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Rabenschwestern: Kriminalroman (Ein Franza-Oberwieser-Krimi) (German Edition)

Rabenschwestern: Kriminalroman (Ein Franza-Oberwieser-Krimi) (German Edition)

Titel: Rabenschwestern: Kriminalroman (Ein Franza-Oberwieser-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabi Kreslehner
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ein wenig tröstete, und weil es das Einzige war, was sie noch trauriger machte.
    Dann fror sie drei Tage, hüllte sich in Wolljacken, in Decken und fror.
    »Bist du krank?«, fragte Max, wenn sie ihn in seiner neuen Wohnung oder in der Ordination besuchte. »Aber nein«, sagte sie, »ich bin nicht krank, wo denkst du hin? Bloß ein wenig kalt. Bin in der Donau gewesen. Die kühlt dich aus.«
    »Bist du krank?«, fragten die Kollegen im Büro, und sie sagte: »Nein, bin nicht krank, wo denkt ihr hin? Bloß ein wenig kalt. Bin in der Donau gewesen. Die kühlt dich aus.«
    Aber sie war wohl doch ein bisschen krank, krank vor Liebe, dieser Liebe, die doch gar keine hätte werden sollen und es aber geworden war, hinterrücks, ungeplant, unbeabsichtigt. Kein Gevögele, kein Geficke, keine Zwischendurchpornos mehr. Oder eben nicht nur.
    Wie hatte sich alles verändert. Wie war ihre Forschheit klein und ihre Zärtlichkeit groß geworden. Es war klar. Einfach. Schön. Es würde weh tun.
    Später, als er Vorstellung hatte, ging sie ein bisschen chatten. Um sich abzulenken. Zu wappnen. Zu wehren.
    25 Sonntag. Dritter Tag. 14. September. Arthur hatte geflucht, als es Zeit war, sich aus Karolinas Armen zu lösen. Aber Schnaps war Schnaps und Dienst war Dienst, auch wenn er einem gerade nicht mundete.
    »Tschau, meine Süße«, flüsterte er ihr ins Ohr, aber sie scheuchte ihn weg wie eine lästige Fliege, drehte sich auf die andere Seite und schnarchte leise weiter. Bedauernd seufzend zog er davon.
    Sie wartete schon, die Wirtin. Ging vor dem Polizeigebäude auf und ab, lächelte ihm entgegen, als er angehastet kam.
    »Nur die Ruhe«, sagte sie. »Sie müssen nicht hetzen. Ist doch Sonntag. Ich habe nichts anderes vor.«
    Ja, dachte er, genau, Sonntag. Ich habe auch nichts anderes vor.
    »Entschuldigen Sie«, sagte er und sperrte auf.
    »Macht doch nichts«, sagte sie. »Ich war ein bisschen zu früh. Ist Gewohnheit. Ich steh immer so zeitig auf, auch wenn es Sonntag ist und ich ausnahmsweise mal nicht ins Café muss.«
    »Ja«, sagte er und rollte ein bisschen mit den Augen, »Sonntag. Genau.«
    Sie lachte. »Sie Armer. Sie hätten wohl auch was Besseres zu tun.«
    »Ach wissen Sie …«, sagte er.
    Kurze Zeit später saßen sie im Büro des Erkennungsdienstes, der Beamte fuhr den Computer hoch und dann konnte es mit dem Phantombild des Unbekannten losgehen.
    Sie ließ sich Zeit. Sie hatte ihn nur zweimal gesehen. Es dauerte. Aber so war das nun mal. Die Augen größer, dann wieder kleiner, dann entschied sie sich für das Mittel. Haaransatz, Stirn, Mund, Nase, Kinn. Langsam entstand ein Bild, ein Gesicht. Immer wieder überprüfte sie ihre Erinnerung, ob alles stimmte, ob das Gesicht auf dem Bildschirm dem aus ihrem Kopf entsprach. Irgendwann waren sie fertig, spät.
    Sie lehnte sich zurück, wirkte ein bisschen erschöpft. »Könnte ich wohl noch einen Kaffee haben«, fragte sie. Arthur sprang auf. »Selbstverständlich! Entschuldigen Sie. Ich laufe rasch zum Automaten.«
    Als er zurückkam, merkte er sofort, dass etwas anders war, dass sie anders war. Angespannt. Hellwach. Und zutiefst erschrocken. Sie starrte auf das Phantombild in ihrer Hand, das der Beamte inzwischen ausgedruckt hatte.
    »Was ist los?«, fragte Arthur alarmiert und stellte den Becher mit dem Kaffee vor sie hin. »Sie wirken, als hätten Sie ein Gespenst gesehen.«
    »Ja«, sagte sie und blickte hoch. »Ein Gespenst. Ich sehe tatsächlich ein Gespenst.«
    Arthur setzte sich auf die Kante des Tisches. »Ein Gespenst? Hier auf dem Bild? Was meinen Sie?«
    »Das ist Tonio«, sagte sie. »Mein Gott, das ist Tonio. Dass mir das nicht aufgefallen ist! Dass ich das jetzt erst sehe!«
    Arthur merkte, wie seine Haut zu kribbeln begann, wie seine Nackenhärchen sich ein bisschen aufstellten, wie sein Herz schneller schlug. Herrgott, was mochte er in solchen Augenblicken seinen Beruf!
    »Wer ist Tonio?«, fragte er vorsichtig. Nicht zu schnell, dachte er, Zeit lassen, sie nicht überfordern, dass sie mit dem Denken nachkommt.
    »Tonio«, sagte sie, stockte, atmete tief ein, »Tonio war Hannas große Liebe.«
    Er pfiff leise durch die Zähne. Das wurde immer besser. »Hanna? Sie meinen Hanna Umlauf?«
    »Ja«, sagte sie. »Hanna Umlauf.«
    »Sie kennen auch Hanna Umlauf?«
    »Ja, ich kenne auch Hanna Umlauf, natürlich kenne ich Hanna Umlauf, aber ich habe sie seit Jahren nicht gesehen. Seit dem Unglück damals nicht mehr.«
    »O.k.«, sagte Arthur und hob

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