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Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition)

Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition)

Titel: Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Kammer
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können?“
    Anbar schwieg. Offensichtlich hatte auch er Zweifel an Madelenes Fähigkeit, den Mund zu halten, und so wusste er nichts zu erwidern. Das war sehr untypisch für ihn.
    „Also?“, fragte Leimsel drohend.
    „Es wird nicht wieder vorkommen“, sagte Anbar. „Elsa wird fortgehen und du wirst sie nie wiedersehen.“
    „Du auch nicht!“, rief Leimsel drohend.
    „Nein, ich auch nicht.“
    Diese Unmöglichkeit konnte sich Elsa nicht vorstellen. Aber immerhin wurde Leimsel auf diese Auskunft hin ruhiger. Er ließ sich auf Madelenes Sessel mit den goldenen Troddeln fallen und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    „Was ich hier gesehen habe, ist nie geschehen! Hörst du? Dass ausgerechnet du auf so ein Mädchen hereinfällst! Bitte sag mir, dass es nichts Ernstes ist.“
    „Leimsel, wir sollten jetzt über die Vereinbarung sprechen“, sagte Anbar. „Dann kann ich nach Antolia gehen und du bleibst hier bei Elsa. Vielleicht kannst du ja den schlechten Eindruck wieder ausbügeln, den du gerade bei ihr hinterlässt.“
    „Ich?“, rief Leimsel. „Ich hinterlasse einen schlechten Eindruck?“
    „Ja, einen sehr schlechten.“
    „Anbar, du bist nicht in der Situation, mich zu tadeln!“
    „Willst du jetzt über die Vereinbarung reden oder soll ich mich gleich auf den Weg machen?“
    Leimsel kniff die Augen zusammen.
    „Von mir aus, reden wir. Aber nur unter der Bedingung, dass du sie sofort loslässt, sonst vergesse ich mich wieder.“
    Anbar gehorchte. Größtenteils. Er ließ noch seine Hand auf Elsas liegen, während er mit Leimsel Dinge besprach, die Elsa kaum mitbekam. Es ging um Einzelheiten einer Erklärung zur Haltung einer Allianz von Parteien während des Krieges. Leimsel holte dazu mehrere Papiere aus dem Nebenraum, die er vor Anbar auf den Tisch legte. Anbar machte darauf Notizen und dann sprachen sie noch über Leute, die Elsa nicht kannte, und die dieses oder jenes gesagt hatten. Es war ihr gleichgültig. Der Kuss wirkte noch nach und auch die Hochgefühle, die damit verbunden waren. Ab und zu schaute sie Anbar an und freute sich über den Anblick. Sie hätte ihn für den Rest ihres Lebens so anschauen können, ohne dass es ihr langweilig geworden wäre, aber sie wollte nicht wieder Leimsels Ärger heraufbeschwören und daher wandte sie von Zeit zu Zeit den Kopf ab, träumte vor sich hin und fürchtete den Abschied. Sie ahnte, dass er nahte, als Anbar das Papier einsteckte und mit Leimsel besprach, wann sie sich das nächste Mal in Antolia sehen würden.
    „Dann sind wir soweit“, sagte Anbar. „Würdest du uns bitte einen Augenblick alleine lassen, Leimsel?“
    „Ganz sicher nicht!“, erklärte Leimsel. „Gib ihr die Hand und raus hier!“
    Daraufhin erntete er einen Blick der eisigsten Sorte, was ihn nicht schreckte. Leimsel blieb sitzen.
    „Du willst jetzt keinen Streit mit mir anfangen“, sagte Anbar in einem drohenden Ton, der Elsa an frühere Zeiten erinnerte.
    „Dafür haben wir wohl kaum Zeit!“, gab Leimsel nicht weniger grimmig zurück.
    „Dann verschwinde jetzt“, sagte Anbar, „oder ich bleibe bis morgen früh!“
    Leimsel stand auf.
    „Ich gehe in die Küche und hole mir ein Glas Wasser“, kündigte er an, „und wenn ich wiederkomme, war es das!“
    Um seine Worte zu unterstützten, warf Leimsel noch einen sehr erbosten Blick in Elsas Richtung. Dann verließ er das Zimmer, allerdings ohne die Tür hinter sich zu schließen. Anbar wartete, bis aus der Küche leise Geräusche zu hören waren und ergriff dann Elsas Hände. Seine Miene hellte sich auf.
    „Da hast du dir ja was Schönes einfallen lassen. Du hättest wissen müssen, dass ich zu eitel bin, um absichtlich schlechte Küsse auszuteilen.“
    „Mir hat es gefallen.“
    „Aber jetzt sitzen wir noch tiefer in der Patsche als vorher.“
    „Du hast hoffentlich gelogen, als du ihm versprochen hast, dass du mich nie wiedersehen wirst.“
    „Leimsel hat seinen Tobsuchtsanfall zu Recht bekommen“, sagte er. „Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie unsinnig das war!“
    Es klang nicht so, als plage ihn die Reue, und sein Tonfall war viel zu sanft, um abschreckend zu sein. Daher ignorierte Elsa das Gesagte, rückte näher heran und schmiegte ihr Gesicht an seines. Allzu viel denken konnte sie gerade sowieso nicht, daher tat sie das, was sie von Natur aus wollte. Hier, geschmiegt an dieses Gesicht, war sie im Reinen mit sich. Sie befand sich am einzig richtigen Ort überhaupt. Leider sah er das vollkommen

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