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Rabenschwestern: Kriminalroman (Ein Franza-Oberwieser-Krimi) (German Edition)

Rabenschwestern: Kriminalroman (Ein Franza-Oberwieser-Krimi) (German Edition)

Titel: Rabenschwestern: Kriminalroman (Ein Franza-Oberwieser-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabi Kreslehner
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Schritte weg. Ein bisschen Turteln mit Angelika, das tat er neuerdings hin und wieder zwischendurch. Die anderen schwiegen andachtsvoll. Als er wiederkam, legte er das Wunderding auf den Tisch. »Da staunt ihr, was?«
    »Da staunen wir«, sagte Hansen, ergriff das BlackBerry und betrachtete es von allen Seiten.
    »Da staunen wir nicht wirklich«, sagte Arthur und griff in seine Hosentasche. »Ich hab auch eins.«
    »Da staunen wir doch«, sagte Franza, »wenn sich unser Felix solch ein kleines, niedliches Männerspielzeug anschafft. Kommst du in die Wechseljahre, mein Herz? Oder in die Midlife-Crisis? Allerdings hätte ich in so einem Falle auf ein etwas größeres Spielzeug getippt, auf ein scharfes Cabrio beispielsweise.«
    Sie lachten.
    »Oder …«, begann Hansen und bekam ein verklärtes Gesicht, »… oder eine scharfe …«
    »Stopp!«, sagte Franza und hob die Hände. »Stopp!!! Das wollen wir jetzt nicht hören, lieber Kollege Hansen!«
    Wieder lachten sie, und Felix packte Hansen an den Schultern und rüttelte ihn ein bisschen hin und her.
    Schön ist das, dachte Franza, hier zu stehen, zu lachen und zu wissen, du gehörst dazu und sie nehmen dich, wie du bist. Du darfst sein, wie du bist. Sie nehmen dich ernst, aber lachen auch mit dir. Auf diese Weise geht man nicht unter, dachte sie, man bleibt oben und kann sich dem Leben stellen.
    Doch so war es eben nicht immer, es gab Fallen, gab Steine. Manche stürzten, gingen unter, und dann … kamen sie, die Ermittler, und stellten klar und stellten fest. Ein ewiger Kreislauf, der immer in Bewegung war und der, wenn man es pragmatisch sah, ihnen das Leben sicherte, ihr Einkommen, ihre wirtschaftliche Basis. Alles hatte seinen Platz.
    »O.k.«, sagte Franza, »ich glaube, das hängt alles zusammen. Ich bin hundertprozentig überzeugt davon. Das sind keine Zufälle. Dieser junge Mann, Tonio. Der plötzlich auftaucht. Mit Gertrud in Verbindung tritt. Die darüber zu Tode erschrickt. Hanna. Die zum ersten Mal seit mehr als zwanzig Jahren in diese Stadt kommt. Und spurlos verschwindet. Nein, das können keine Zufälle sein. Das hängt alles zusammen. Und mit Gertruds Tod. Und ihrer Vergangenheit. Wenn wir ihre Vergangenheit kennen, ihre Geschichte, sehen wir das Motiv. Und wissen, warum sie sterben musste. Und haben den Mörder.«
    »Was könnte das Motiv sein? Was glaubst du?«
    Franza lächelte, er war noch so jung, der Arthur, er wusste noch so wenig vom Leben.
    »Liebe«, sagte sie, »ist das Motiv«, und zupfte ihm einen Fussel von der Jacke, »Hass, Rache. Wie meistens.«
    Sie schwiegen. Ein bisschen andächtig. Eine winzige Weile. Längst war der Toast auf Felix’ Pappteller kalt geworden. Franza hatte ihren Kaffee ausgetrunken.
    »Isst du nichts?« Felix schaute Arthur an.
    Arthur schüttelte den Kopf. »Karolina kocht.«
    »Ach, du liebe Zeit«, sagte Felix, »solltest du dann nicht gerade etwas essen?« Franza prustete laut heraus und stieß Felix in die Rippen. »Also sag mal, es gibt auch Frauen, die kochen können! Schau mich an! Du hast mit deiner Angelika halt einfach Pech!«
    »Stimmt«, sagte Felix und nickte anerkennend. »Du kannst backen, braten, kochen, wirklich alles. Eine richtige Perle.« Er schaute Arthur mitleidig an. »Na, Junge, magst du meinen Toast haben?«
    Arthur kniff kurz die Augen zusammen. »Ich glaube, sie macht so einen … Auflauf. Es klang …«, er überlegte, »ich weiß nicht genau.«
    »Stimmt«, sagte Felix und schob Arthur seinen Teller hin. »Alles muss man nicht genau wissen. Und auch nicht ertragen.«
    Franza lächelte, schloss die Augen und ließ die Gedanken wandern. Alles wie immer. Da wurde gestorben und dort geheiratet und hier geplänkelt. Da gab es Menschen, die waren plötzlich … allein. Dort waren sie für eine Zeitlang … zusammen. Hier lachten und blödelten sie, obwohl kaum etwas an ihrer Arbeit zum Lachen war, aber vielleicht taten sie es genau deshalb. Vielleicht musste man gerade deshalb lachen und lebendig sein, denn man wusste doch nie, auf welcher Seite man gerade stand, wohin das Pendel ausschlug.
    »Es gibt ein Tagebuch«, sagte Franza plötzlich und öffnete die Augen. »Gertrud hat damals ein Tagebuch geführt. Frau Brendler wusste davon. Haben wir eins gefunden?«
    Sie überlegten. »Nein«, sagte Felix, »nicht dass ich wüsste.«
    »Wirft man Tagebücher weg?«
    »Nein«, sagte Felix, »eher nicht. Angelika hat ihre alle noch.«
    »Ich auch«, sagte Franza, »ich auch. Gut versteckt

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