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Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition)

Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition)

Titel: Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Kammer
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Holzfigur käuflich zu erwerben. Ihm nehmen sie es ab, wenn er sagt, dass wir keine Raben auslöschen dürfen. Trotz allem, was in den letzten Jahren passiert ist, leuchtet ihnen ein, dass unsere Gerechtigkeit auch den Feind mit einschließen muss. Wenn sie allerdings wüssten, dass Anbar den Feind küsst, dann fänden sie das überhaupt nicht lustig. Antolianer haben strenge Sitten und eine sehr romantische Ader. Sie erwarten von ihrem Helden, dass er in nicht allzu langer Zeit eine brave Antolianerin heiratet, die die Liebe seines Lebens ist, und dass er vorher nie eine andere angesehen hat.“
    Elsa runzelte die Stirn.
    „Was er natürlich nicht tun wird“, fügte Leimsel schnell hinzu, „da er die unselige Neigung hat, in ihn gesetzte Erwartungen zu durchkreuzen. So wie er auch das arme Volk immer wieder mit seinen harten Worten erschreckt oder ständig Gesetze bricht oder seinen plötzlichen Eingebungen folgt und damit alles aufs Spiel setzt. Wenn mir bald meine ersten weißen Haare wachsen, dann weiß ich, wem ich das zu verdanken habe. Ich möchte nicht wissen, wie viele wahnsinnige Dinge er schon getan hat, ohne einen Gedanken an die Folgen zu verschwenden.“
    Hier bekam Leimsel schmale Augen und sah sie fast lauernd an.
    „Ich fürchte, dass das, was Anbar in den letzten Jahren im Rat zum Besten gegeben hat, bisweilen sehr wenig mit der Wirklichkeit zu tun hatte. Er kann lügen wie gedruckt und ich hoffe sehr, dass es nie herauskommt. Ein zweites Verfahren wegen Hochverrats hat er schon hinter sich, aber sie konnten ihm nichts nachweisen, da König Nada zu seinen Gunsten ausgesagt hat. Natürlich. Alleine daran hätten sie merken müssen, dass er Mist gebaut hat, wenn er es nötig hat, seinen besten Freund in den Zeugenstand zu rufen.“
    „Worum ging es?“, fragte Elsa, obwohl sie doch wusste, dass es besser wäre, Leimsel von diesem heiklen Thema abzubringen.
    „Um das Original von ‚Bolhins Reisen’. Woher hattest du es?“
    „Von … König Nada?“
    Leimsel gab einen tiefen Seufzer von sich.
    „Er bringt mich noch ins Grab. Aber sollte er doch noch alles vermasseln, dann bringe zuerst ich ihn ins Grab, das kannst du mir glauben.“
    „Dann wird er also keine brave Antolianerin heiraten?“, fragte Elsa hoffnungsvoll, obwohl ihr klar war, dass sie sich damit in ein albernes und unreifes Licht rückte.
    „Wie ich ihn kenne, wird es eine weniger brave Halbantolianerin. Ich tippe auf Amandis.“
    „Amandis!“, rief Elsa. „Sie sind wie Bruder und Schwester!“
    „Ja, das stimmt. Aber sie verstehen sich sehr gut. Wenn man schon heiraten muss, obwohl man nicht will, dann nimmt man doch eher jemanden, den man gerne erträgt. Amandis ist eine halbe Möwe und ihr Ruf mehr als angekratzt, damit wäre Anbars Hang, aus der Reihe zu tanzen, Genüge geleistet. Andererseits gäben sie ein hübsches Paar ab, das den Hochwelten gefallen dürfte.“
    „Willst du mich nur ärgern oder glaubst du das wirklich?“
    Leimsel zog die Augenbrauen hoch und lächelte Elsa melancholisch an.
    „Dich kann er nicht heiraten. Nicht heute und nicht in dreißig Jahren. Glaub mir, es tut mir leid für ihn. Aber so ist das Leben nun mal. Er muss Antolia retten und er will’s auch tun, weil er ein guter Junge ist.“
    Das klang endgültig. Elsa wagte auch gar nicht zu widersprechen.
    „Er hat es immer geschafft, dich als Opfer hinzustellen“, sagte Leimsel. „Er hat versucht, ein Gegenbild zu den blutrünstigen Raben-Mythen aufzubauen, die jeder Hochweltler im Kopf hat, und sie sind ihm weitestgehend gefolgt. Hilfreich war, dass alle Antolianer, die du in Schloss Hagl attackiert hast, den Kampf überlebt haben. Nur eine deiner Taten hat Anbar in arge Erklärungsnöte gebracht und das war der grausame Mord an Edon Weiss.“
    „Mord?“, frage Elsa. „Ich habe mich gewehrt!“
    „Ja, aber du kannst dich auch anders wehren, wie du ja schon bewiesen hast. Warum lässt du sechs Antolianer, die dich angreifen, am Leben, aber treibst einer einzelnen Möwe einen spitzen Gegenstand zwischen die Beine und spaltest ihr anschließend den Schädel? Wie passt das zusammen?“
    Elsa musste auf einmal an Madelene denken und deren Ängste. Die Arme saß jetzt womöglich in Antolia und fürchtete, dass ihrem geliebten Leimsel spitze Gegenstände zustoßen könnten.
    „Die Antolianer hatten mir nichts getan. Aber auf Edon war ich wütend. Er hat mich schlecht behandelt.“
    „Wenn du schlecht behandelt wirst, rächst du dich?“,

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