder, so freundlich kündigten sich die nahenden Steine an, so überschaubar öffneten sich die Risse im Grund, dass die meisten einen Weg fanden, dem Tod zu entkommen.
    Nachdem alle Bestandteile dieser Welt ihren ursprünglichen Platz gefunden hatten, knarzte und bebte die Erde noch immer. Merkwürdige Geräusche drangen aus ihrem Inneren an die Oberfläche, doch irgendwann wurde es ruhiger. Zeiträume von Stille mischten sich in das Schütteln und Ächzen des Untergrunds, die Erde atmete ein und aus und zitterte noch manchmal. Das Schlimmste aber war vorüber und die Dunkelheit wurde friedlich. Die Überlebenden lagen oder hockten am Boden, hielten sich an Grasbüscheln fest, drückten sich an die Steine, aus Furcht vor weiteren Gefahren. Doch nichts mehr fiel vom Himmel außer Staub. Bald würde die Sonne aufgehen und ein neuer Tag beginnen, ein trüber Morgen im braunen Nebel, der erste Tag einer neuen Zeit.
    Elsa konnte loslassen. Der Staub würde von alleine zu Boden sinken und das Morgenlicht brauchte keinen Schubser, um sich auszubreiten. Wenn sie keinen weiteren Schaden anrichten wollte, musste sie gehen. Hier, bei den Menschen, hatte sie nichts mehr verloren. Ihr Zuhause war jetzt der ortlose Ort. Sie zog sich zurück und doch blieb ihre Aufmerksamkeit verstrickt in die Welten. Sie suchte und sie fand einzelne Maschen des Daseins, die sie aufnahm, um sie näher zu betrachten. Sie musste es tun, sie konnte nicht anders.
     
    NADA hielt sein Gesicht gegen den Boden gepresst und erwartete den Tod. Es kam eine ganze Menge vom Himmel auf Nada herabgeregnet: Steine und Bretter in allen Formen und Größen, einmal sogar ein Balken, der wie durch ein Wunder knapp neben Nadas Kopf auftraf. Alleine diese Erschütterung kostete Nada fast den Verstand. Was aber auf sich warten ließ, die ganze Zeit, das war das Ende. Nada spürte eine gewisse Taubheit in Beinen, Rücken und Hinterkopf, da es dort beständig auf ihn einprasselte. Falls er Schmerzen hatte, so war er zu erschrocken, um sie zu bemerken.
    Unter Nadas Bauch fauchte die Erde. Sie rumorte, grunzte, krachte, schüttelte Nada durch. Ein weiterer Hagel aus Steinen kam herunter, in finsterer Nacht. Es gab keinen Zweifel für den König: Sommerhalt ging unter. Das Sterben der Welt, seiner Welt, hatte begonnen. Seltsam wach war Nada in diesen Momenten. Ebenso wach wie sein Körper, der im Niedergang erstarkt war. Da hatte ihn die schreckliche Pest im letzten Herbst aufs Krankenlager geworfen, aber er war dank antolianischer Medizin und Pflege wieder vollständig gesund geworden. Zwei Monate hatte er gelegen und kaum etwas gegessen. Dann kam die große Hungersnot und Nada wagte es nicht, sich den Bauch vollzuschlagen, während sein Volk darbte. Als die Nachbarn Sommerhalt den Krieg erklärten und von allen Seiten her einfielen, war Nada wieder in der Lage, ein Pferd zu besteigen und seine Truppen zu unterstützen. Es war nur ein Zeichen, denn man ließ es nicht zu, dass er vorausritt. Doch er war gegenwärtig, ritt zu allen Fronten, im Norden, im Süden und im Osten.
    Dass Sommerhalt nicht überrannt wurde und von der Landkarte verschwand, war den Möwen und den Antolianern zu verdanken. Die sicherten die Grenzen aus eigenem Interesse. Denn das Tor, das letzte Tor in Feuersand, musste verteidigt werden gegen einen größeren Feind. Da konnte man sich nicht zusätzlich mit rasend gewordenen Horden von Eingeborenen herumschlagen.  König Nada hätte dankbar sein müssen. Im Grunde war er es ja auch. Doch zu sehen, dass er ein König war, dessen Land ganz andere regierten, weil er selbst zu schwach war, das war bitter. Nada fand sich damit ab und unterstützte sein Volk, so gut er es vermochte. Dass der Untergang unabwendbar war, das wusste er die ganze Zeit. Sein Freund Anbar gab es zu, wenn er ihn danach fragte. Selbst das fremde Antolia, das Sommerhalt mittlerweile

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