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Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition)

Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition)

Titel: Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Kammer
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Anwesen führte. Dafür, dass es in Sommerhalt noch Sommer war, war es eine kalte Nacht. Dennoch blieb Elsa auf ihrer Bank sitzen, bis der Morgen graute und kehrte dann ins Matrosenviertel zurück.
     
    Es gab noch einen anderen Eingang zum Umgekippten Eimer als die Tür. Er führte über das Dach eines Schuppens hinauf zu einem Fenster, das nicht verschlossen war. Dort stieg Elsa am frühen Morgen mit Nikodemia ein. Es war seine Antwort auf ihre Frage, wo sie denn essen und sich waschen könnte. Geld besaß Nikodemia keines, mit der Miete stand er schon seit einiger Zeit in der Kreide.
    „Aber du verdienst doch Geld?“
    „Nur ab und zu, es reicht gerade so.“
    „Was ist mit Schmuggel und Diebstahl und solchen Sachen? Warst du da nicht mal im Geschäft?“
    „Gerade halte ich mich zurück. Sie passen zu sehr auf.“
    Nun liefen sie also durch einen niedrigen, knarrenden Flur zu einer Stiege, die hinab in ein paar kleine Wirtschaftsräume führte. Der eine war eine Vorratskammer, der andere eine Küche, die schon lange keiner mehr richtig sauber gemacht hatte. Sie roch wie geräuchert und abgefackelt, nur das Geschirr und die Töpfe waren gespült und auf den Tischen ausgebreitet worden.
    Elsa setzte sich auf eine Bank und sah zu, wie Nikodemia alte Brotas, einen riesigen Schinken, Käse und sauer eingelegtes Gemüse anschleppte. Er räumte das Geschirr beiseite und schob ihr einen Teller und ein Messer hin.
    „Was ist, wenn uns jemand erwischt?“, fragte sie.
    „Ich hab hier Freunde, das geht schon in Ordnung“, sagte er kauend.
    Die kleinen Butzenscheiben, die in den Hof zeigten, waren beschlagen. Aber es war warm hier drin und Elsa war hungrig. Die ganze Zeit, seit sie Gaiuper entkommen war, hatte sie nicht an Essen gedacht. Der Sinn dafür war ihr abhandengekommen. Doch jetzt, als sie die Brotas und den Schinken roch, schlimmer noch, als sie die ersten Bissen im Mund hatte, da überkam sie so eine Gier, dass sie glaubte, sie werde niemals satt werden. Nikodemia staunte darüber, was sie so alles verdrückte, und in welch einer Geschwindigkeit.
    „Ich habe ewig nicht gegessen“, sagte sie mit vollem Mund. „Seit einer Woche fast nichts!“
    „Dafür siehst du aber noch ziemlich normal aus.“
    Sie schüttelte den Kopf, konnte aber nicht reden, weil sie so mit Kauen beschäftigt war. Nikodemia, der mittlerweile satt war, lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust.
    „Dass du noch lebst, ist sowieso ein Wunder“, stellte er fest. „Carlos hat ein paar Dinge gesehen …“
    Jetzt hatte Elsa den Mund frei und sie nutzte die Pause zwischen zwei Bissen:
    „Ich brauchte nichts zu essen bis vorgestern. Ich war in Gaiupers Kopf und hatte keinen eigenen Körper. Er hat das Verfahren abgewandelt und mich in sich hineingesteckt. Aber Gaiuper ist in Feuersand vom Tor aufgesaugt worden und seitdem habe ich mich wieder.“
    So, jetzt musste sie weiteressen. Nachdem sie erst mal das Loch in ihrem Magen entdeckt hatte, forderte es Nahrung um jeden Preis.
    „Dich hat es verschont?“
    „Hmpfmn!“, machte sie und dachte sich, dass es ja sowieso nichts anderes als Ja heißen konnte, denn schließlich saß sie ja leibhaftig vor Nikodemia.
    „Warst du nicht versucht, hineinzugehen? In das Tor?“
    Sie schluckte und schluckte.
    „Ich wäre umgekommen, das hast du doch selbst gesagt“, antwortete sie, als ihr Mund frei war. „Man muss ein Gespenst sein, um es zu schaffen. So wie die Ganduup. Ein Rabengespenst.“
    „Das glauben sie?“
    „Ich weiß nicht, ob sie das glauben. Ich glaube es.“
    Er schaute über ihren Kopf hinweg und überlegte, während sie weiteraß.
    „Was passiert dann?“, fragte er schließlich. „Wenn man als Rabengespenst durch dieses Tor geht?“
    „Ist alles vorbei. Wie wenn man einen Stöpsel aus der Badewanne zieht, hat Legard gesagt. Nur die Gespenster bleiben übrig. Sie leben dann auf andere Weise.“
    „Und das andere Universum? Das mit den Altjas?“
    „Das ist dann auch weg, denke ich.“
    Er schob ihr noch ein Glas mit eingelegtem Gemüse hin, nachdem sie das erste leer gegessen hatte.
    „Carlos hat mir viel erzählt“, sagte er. „Darüber, was die Altjas glauben. Ein Altja, der besonders mächtig ist, könnte tatsächlich das Ende aller Welten herbeiführen und danach alleine weitermachen. Wir Raben, sagt Carlos, tragen das Ende in uns. Unsere Aufgabe ist es, dieses Ende hinauszuzögern. Deswegen müssen wir unsere Fähigkeiten beschränken und uns in

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