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Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition)

Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition)

Titel: Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Kammer
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ging nicht darauf ein. Er legte sich ins Gras und schloss die Augen.
    „Wir sind noch nicht mal außer Hörweite aller Tore“, erklärte Morawena so leise, wie sie es vermochte, „und da legst du dich zum Schlafen hin?“
    Nikodemia stellte sich weiterhin taub. Elsa setzte sich neben ihn, obwohl Morawena die Fäuste ballte und noch weißer im Gesicht wurde oder eher grünlich, zumindest dort, wo ihre Haut nicht von Bissen übersät war. So blieb sie noch eine ganze Weile stehen und dann, ganz plötzlich, sank sie ins Gras und rollte sich auf die Seite. Sie sah aus wie tot mit ihrer ungesunden Hautfarbe und den geschwollenen Augenlidern. Aber sie schlief in kürzester Zeit ein. Elsa sah, wie sich ihre Brust hob und senkte. Sie atmete schwer, jeder Atemzug strengte sie an.
    „Das kann ja heiter werden“, flüsterte Nikodemia, der die Augen wieder geöffnet hatte.
    „Du hast ja gehört, was sie in Brisa gesagt hat“, flüsterte Elsa zurück. „Sie wäre lieber tot als hier.“
    „Nichts einfacher als das“, sagte er. „Sie könnte zu den Antolianern gehen und sich als Versuchskaninchen für das Verfahren anbieten.“
    Elsa schaute vorsichtig zu Morawena hin. Deren Atemzüge klangen unverändert.
    „Ich könnte mir vorstellen“, sagte sie und beugte sich weiter zu Nikodemia vor, „dass sie es liebend gerne ausprobieren würde, aber von Anbar und Sistra daran gehindert wird.“
    „Wer ist dieser Anbar?“
    „Sistras, Morawenas und Ulissas Cousin.“
    „Der Cousin? Aus Antolia?“
    Elsa nickte.
    „Sie haben ihn vorhin erwähnt“, flüsterte Nikodemia. „Er hat wohl was zu sagen?“
    „Er führt eine Minderheit an, die der Mehrheit das Leben schwer macht.“
    Nikodemia sah Elsa nachdenklich an. Dann sagte er:
    „Das verstehe ich nicht. Ulissa hat mal gesagt, ihr Cousin würde nach seinem Großvater der neue Anführer der Mehrheit werden.“
    „Was er nicht geworden ist, weil er mich hat laufen lassen.“
    „Ach.“
    „Das ist die Kurzfassung. Er hat andere politische Ziele als sein Großvater.“
    „Ulissa wollte ihn damals für sich gewinnen.“
    „Für sich?“
    „Für ihr Anliegen. Deswegen hat sie ihn in Antolia besucht. Es war verabredet, dass sie hinterher nach Brisa zurückkommt. Aber stattdessen ist sie nach Bulgokar gegangen.“
    „Was war ihr Anliegen?“
    „Eine neue Weltordnung. Frag mich nicht, wie die hätte aussehen sollen. Aber sie dachte, dass ihr Cousin mal der Boss der Hochwelten wird, und da wollte sie sich gewisse Einflussmöglichkeiten sichern.“
    „Was ihr aber nicht gelungen ist.“
    „Was weiß ich? Kennst du ihn gut?“
    „Einigermaßen.“
    Morawena stöhnte leise im Schlaf und drehte sich auf die andere Seite. Nikodemia und Elsa schwiegen. Die Vorstellung, dass Morawena aufwachen könnte, war zu unangenehm. Darum blieben sie wortlos im Gras sitzen, schauten zu, wie der Wind über die weite, grüne Ebene strich, und beobachteten die Wolken, die zahlreich am Himmel aufzogen.
    „Was soll das?“, fragte Elsa nach ungefähr einer Stunde, als sich die Wolkendecke schloss. „Gibt es jetzt Regen?“
    „Ich bin kein Wettergott, auch nicht im Zwischenraum.“
    „Wenn sie durch den Regen laufen muss“, sagte Elsa mit Blick auf Morawena, „dann wird sie am Ende ernsthaft krank und was machen wir dann?“
    „Was kann ich dafür?“, fragte Nikodemia. „Wenn sie nicht nass werden soll, müssen wir eben eine Unterkunft suchen.“
    „Wann kommen wir außer Hörweite?“
    Nikodemia pustete ratlos durch seine geschlossenen Lippen.
    „Ich muss dir ja nicht erklären, wo wir hier sind“, sagte er nach einer Weile. „Entfernungen spielen keine so große Rolle, es geht mehr darum, wie man sich in welche Richtung bewegt. Ich weiche ihren Geräuschen aus und suche die ganze Zeit nach einer Gegend, von der sie am besten gar nicht wissen, dass es sie gibt. Einen toten Winkel in ihrer Wahrnehmung. Falls wir einen finden, kann ich nicht sagen, wie groß der ist. Und bleiben können wir da sowieso nicht.“
    „Das weiß ich. Ich erinnere mich, wie du ausgesehen hast, wenn du zu lange im Zwischenraum geblieben bist. Dann warst du abgemagert und benebelt im Kopf.“
    „Ich habe gerade nicht viele Reserven. Ich wusste ja nicht, dass ich plötzlich abhauen muss. Deswegen kann ich höchstens eine Woche bleiben.“
    „Mora würde es auch nicht länger aushalten.“
    „Aber du!“
    Elsa war tatsächlich der Meinung, dass sie es länger aushalten würde. Sie fühlte sich stark. Auch

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