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Rabenschwestern: Kriminalroman (Ein Franza-Oberwieser-Krimi) (German Edition)

Rabenschwestern: Kriminalroman (Ein Franza-Oberwieser-Krimi) (German Edition)

Titel: Rabenschwestern: Kriminalroman (Ein Franza-Oberwieser-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabi Kreslehner
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beschwichtigend die Arme. »Jetzt mal langsam. Und ganz von vorne. Das müssen Sie mir jetzt genauer erzählen.«
    Sie erzählte. Langsam. Und von vorne. Und ausführlich. Was sie halt wusste. Das war nicht so viel, wie Arthur sich erhofft hatte, aber es war auch nicht wenig. Nein, man konnte durchaus sagen, sie waren ein paar Schritte weiter.
    Als die Wirtin schließlich gegangen war, saß Arthur auf seinem Stuhl, schüttelte ein bisschen den Kopf und lächelte vor sich hin, während der süße Strom der Erkenntnis ihn durchpulste. Ich muss anrufen, dachte er. Ich muss Bescheid sagen. Sie werden das alles genau wissen wollen. Er griff zum Handy, wählte die Kurzwahl, Karolina meldete sich sofort.
    »Oh!«, sagte er. »Karo! Du? Hab ich mich verwählt? Egal. Dann sag ich’s halt vorerst dir. Durchbruch!«
    »Was?«, fragte sie. »Wovon redest du? Durchbruch? Meinst du etwa Durchknall ? Durchgeknallt? Du? Das ist doch keine Neuigkeit, mein kleiner durchgeknallter Knallkopf!«
    Sie lachte, er hörte die Zärtlichkeit in ihrer Stimme und sah sie vor sich, wie sie sich feixend in der Septembersonne räkelte. Allein. Ohne ihn. Und spürte sofort die Sehnsucht. Obwohl – ganz so schlimm war es jetzt nicht mehr, schließlich hatte er den Durchbruch geschafft.
    »Nein«, sagte er, »nicht durchgeknallt ich! Durchbruch ich! Stell dir vor, Süße, ich habe den Durchbruch geschafft!«
    Und schwächte sofort wieder ein wenig ab. »Na ja, vielleicht.«
    Und redete weiter, weil ihm gerade danach war: »Ich lieb dich, mein Spätzelchen, weißt du das eigentlich?«, und wieder weiter, weil es sich gerade so leicht redete, weil es irgendwie gerade wie von selber ging. »Willst du mich heiraten?«
    Und als das raus war, merkte er erst, was er gesagt hatte, und dass jetzt Karolina am Zug war, und dass, wenn sie nein sagte, er wahrscheinlich der größte Idiot nördlich und südlich des Äquators war, aber das war er wahrscheinlich sowieso, denn wer, wenn nicht ein Volltrottel, wer, wenn nicht der größte Idiot nördlich und südlich des Äquators, fragte seine Angebetete allen Ernstes am Telefon, ob sie ihn heiraten würde.
    Ich könnte mich in den Arsch beißen, dachte er, in den Arsch, wieso sagt sie nichts, und fing ein wenig zu zittern an, weil sie nichts sagte, weil sie einfach nichts sagte.
    Aber dann sagte sie doch etwas. Sie sagte: »Ja, warum nicht.« Sie sagte einfach: Ja, warum nicht.
    Und er hörte das durch den Telefonhörer und er hörte auch, dass sie dazu lächelte, sich freute, und er begann zu jubeln.
    Später würde er sagen, er habe sich in diesem Augenblick groß gefühlt, groß wie nie, und ein bisschen wie im Film. Arthur, hatte er gedacht und sich im Stillen zugeprostet, Arthur, was hast du bloß für einen Schlag bei den Weibern! Dann rief er endlich die Oberwieser an. Die hob nicht ab.
    26 Franza hatte Dorothee Brendler im Hotel abgeholt, in dem sie jetzt wohnte.
    Nun gingen sie durch den Park, der sich daran anschloss. Immer wieder blieben sie stehen, machten Denkpausen, Gesprächspausen.
    »Erzählen Sie mir doch einfach von Ihrer Tochter, Frau Brendler«, hatte Franza gesagt und Dorothee hatte genickt. »Meine Tochter. Ja. Ich hatte zwei. Irgendwie sind es ganz plötzlich zwei geworden, und ich weiß, das klingt jetzt schrecklich, aber damit hat das ganze Unglück wohl angefangen.«
    Sie nickte, ließ sich auf einer Parkbank nieder, verscheuchte die Tauben, die um Futter bettelten.
    »Kennen Sie das Gefühl, dass Sie wissen oder ahnen, etwas läuft total falsch, aber Sie sind völlig hilflos und können nichts tun?«
    Franza nickte. Ja, sie kannte dieses Gefühl, dachte an ihren Sohn Ben und an Marie, das Mädchen, das er geliebt hatte und das gestorben war.
    »Meine Tochter Gertrud«, begann Dorothee, »ist … war eine ganz wunderbare junge Frau mit vielen Möglichkeiten. Aber sie hat sie … lange nicht genutzt.«
    »Ihr Mann«, begann Franza, »hat uns schon erzählt, dass …«
    »Ja?«, unterbrach Dorothee. »Das dachte ich mir. Dann wissen Sie schon viel. Aber vielleicht ist es zu einfach, es darauf zu reduzieren.« Sie schüttelte den Kopf. »Ach, ich weiß nicht.«
    Eine Gruppe von Kleinkindern marschierte vorüber, vorweg eine Betreuerin, am Ende noch eine. Die Kinder hielten sich an den Händen, watschelten vorüber wie kleine Enten. Nachdenklich blickte Dorothee ihnen hinterher. »Ist es noch einfach, wenn man so klein ist?«
    Franza zuckte die Schultern. »Ich weiß nicht. Glauben Sie?

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