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Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition)

Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition)

Titel: Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Kammer
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gekommen bin.“
    „Immerhin lernst du dazu“, sagte er in versöhnlichem Tonfall. „Aber wenn du dich heute Nacht erwischen lässt, werde ich stinksauer.“
    „Werden wir zusammen weggehen und uns verstecken?“, fragte sie.
    „Sieht ja wohl so aus“, antwortete er.
    Elsa stand mühsam auf. Ihr kam der Verdacht, dass sie nicht nur steif war vom Schlafen und Herumsitzen im klammen Zimmer, sondern dass sie auch blaue Flecken hatte und insgesamt mitgenommen war von ihrem Ausflug nach Feuersand. Jedenfalls fühlte sie sich wie eine alte Oma.
    „Bis später dann“, sagte sie, nachdem sie sich bis zur Tür vorgearbeitet hatte.
    „Pass gut auf“, sagte er und rollte sich hinüber auf die übrigen Decken, die nun frei waren. Er sah sehr müde aus.
    Elsa verließ das Zimmer und trat in den dunklen Flur, in dem nur der Widerschein eines Lichts im oberen Stockwerk zu sehen war. Ein paar Augenblicke später erkannte Elsa Schatten auf dem Boden – es waren Menschen, die da schliefen. Sie kletterte über sie hinweg und verließ das Haus. Als sie auf die Straße trat, atmete sie tief ein und aus. Die Luft war viel besser im Freien und in ihre Glieder kam wieder ein bisschen Leben und Wärme zurück. So richtig war der Nebel nicht verschwunden, die Laternen standen in milchigen Lichtkreisen und die Menschen waren Schemen, deren Gesichter Elsa erst erkannte, wenn sie in ihrer Reichweite auftauchten. Es war eine andere Welt als noch am Morgen. Nicht weiß und still, sondern voller Lichter, gelb und rot und bunt und von Lachen, Schreien und Musik durchdrungen. Es herrschte viel Betrieb und niemand achtete auf sie.
    Sie wollte aber nicht hierbleiben, es zog sie hinauf in die Mittelstadt. An den Rathaus-See und all die anderen schönen Plätze, an denen sie ganz am Anfang mit Leimsel gewesen war. Dass es dieselbe Mittelstadt gewesen war, durch die sie Edon Weiss und seinen Freunden in den Keller gefolgt war, davon wollte sie lieber nichts wissen. Während sie die stille Straße am Fluss entlangspazierte, die irgendwann von der Ebene hinauf in die höher gelegenen Stadtviertel führte, dachte sie, dass ihre Zukunft sehr deutlich vor ihr lag. Es war eine Zukunft, die ihr weder Angst machte noch sie mit Freude erfüllte. Wenn all das hier unterging, so wie Legard gesagt hatte, würde sie nicht mehr hier sein. Sie würde sich mit Nikodemia in einer anderen Welt verstecken. Er konnte das und auch sie würde sich zusammenreißen, damit die Ganduup sie nicht fanden. Wenn der Krieg sie trotzdem erreichte, dann mussten sie eben weiterziehen.
    Mittlerweile war Elsa die ersten Treppen hinaufgestiegen und konnte einen Teil des Matrosenviertels überblicken. In Schleier gehüllt und bunt beleuchtet, mit den dicht gedrängten Häusern und den kleinen Wasserläufen, in denen sich die Lichter spiegelten, sah es hübsch und einladend aus. Wie ein altes, in die Jahre gekommenes Schmuckstück.
    Sie stieg weiter empor und versuchte nicht zu denken, was sie eigentlich dachte, die ganze Zeit in ihrem Hinterkopf. Da war eine Sehnsucht nach einer Welt, in die sie nicht gehörte und die ihr nicht zustand. Die Welt, in der sich Amandis wie selbstverständlich bewegte, und die von außen geordnet, glänzend und schön aussah. Behütet. Obwohl sie das nicht war, schon gar nicht jetzt, da der Krieg drohte.
    In der Mittelstadt waren längst nicht mehr so viele Menschen unterwegs wie im Matrosenviertel. Die Leute gingen langsam, redeten leise und wenn sie lachten, dann hielten sie sich die Hand vor den Mund. Elsa hatte sich eine Decke um den Kopf geschlungen wie einen Schal, doch hier in dieser satten Umgebung fiel sie mit der ärmlichen Kopfbedeckung aus dem Rahmen. Aber sie hatte nichts anderes und ohne die Decke wäre sie einer wachsamen Möwe noch eher aufgefallen.
    Sie machte eine Pause am Rathaus-See, saß an seinem Ufer und beobachtete die schlafenden Vögel, die ihre Köpfe im Gefieder vergraben hatten. Lange hielt sie es dort nicht aus. Sie musste weiter, immer weiter hinauf in die feine Gegend. Erst als sie den Aussichtspunkt erreicht hatte, von dem aus man über ganz Brisa und die Ebene schauen konnte, blieb sie, wo sie war. Sie setzte sich dort auf eine Bank, lauschte dem Plätschern eines Brunnens zu ihrer Linken und schaute in die Nacht. Sie schaute über den Dunst in der Tiefe, die Dächer und Treppen, die Wege und Büsche, die Gärten. Sie beobachtete auch die schmale Gasse mit den hohen Mauern, von der sie wusste, das sie hinauf zu Sistras

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