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Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition)

Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition)

Titel: Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Kammer
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jüngste Tochter. Als er nun sah, dass sein Sohn unter dem Einfluss seiner Mutter und seines Großvaters immer ängstlicher und unsicherer wurde, schickte er den Jungen in den Ferien zu seiner Schwester Lian nach Brisa. Zu der Zeit wohnte ich schon in Brisa und ging bei den Relings ein und aus, denn Lian war eine alte Freundin von mir. Mit eigenen Augen habe ich gesehen, wie Sistra und Morawena, die kleinen Biester, ihren Cousin traktierten. Er, der Liebling aller antolianischen Bekannten und Verwandten, Torbens verhätschelter Enkel, musste im Haus der Relings die Hölle auf Erden erleben. Bisher hatte er keine Schmerzen gekannt, keine Krankheiten, keine Gefahren, keine Ablehnung und vor allem keine Bosheit. So etwas kommt in einer antolianischen Kindheit nicht vor. Jetzt machte er Bekanntschaft mit all diesen dunklen Seiten des Lebens und da half es nicht, dass Lian Reling ihre Töchter ermahnte, netter zu ihrem Besucher zu sein. Sie taten das Gegenteil und es macht ihnen diebische Freude. Hätte er die Gelegenheit gehabt, nach Hause zu flüchten, er hätte es bestimmt getan und die Hochwelten nie wieder verlassen. Doch weder Lian noch Gastan Reling hielten es für notwendig, ihn zu retten, und so musste er wohl oder übel bleiben und sich durchbeißen.“
    „Er hat mal gesagt, dass er Sistra und Morawena dankbar ist. Weil er ohne sie so eingebildet wäre wie die anderen Antolianer.“
    „Wie andere Mitglieder der Regierung, meinte er wohl. Der gewöhnliche Antolianer ist kein arroganter Mensch, nur unwissend. Wer in den Hochwelten aufwächst, kann die eigene Schwäche nur erahnen. Sie ist ein Gespenst, das unsichtbar bleibt. Die Regierenden aber glauben, sie seien stark. Das ist ein folgenschwerer Irrtum.“
    „Vielleicht haben ihn Sistra und Morawena vor einem Irrtum bewahrt“, sagte Elsa, „aber an seiner Stelle wäre ich nachtragender gewesen.“
    „Heiß und innig geliebt hat er sie während seiner ersten Ferien bestimmt nicht. Aber später, als er mal gelernt hatte, sich zu wehren, da klappte es besser. Sistra und Morawena haben ihn zu ihrem Bruder gemacht, den sie nie hatten. Er bekam ihre Tritte zu spüren, aber auch ihre Zuneigung. Mit den Jahren haben sie ihn ins Herz geschlossen und umgekehrt war es wahrscheinlich genauso. Aber nicht wegen dieser beiden kehrte Anbar in den nächsten Ferien nach Sommerhalt zurück, sondern er wollte seinen besten Freund wiedersehen: Prinz Nada, den er kennengelernt hatte, als Gastan mit den Kindern nach Hagl gereist war. In Nada fand Anbar einen Seelenverwandten.“
    „Ich mag König Nada. Aber auf den ersten Blick sehen er und Anbar sehr unterschiedlich aus.“
    „Nada war ein beeindruckender Mann, als er jünger war. Ich glaube, der Kummer hat ihm nicht gut getan. Er verlor die Eltern früh, dann den Bruder und fast gleichzeitig seine große Liebe. Anbar ist der einzige, der ihm geblieben ist. Anbar und das Wissen darum, dass Sommerhalt ein Nadelöhr ist, durch das die Bösen gehen wollen, um alles zu vernichten. Er hat es nicht leicht. Außerdem ist er kein Antolianer. Antolianer altern nicht so schnell, wie du ja weißt.“
    „Man sieht es dir an.“
    „Als ich nach Brisa gezogen bin, da waren Nadas Eltern noch nicht mal verheiratet“, sagte Leimsel. „Lian, die Schwester von Anbars Vater, bemitleidete mich, dass ich ausgerechnet in einem Möwennest als Späher eingesetzt werden sollte. Damals war ihr noch nicht klar, dass sie sich in Gastan Reling verlieben und auf die andere Seite überlaufen würde. Aber das ist es nicht, was ich dir erzählen wollte. Ich wollte dir von Anbar erzählen, der seine Jugend in Sommerhalt verbrachte. Als er das Alter erreicht hatte, in dem es ihm erlaubt war, die Welten auf eigene Faust zu wechseln, da kam er sogar für einzelne Nachmittage und Abende hierher, um die Relings oder seinen Freund Nada zu sehen. Torben gefiel das überhaupt nicht. Er blieb nicht untätig, sondern arbeitete darauf hin, seinen Enkel als jüngstes Mitglied aller Zeiten im Rat unterzubringen, was ihm auch gelang. Anbar war gerade mal sechzehn Jahre alt, da stellte ihn Torben einfach zur Wahl auf. Obwohl der Junge, wie es seinem Alter entsprach, nicht die geringste politische Erfahrung besaß, kam das Volk Torbens Empfehlung nach und kreuzte brav den Namen seines Enkels an. Ich und einige andere Vertreter von Minderheiten protestierten und verlangten, dass Anbar aus dem Rat ausgeschlossen wird. Jedoch ohne Erfolg. Es war ein Skandal!“
    „Was hat

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