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Rabenzauber

Rabenzauber

Titel: Rabenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
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musst nur mithilfe deiner Magie hinsehen.«
    »Wie gut kann er damit umgehen?«
    »Etwa so, wie man es annehmen würde«, sagte sie. »Er glaubt offenbar, die Weisung der Raben sei nichts als Magie, bei der er keine Rituale begehen muss.«
    Seraph lächelte zufrieden. »Sag mir, ist er aufbrausend?«
     
    Als sie näher zum Tempel kamen, blieb Lehr stehen und beugte sich vor, als wolle er den Boden berühren, aber er zog die Hand vorher schon zurück.
    »Was ist das, Mutter?«, fragte er.
    »Was?« Seraph blieb ebenfalls stehen, aber sie konnte nichts erkennen.
    »Eine besudelte Stelle«, sagte Jes. Er musste ganz in Henneas Nähe sein, denn sie quiekte nervös auf.

    »Wie sieht es denn aus?«
    »Es sieht aus, als wäre eine widerliche Substanz auf den Boden gegossen worden«, sagte Lehr. »Und es stinkt auch.«
    »Umschattet«, sagte Hennea leise. »Ich dachte es mir schon.«
    »Es geht vom Tempel aus«, sagte Jes. »Dort ist es noch dunkler.«
    »Es ist wirklich hier«, sagte Lehr. »Warum kannst du es nicht sehen, Mutter?«
    »Ich weiß nicht, warum Raben den Einfluss des Pirschgängers nicht sehen können, und Lerchen auch nicht«, erwiderte Seraph. »Ich kann verstehen, wieso die Ahnen es nicht für notwendig hielten, dass Eulen und Kormorane ihn sehen können, aber Lerchen und Raben haben oft mit Umschatteten zu tun.«
    »›Mit jeder Weisung …‹«, murmelte Hennea.
    »›Werden Kräfte gegeben‹ - ja, ja, ich weiß. Es ist trotzdem dumm. Volis ist also wahrscheinlich umschattet.« So etwas geschah sehr selten. Seraph hatte nie mit einer umschatteten Person zu tun gehabt, ihr Lehrer allerdings schon. Er war gestorben, bevor er ihr viel darüber hatte beibringen können, weil es so viel anderes zu lernen gab. Sie wusste, dass der Pirschgänger ein zerstörerisches Gefühl oder eine solche Tat brauchte, um Einfluss zu gewinnen, und dass die Intensität des Einflusses unterschiedlich sein konnte. Der Schatten war etwas anderes gewesen, hatte ihr Lehrer gesagt, denn der Schatten hatte die Macht des Pirschgängers aktiv heraufbeschworen und seinen Einfluss freudig aufgenommen.
    »Gehen wir«, sagte sie. »Wir müssen Rinnie finden.«
    Endlich erreichten sie den Tempel, und Lehr versuchte die Tür.
    »Verschlossen«, sagte er. »Ich denke, von innen verbarrikadiert.«

    Seraph sagte etwas Knappes, Kehliges - ein Bann, an den sie sich nicht einmal erinnert hätte, wenn sie wirklich darüber nachgedacht hätte -, und die Tür flog auf, war plötzlich nur noch ein Haufen Splitter und Metall auf dem Boden des Vorraums.
    »Vorsicht«, warnte Hennea. »Zorn und Magie passen nicht gut zueinander.«
    »Wohin würde er sie bringen?« Seraph wusste, dass Hennea recht hatte, aber seit der Jäger des Sept gekommen war, um ihr zu sagen, dass Tier tot sei, hatte sie mehr Angst gehabt als jemals seit der Nacht, in der ihr Bruder gestorben war - und Angst machte sie ebenso wie Trauer wütend.
    »Folgt mir.«
    Der Tempel war mithilfe von Kerzenleuchtern an der Wand hell beleuchtet, also fiel es Seraph nicht schwer, sich einen Weg durch den Schutt der Tür zu bahnen. Aber der Raum auf der anderen Seite des Wandbehangs war anders als der, an den sie sich erinnerte. Es gab keine fliegenden Vögel, keine Kuppeldecke.
    »Ist das hier der wirkliche Raum oder der mit den Vögeln?«, fragte sie Hennea.
    »Was würdest du sagen?«
    Dieser Raum sah nicht aus, als wäre er Teil eines Gebäudes, das innerhalb kürzester Zeit errichtet worden war. Er wirkte eher wie Willons Laden, und sie konnte in allem Magie spüren … aber …
    »Der andere ist echt«, sagte sie überzeugt.
    Der Raum mit den Vögeln an der Decke war einfach zu gut ausgearbeitet gewesen, um eine Illusion zu sein, die der Priester nur für sie geschaffen hatte. Aber er würde diesen Raum nicht jedem zeigen können. Die in den Berg gemeißelte Kammer hingegen war genau das, was die Dorfbewohner erwarten würden.

    Hennea nickte. »Wie ich schon sagte, er ist ein sehr guter Illusionist.«
    In der hinteren Wand befand sich eine kleine, unauffällige Tür, und Hennea führte sie hindurch und eine schmale Treppe hinunter.
    »Wir sind ihm jetzt sehr nahe«, sagte Hennea. »Wir sollten so leise wie möglich sein.«
    »Rinnie war hier«, flüsterte Lehr.
    »Ich kann immer noch ihre Angst riechen«, stimmte Jes zu, der bereits am Fuß der Treppe stand.
    Die Treppe führte in einen kurzen, dunklen Flur, der für Seraph nur nach Erde und Feuchtigkeit roch, aber Lehr hatte die Nase

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