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Rabenzauber

Rabenzauber

Titel: Rabenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
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Das Geschöpf war nicht viel größer als eine Katze, ein kleines, moosiges Wesen mit runden Schlappohren und großen Augen, das vor Macht schimmerte.
Seine Farbe passte so gut zum Boden und zum Wald, dass Seraph es wahrscheinlich nicht gesehen hätte, hätte das Feld nicht vor Macht gesurrt.
    »Ein Erdwesen«, sagte sie leise. »Dieser Bauer folgt offenbar dem alten Weg.«
    »Selbst als er für seine eigenen Kinder nichts weiter hatte als altes Brot und Milch, hat er mich nicht vergessen«, erklang eine Stimme, die sie ebenso spürte wie hörte. »So etwas muss belohnt werden.«
    »In der Tat«, stimmte Seraph zu. Da sie nichts weiter zu tun hatte, fügte sie den Lichtern ein Knistern hinzu, damit der Kaufmann und Benroln nicht hören würden, wie sie mit dem Geschöpf sprach. »Ohne dich hätte ich das Feld nicht so gut heilen können.«
    »Und ich konnte diesen anderen Bann nicht brechen«, sagte das Erdwesen mit heiserer Stimme. »Aber jetzt kann ich es.« Die Magie hörte plötzlich auf, und das Geschöpf huschte so schnell davon, dass ihr Blick ihm nicht folgen konnte.
    Der Weizen schwankte unter Seraphs Licht und war nun zur Ernte bereit - mindestens zwei Monate zu früh. Sie senkte die Arme und ließ das Leuchten und Knistern langsam vergehen.
    »Ich leiste nicht die Arbeit von Verbrechern«, sagte sie klar und deutlich.
    »Rabe«, fauchte Benroln. »Also gut. Du wirst ja sehen, was aus deinen Kindern wird. Und was das hier angeht«, er deutete auf das Feld, »magst du Rabe sein, aber ich bin Kormoran.«
    Elektrizität sammelte sich in der Luft.
    Dummer, dummer, arroganter Rabe, dachte Seraph verbittert und beschämt. Ein Sturm wäre eine Katastrophe für die schweren Weizenähren auf dünnen Stielen.

    Wenn sie das Feld nach dem Aufheben des Fluchs einfach in Ruhe gelassen hätte, hätte das Erdwesen sich schon darum gekümmert, dass der Weizen gut wuchs. Sie wusste, was Benroln war, und als Bauersfrau hätte sie sich erinnern müssen, welche Katastrophen das Wetter bringen konnte.
    »Benroln«, sagte sie barsch, »du bist ein Idiot. Dieser Mann hat Bewaffnete im Wald versteckt - glaubst du, sie sind hier, um Zeugen der Magie zu werden?«
    »Ich weiß nicht, wovon Ihr redet«, empörte sich der Kaufmann.
    Benroln unterbrach seine Magie und sah den anderen Mann an.
    »Du glaubst tatsächlich, dass ein solcher Mann ohne Leibwachen hergekommen ist?«, fragte Seraph. »Es war immer ein Problem, für Solsenti zu arbeiten, die Reisende bezahlen wollten, um ihren eigenen Leuten Schaden zuzufügen.«
    »Und was schlägst du vor?«, fragte Benroln verbittert. »Sollen meine Leute verhungern? Ich habe es auf deine Weise versucht. Man trieb uns von einem Ort zum anderen. Manchmal waren es Leute, die fürchteten, was wir tun würden, und manchmal andere, die sich ärgerten, dass wir nicht tun wollten, worum sie uns baten. Zu mir sind vier - vier - Mermori gekommen. Vier weitere Clans sind tot.«
    »Sprich nicht vor Solsenti von unseren Problemen«, zischte sie.
    Benroln warf dem Kaufmann einen Blick zu und biss sich auf die Unterlippe.
    »Lehr hat sich um drei Männer gekümmert, die im Gebüsch lauerten.« Hennea kam aus dem Wald, Gura an ihrer Seite. »Jes hat den anderen bewegungslos gemacht.«
    »Was soll ich also mit ihm tun?«, fragte Benroln.
    Jes erschien und packte den Kaufmann an der Hand.
    »Ihr wollt dieses Messer wirklich nicht ziehen«, sagte Jes
ruhig. »Mein Bruder ist dort drüben mit dem Bogen, den er einem Eurer Männer abgenommen hat. Es wäre dumm, wenn heute Nacht noch jemand stürbe.«
    Der Kaufmann wäre bei Jes’ Berührung beinahe zusammengebrochen, und Seraphs ältester Sohn nahm ihm mehrere Wurfmesser ab.
    »Asherstal«, sagte Seraph und schnippte mit den Fingern. »Er ist der Besitzer dieses Felds, und er hat ziemlich lange überlebt. Ich denke, er kommt auch mit diesem sogenannten Kaufmann zurecht, wenn wir ihn ausliefern. Hennea, Jes, könntet ihr ihn zum Haus begleiten?« Sie wandte sich Benroln zu und sagte: »Du solltest sofort eine Versammlung einberufen. Ich werde euch ein paar Dinge erzählen, die ihr wissen müsst.«
    Wenn sie den gesamten Clan überreden konnte, ihr nach Taela zu folgen, würde die Heilerin Tier helfen können, sobald sie ihn fand. Wenn sie doch nur so überzeugend reden könnte wie ihr Mann!
    Benroln wartete nicht auf sie, sondern stapfte davon, wütend auf Seraph, auf den Kaufmann und auf eine Verantwortung, von der er nicht wusste, wie er sie tragen

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