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Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition)

Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition)

Titel: Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Kammer
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der man glaubte, dass sie zu unbedeutend und zurückhaltend sei, um ihn jemals auf rebellische Ideen zu bringen. Eine Frau, die seiner Neigung, sich aufzulehnen, entgegenwirkte. All das glaubte Nikodemia in dem einen Leben erkannt zu haben. Ob es stimmte oder ob ihn der Zwischenraum und sein Misstrauen gegen die Altjas zu einem Raben mit Verfolgungswahn gemacht hatten, das wusste Elsa nicht.
    Sie wusste nur, dass Nikodemia in keinem seiner Leben besonders alt geworden war. Und sie selbst auch nicht, denn die Altjas legten wert darauf, dass Elsa auf Nikodemia einwirkte, sobald dieser anfing, sich zu viele Gedanken zu machen. Ob es wirklich die Altjas waren, die über Leben und Tod der gewöhnlichen Raben entschieden? Wenn ja: Wer gab ihnen das Recht dazu? Nikodemia war überzeugt davon, dass sie sich das Recht selbst gaben. Sich selbst und gegenseitig und niemand konnte sie daran hindern. Von Leben zu Leben holten sie einander zurück in den Kreis der Hundert. Ab und zu verließ ein Altja den Kreis der Hundert in Richtung Ewigkeit, das hieß es zumindest. Dann rückte ein neuer Rabe nach, den die Altjas für weise genug befunden hatten. Nikodemia hielt das für eine Lüge, aber niemand hätte die Macht gehabt, sie aufzudecken, wenn es eine war.
    Endlich öffnete sich die Tür und eine Person mit einem langen Mantel und einem Korb am Arm trat aus dem Haus. Elsa erkundigte sich nach Nikodemia und erfuhr, dass er in der gleichen Straße in einem Haus mit einer roten Tür wohnte. Aber er sei fast nie da. Elsa war erfreut über diese Auskunft. Wenn er hier wohnte, würde er hierher zurückkehren. Wo er die meiste Zeit steckte, das konnte sie sich denken: Er hatte es noch nie lange ausgehalten ohne Ausflüge in den Zwischenraum.
    Es mochte Mittag sein, als Elsa das richtige Haus gefunden und von einem Mitbewohner in Nikodemias Zimmer geführt worden war. Sie hatte sich als seine Schwester ausgegeben und als nun die Tür geschlossen wurde und sie alleine in dem engen Zimmer stand, sah sie sich entsetzt um. Zum Fenster kam kaum Licht herein. Der Nebel hatte sich ein wenig gelichtet und so erkannte sie die gegenüberliegende Hauswand, die sie mit der Hand hätte berühren können, wenn sie sich weit genug aus dem Fenster gelehnt hätte. Das Zimmer selbst war sehr schmal. Es gab keine Möbel. Auf dem Boden lagen mehrere Decken übereinander als Schlafstatt. Daneben hatte ein Stapel Bücher Platz, etwas Geschirr und Besteck und eine Waschschüssel gab es auch noch. Auf der Fensterbank stand eine fast abgebrannte Kerze. Elsa hatte es schon an vielen Orten aushalten müssen, doch erst jetzt wurde ihr klar, dass sie meistens Reichtum und Wohlstand genossen hatte. Die klammen Wände, die Düsternis – sie hätte das nicht Tag für Tag ausgehalten. Oder doch?
    Nikodemia war nicht zu Hause und er mochte noch lange ausbleiben. Elsa überkam die Müdigkeit. Sie legte sich auf das notdürftige Lager, wickelte sich in eine der Decken und schlief so schnell ein, dass sie es gar nicht merkte. Als sie wieder aufwachte, steckte eine neue Kerze im Kerzenhalter und brannte. Draußen war es dunkel, die Nacht musste angebrochen sein. Unterm Fenster, direkt neben ihrem Kopf, lehnte Nikodemia an der Wand. Er sah sich selbst sehr ähnlich, obwohl er nur manchmal schwarze Haare gehabt hatte in den anderen Leben. Aber er war immer schlank und geschmeidig gewesen, von der Art einer Katze. Er bewegte sich stets aufmerksam und lautlos. Vielleicht kam es von seiner Gewohnheit, im Zwischenraum umherzustreifen und dort Abgründe und Fallen ausfindig zu machen. Er war wachsam und in jedem Leben blitzten seine Augen gefährlich, ganz gleich, welche Farbe sie hatten. In diesem Leben waren sie pechschwarz, genauso wie Elsas.
    Heute machte er einen gelassenen Eindruck. Er schnitzte mit einem Messer an einem Stück Holz herum und war – Elsa kannte es kaum anders – viel zu dünn. Es war der Zwischenraum, der ihn so auszehrte. Elsa konnte ihm kaum verdenken, dass er dort lieber war als in seinem engen, klammen, düsteren Zimmer.
    „Hallo, Niko!“, sagte sie,  richtete sich auf und lehnte sich ebenfalls an die Wand. Ihr Körper war stocksteif und alles tat ihr weh.
    „Hinter dir ist hoffentlich keiner her?“, fragte er, ohne von seiner Schnitzerei aufzusehen.
    „Nicht direkt. Gaiuper und sein Priester sind tot. Die Ganduup denken hoffentlich, dass es mich nicht mehr gibt, und die Möwen und die Antolianer auch. Eigentlich bin ich frei, wenn es keiner

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