Rabenzauber
Seine Instinkte sagten ihm, wenn er bei dieser Besprechung keine Kontrolle über die Septs erhielt, würde er es nie schaffen.
Er sah sich die geröteten Gesichter der Protestierenden an, sah die klammheimliche Zufriedenheit auf Telleridges Zügen, als die Empörung immer lauter wurde, obwohl Telleridge selbst ruhig dasaß und schwieg. Avar warf dem Kaiser einen Blick zu und zog eine Braue hoch, dann deutete er unauffällig auf sich selbst, als wolle er fragen: »Darf ich?«
Avar glaubte, er könne etwas unternehmen? Phoran zog selbst die Brauen hoch (es war ihm nie gelungen, das mit nur einer zu tun) und nickte.
Avar stand auf, sprang über die taillenhohe Barriere und landete etwa zwei Schritt unterhalb des Bereichs mit dem Tisch und den Stühlen. Das brachte ihm die Aufmerksamkeit der anderen ein, und der Lärm ließ für kurze Zeit nach.
»Meine Herren«, rief Avar laut, »ich werde jeden, der noch steht und redet, nachdem ich bis fünf gezählt habe, zu einem bewaffneten Kampf bis zum Tod herausfordern. Selbst wenn das bedeutet, dass ich gegen jeden einzelnen von Euch kämpfen muss, wird Seine kaiserliche Majestät danach mit Euren Erben erheblich besser zurechtkommen. Eins. Zwei. Drei.«
Avar war tatsächlich zu so etwas imstande, das wusste Phoran. Er würde jeden einzelnen Sept besiegen können. Dass die Septs in dieser Sache der gleichen Ansicht waren wie Phoran,
wurde klar, als sie alle wieder saßen und schwiegen, bevor Avar auch nur die »Vier« erreichte.
Avar sah sich um, um sich zu überzeugen, dass wirklich alle saßen, dann sprang er auf diese lässig-sportliche Art, um die Phoran ihn so beneidete, nach oben, packte das untere Geländer und kletterte zurück über die Barriere, um seinen Platz wieder einzunehmen.
»Wir danken dem Sept von Leheigh für seine Dienste am Kaiserreich«, sagte Phoran souveräner, als er sich fühlte. Aber Avars waghalsiger und wirkungsvoller Trick, die Septs zum Schweigen zu bringen, hatte ihm eine Gelegenheit geliefert, sich schlau zu zeigen - oder dumm, je nachdem, wie es ausgehen würde.
Phoran wandte sich dem Vorsitzenden des Rates zu. »Ihr, Ombre, Sept von Gorrish, protestiert also gegen Unsere Zurückweisung dieses vorgeschlagenen Dekrets?« Er griff wieder nach dem bewussten Dokument und tat so, als schaue er es sich noch einmal genauer an.
»Ich bitte um die Erlaubnis, mich zu äußern«, knirschte Gorrish zwischen zusammengebissenen Zähnen.
»Oh, selbstverständlich«, sagte Phoran überrascht. »Wir sind immer erfreut, Euch zu hören, Gorrish.«
Der Vorsitzende des Rats senkte den Blick und holte tief Luft. »Dies ist eine Angelegenheit, die dem Rat bereits vorgelegen hat und angenommen wurde.«
»Der Rat hat akzeptiert, diesen Vorschlag vorzulegen«, stimmte Phoran ihm unbeschwert zu. »Aber ich bin zu dem Schluss gekommen, dass man schlecht beraten wäre, ein solches Dekret zu erlassen.« Er griff erneut nach dem nächsten Pergament.
»Bitte, Euer Majestät, wenn Ihr mich anhören würdet«, fuhr Gorrish fort. »Die Einzelheiten des Falls wurden dem Rat vorgelegt, als es um den Vorschlag ging, dem Sept dieses Land zu gewähren. Es gab keinen Einspruch.«
Phoran zog erneut die Brauen hoch. »Was, gar keinen?« Er sah sich um. »Avar?«
»Kaiserliche Majestät?« Avar stand auf.
»Habt Ihr nicht gerade Euer Leben in Unserem Dienst aufs Spiel gesetzt?«, fragte Phoran.
Zu Phorans Entzücken sah Avar sich unter den Septs um und schüttelte dann den Kopf. »Ich nehme an, der eine oder andere hätte einen Glückstreffer landen können, Euer Majestät, aber ich fühlte mich nicht gefährdet.«
»Dennoch«, sagte Phoran, »es bestand ein Risiko, und Ihr habt nicht gezögert, Uns zu dienen. Ist das nicht eine größere Tat, als ein paar Mittel aufzutreiben, um einer Handvoll Kaufleuten zu helfen? Wenn ich es recht verstehe, ging es um zweihundertfünfunddreißig Goldstücke.«
Es wurde sehr ruhig, als die intelligenteren Septs erkannten, dass Phoran mehr über diese Sache wusste, als sie angenommen hatten.
»Mag sein, Euer Majestät«, sagte Avar mit demonstrativem Widerstreben.
»Avar, Sept von Leheigh, unterrichtet die Anwesenden bitte darüber, wie viel Ihr für diese hinreißende Stute ausgegeben habt, die Ihr gestern erworben habt.«
Avar räusperte sich. »Äh, zweihundertvierzig Goldstücke, Euer Majestät.«
»Wir halten das Leben eines Sept für wertvoller als ein Pferd«, erklärte Phoran mit fester Stimme. »Deshalb informiere ich
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