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Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition)

Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition)

Titel: Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Kammer
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gewohnt.“
    „Antolianer sind normalerweise gar nicht ruppig“, sagte Leimsel. „Sie sind sehr höflich und freundlich.“
    „Nicht die beiden, die ich am besten kenne. Aber ich mag euch trotzdem, wie du ja weißt. Ist dieses Haus genauso modern ausgestattet wie Sistras?“
    „Den Flur entlang, die letzte Tür rechts.“
    Elsa hatte noch einmal Gelegenheit, Madelenes Einrichtungskünste zu bewundern. Das Bad, das für Brisas Verhältnisse sehr komfortabel war, hatte türkise Wände, die mit kleinen Ölgemälden, die Blumen darstellten, geradezu tapeziert waren. Außerdem gab es mindestens zehn Spiegel und wenn das Licht großzügiger gewesen wäre, hätte sich Elsa von allen Seiten darin beobachten können. So sah sie nur ihr Gesicht im Spiegel, als sie sich die Hände wusch, und es gefiel ihr. Noch nie war ihr aufgefallen, dass es so schön aussehen konnte.

KAPITEL 29
     
    Leimsel brachte sie zur Tür. Sie hatte ihn schon immer gemocht und er konnte sie wahrscheinlich auch gut leiden, obwohl er betonte, dass er sie nie wieder zu sehen wünschte.
    „Pass auf, dass dich meine Landsleute nicht kriegen“, bat er noch. „Ich traue Anbar zu, dass er gegenüber Torben handgreiflich wird, wenn du ausgelöscht wirst, und das würde seiner politischen Zukunft schaden.“
    Sie reichte ihm die Hand.
    „Ich hoffe, du schläfst trotzdem gut, Leimsel.“
    „Schlaf besser, wo auch immer es dich hinverschlägt.“
    Sie stieg die Treppen hinab bis zur Haustür und hängte sich dort ihre alte Decke um. Dann trat sie in die stille und klare Nacht hinaus. Als sie durch die Gassen der Mittelstadt spazierte, alleine und frierend, war sie glücklich. Was nur daran lag, dass sie an Anbar und den Kuss dachte und daran, dass er sie liebte. Als sie jedoch den schmucken Stadtteil der Bürgerlichen hinter sich gelassen hatte und die Straße entlangwanderte, die hinab in die Ebene führte, und der Wind pfiff und keine Laternen leuchteten, da kamen ihr auf einmal Zweifel. Er hatte ja gar nicht gesagt, dass er sie liebte, es hatte sich nur so angefühlt, als ob. Und dass sie den Ort, den er ihr genannt hatte, nur mit Morawenas Hilfe finden würde, klang sehr nach seinen üblichen Tricks. So hatte er sich abgesichert, dass sie Morawena mitnehmen würde. Was sie sowieso getan hätte, wenn Nikodemia einverstanden gewesen wäre. Aber ob er tatsächlich einverstanden war, daran hatte sie so ihre Zweifel.
    Zweimal kamen Elsa Menschen entgegen, jeweils paarweise auf der anderen Straßenseite. Sie wirkten heiter und ausgelassen, so wie es sich für Besucher des Matrosenviertels gehörte, doch Elsa war misstrauisch. Es konnten auch Möwen-Späher sein. Wenn sie wirklich seit zwei Tagen beobachtet worden war, dann kannten die Möwen auch schon Nikodemias Aufenthaltsort. Das machte Elsa ein schlechtes Gewissen. Sie brachte Nikodemia kein Glück. Eine treue Verlobte war sie auch nicht, aber immerhin legte er darauf keinen Wert.
    Im Matrosenviertel brannten noch die Lichter, doch die Leute waren von ihren Zerstreuungen schwer und langsam geworden. Elsa beobachtete einen Streit, zwei Männer gingen aufeinander los und nach kurzer Zeit waren drei weitere in den Kampf verwickelt. Zwei Frauen standen daneben und lachten. Die Männer schubsten einander gegen die Hauswände, dass es nur so krachte. Irgendwann wurde ein Fenster geöffnet und jemand schimpfte. Die Männer hatten aber auch keine Lust mehr, sich zu prügeln. Die einen blieben auf der Straße liegen, die anderen alberten mit den Frauen herum.
    Elsa ging am Umgekippten Eimer vorbei, um dort durch die kleinen Scheiben zu sehen. Vielleicht sah sie ja Nelli, das Mädchen, dessen Haarbürste sie heute benutzt hatte. Doch im Inneren des Eimers waren mehr Männer als Frauen zu sehen und die wenigen Frauen trugen nicht Nellis Kleid. Elsa war so ins Schauen vertieft, dass sie sehr erschrak, als ihr jemand eine Hand auf die Schulter legte.
    „Dich kenne ich doch“, sagte ein Mann, dessen Stimme Elsa bekannt vorkam. Aber sie wusste nicht, woher.
    „Sie müssen mich verwechseln“, sagte sie, duckte sich unter der Hand weg und wollte weitergehen. Doch der Mann hielt sie am Arm fest.
    „Langsam!“, rief er.
    Sie drehte sich um, schaute dem Mann ins Gesicht und erkannte ihn. Er war einer von Edons Freunden. Der, der in der Ecke gesessen und Pfeife geraucht hatte. „Dich kann man doch gar nicht verwechseln“, sagte der Mann.
    Er wirkte nicht feindselig. Er hatte schon ein paar Birras getrunken, Elsa

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