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Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition)

Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition)

Titel: Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Kammer
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zu schicken. Ich hole sie zurück, wenn du weg bist.“
    „Sie ist geflohen? Vor mir?“
    Leimsel nickte langsam und nachdenklich. Dabei ließ er Elsa nicht aus den Augen.
    „Weißt du“, sagte er, „ich habe da auch so meine Schwierigkeiten. Du hast dich verändert. Dich anzusehen, das ist, als ob man in einen Abgrund starrt. Die letzten Male, als wir uns begegnet sind, da war es noch nicht so ausgeprägt. Das hatte nichts damit zu tun, dass du dich als Amandis ausgegeben hast. Du bist älter geworden und gewachsen. Als Rabe.“
    „Anbar findet das nicht schlimm“, sagte sie.
    „Ich wünschte, er würde es schlimmer finden. Was weißt du eigentlich über ihn?“
    „Warum fragst du das?“
    Er lehnte sich im Sessel zurück und schlug ein Bein über das andere. Jetzt ähnelte er wieder dem gelassenen, gut gelaunten Mann, den Elsa im Haus der Relings kennen gelernt hatte.
    „Ich kann mir nicht vorstellen, dass du im Bilde bist.“
    Elsa fand schon, dass sie im Bilde war.
    „Er hätte seinen Opa beerben und alle Welten regieren können, aber er hat es verpatzt“, sagte sie. „Dann ist er noch in ein Bergwerk gefallen und wieder herausgekommen und trägt seitdem leuchtende Steine mit sich herum. Gibt es noch mehr, was ich wissen müsste?“
    „Allerdings“, sagte Leimsel. „Er ist der einzige, der die Hochwelten vor dem Niedergang bewahren kann. Du wirst dir nicht vorstellen können, was das bedeutet: Der gute Einfluss der Hochwelten, allen voran Antolia, macht jede andere Welt, auch jede unaufgeklärte, zu einem Ort der Hoffnung. Ob sich die Menschen gegenseitig zerfleischen oder ihren Planeten für alle Zeiten zerstören wollen – Antolia schaut hin und greift unbemerkt ein, um das Schlimmste abzuwenden. Doch die Hochwelten sind schwach geworden, ihre Regierenden haben einen Traum von Gerechtigkeit und Güte, aber keine Ahnung mehr, wie man ihn in die Tat umsetzt. Unsere Mehrheit, die seit über sechshundert Jahren regiert, ist bequem geworden, ängstlich, selbstbezogen und blind. Das Volk ebenso. Gerade weil das Volk so ängstlich geworden ist, kann es keinen Regierungswechsel mehr herbeiführen. Es kann kaum beurteilen, was die Regierung richtig oder falsch macht. Es sei denn, einer, dem sie vertrauen, sagt es ihnen. Anbar ist nicht der beste Mann für diese Aufgabe, aber aufgrund seiner merkwürdigen Vergangenheit und seiner Abstammung der einzige, der sie zum Umdenken bewegen kann. Der einzige, der sie dazu bringen kann, eine neue Mehrheit zu wählen. Wenn er versagt, war es das. Es wird nicht noch mal einer geboren, von dem sie glauben, die Götter hätten ihn geschickt. Er weiß es, ich weiß es und du weißt es hoffentlich auch, dass er reichlich unvollkommen ist. Aber Antolia muss das Gegenteil glauben, damit das Gute nicht verloren geht.“
    Leimsel machte eine Pause. Er holte tief Luft, um etwas zu sagen, das offensichtlich Mut erforderte.
    „Was ich damit sagen will, Elsa, ist folgendes: Wenn auch nur das Gerücht aufkommt, er handele nicht vollkommen selbstlos, sondern im Interesse eines Rabenmädchens, das er gelegentlich abknutscht, dann können wir die Zukunft beerdigen. Er wird seine Glaubwürdigkeit verlieren und in der Gunst der Hochweltler abstürzen. Es wird keinen Regierungswechsel geben und die Mehrheit wird immer handlungsunfähiger werden, bis sie ihren guten Einfluss auf unser Universum einbüßt. Die Zahl der Außengänger nimmt Jahr für Jahr ab und nur diesen Leuten, die meist auf eigene Faust handeln, weil sie von oben keine brauchbaren Anweisungen mehr bekommen, ist es zu verdanken, dass die Hochwelten noch Gutes auszurichten vermögen. Viel Zeit bleibt uns nicht mehr. Noch fünfzig oder hundert Jahre unter unserer engstirnigen Regierung und das antolianische Weltensystem versinkt im Chaos. Verstehst du, was ich meine?“
    Elsa starrte Leimsel an.
    „Könnte ich bitte auch ein Glas Wasser haben?“
    Leimsel stand auf, nicht ohne Elsa einen mitleidigen Blick zuzuwerfen, und holte eine Karaffe mit Wasser. Er schenkte ihr ein Glas voll ein, das sie nahm und in einem Zug austrank. Er schenkte nach.
    „Danke“, sagte sie.
    Leimsel setzte sich wieder in seinen Sessel und trank auch noch einen Schluck. Er beobachtete sie und schwieg.
    „Ich hatte gedacht“, sagte Elsa, „dass die Ganduup das größte Problem wären.“
    „Noch vor fünfhundert Jahren hätten wir sie im Griff gehabt. Sie hätten großen Schaden angerichtet, aber die Hochwelten wären nicht ernsthaft in

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