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Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition)

Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition)

Titel: Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Kammer
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nicht abgeschlossen. Undenkbar, was Amandis hätte zustoßen können, wenn Herumtreiber auf die Idee gekommen wären, das Haus zu plündern. Er hatte darauf bestanden, dass sie die Pistole, die er ihr besorgt hatte, immer bei sich trug. Sonst hätte er es nicht fertig gebracht, sie alleine zu lassen.
    Die große Eingangshalle sah dunkel und unbewohnt aus. Äste und Blätter hatten schon ihren Weg ins Innere gefunden, ein Fenster ganz oben im Treppenhaus war zerschmettert. Gerade wollte Romer laut nach Amandis rufen, sich alle Last der letzten Jahre vom Leib schreien, da hielt er inne und verstummte, noch bevor ein Ton seine Kehle verließ. Er hörte Stimmen. Aus dem Salon.
    Mit der Hand am Schwert ging er langsam durch den dunklen Korridor, bis er die Flügeltüren des Salons erreichte. Über einem Spiegel an der Wand konnte er den Esszimmertisch sehen und die zwei Menschen, die daran saßen. Sein Erstaunen war groß. Noch nie hatte er Amandis in einem so aufgelösten Zustand erlebt. Ihre Haare waren ungekämmt und völlig zerzaust, sie standen nach allen Seiten ab. Ebenso locker war sie gekleidet. Die Knöpfe an der Brust waren halb aufgeknöpft, die Ärmel des Kleides hochgekrempelt, der Stoff verknittert. Sie war ungeschminkt, ihre Wangen gerötet, ihre Augen glänzten und sie schwätzte und lachte und stützte ihre Ellenbogen undamenhaft und burschikos auf dem Tisch auf. Dass ihr ein Jüngling gegenüber saß, der allem Anschein nach eines von Golo Generats Hemden trug, machte es nicht besser. Er war unrasiert und legte keinerlei vornehmes Benehmen an den Tag. Seine kohleschwarzen Augen fixierten Amandis auf die unverschämteste Weise.
    Es bestand kein Zweifel: Amandis hatte nicht alleine in Brisa ausgeharrt. Die ganze Zeit, in der er sorgenvoll an sie gedacht hatte, hatte Amandis ihn belogen und betrogen. Mit einem Mann, mit dem sie offensichtlich auf das Unverschämteste vertraut war. Sie, die sich immer so geziert und die Unschuldige herausgekehrt hatte. Sie, die Romer abgewiesen hatte mit der Begründung, er sei nicht aufrichtig und treu genug! Der Anblick der wahren Amandis war vernichtend. Wie fortgewischt waren all seine zärtlichen Gefühle. Doch Romer hatte einen Auftrag zu erledigen und er wollte sich nichts anmerken lassen. Er nahm eine stramme Haltung an und schritt entschlossen in diese Szene hinein, die er heimlich vom Flur über den Spiegel beobachtet hatte.
    Amandis zuckte zusammen, als er so plötzlich auftauchte.
    „Oh Romer!“, rief sie. Nach kurzem Zögern setzte sie zu einer Erklärung an: „Romer, kennst du eigentlich …“
    Er fiel ihr ins Wort.
    „Amandis, ich bin in Eile. Deine Schwester möchte wissen, ob du wohlauf bist. Sie lässt dir ausrichten, dass ihre Möwen bald nach Brisa zurückkehren werden.“
    Welch ein Jammer, dass Romer diesen Gesichtsausdruck von Amandis nicht festhalten und Sistra übermitteln konnte. Er war alles andere als beruhigt oder begeistert. Wenn Sistra wüsste, wie wenig willkommen sie war! Doch Amandis hatte sich schnell wieder unter Kontrolle und erwiderte:
    „Das ist eine großartige Nachricht. Sag ihr, es geht mir gut.“
    „Ich vermute“, sagte Romer, „dass ich deine Gesellschaft in meinem Bericht aussparen soll?“
    Amandis warf ihrem schwarzäugigen Liebhaber einen hektischen Blick zu, den er ebenso alarmiert erwiderte.
    „Ja, allerdings“, sagte sie. „Wenn du so freundlich wärst, Romer?“
    Er war so freundlich, auch wenn es ihm viel abverlangte. Er verbeugte sich kurz und verließ den Salon, dieses Haus und diese Frau. Für immer. Das Kapitel Amandis war für ihn erledigt.
     
    CARLOS setzte sich auf den Bordstein am Straßenrand. Es waren viele Leute unterwegs und sie alle starrten in regelmäßigen Abständen auf die bewegten Bilder an den Hauswänden. Immer noch keine Nachricht von Legard Vorwear. Gerade jetzt, da alle Bewohner der Hochwelten in Aufruhr waren, zaghaft Hoffnung schöpften und doch von einer Angst in die nächste stürzten angesichts der völlig neuen Weltensituation, da hätte es jemanden gebraucht, der die Fackel hochhielt und ihnen Mut zusprach. Einen, der versprach, die Hochwelten zu führen und zu beschützen und Licht in jede noch so verwirrende Dunkelheit zu bringen. Doch sowohl vom jungen Antur als auch von Legard Vorwear fehlte jede Spur.
    In dieser Kolonie, in der sich Carlos befand, wurde Legard besonders schmerzlich vermisst. Denn Halbas war die bescheidene, einfache Welt, aus der Legard stammte. Man hatte

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