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Rabenzauber

Rabenzauber

Titel: Rabenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
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Tier den Jungen zu seiner Linken ebenfalls um sein Schwert bat, lachte dieser, zog es mit großer Geste und präsentierte es Tier auf einem Knie. Ein Kurzschwert in jeder Hand, ging Tier auf den improvisierten Kampfplatz hinaus.
    Er sah noch einen Moment genau zu und blieb außerhalb des direkten Blickfelds der Kombattanten, während er die Schwerter, die er in Händen hatte, auf ihre Ausgewogenheit hin prüfte. Sie waren leichter als die Waffe, die er in Redern gelassen hatte, und ein wenig anders in ihrer Form - diese Schwerter waren eher dazu entworfen, einem Gegner blutige Wunden beizubringen, als ihn zu töten.
    Nachdem er seine Vorbereitungen beendet hatte, sprang er vor und griff an. Toarsen verlor sein Schwert sofort. Nehret behielt seine Klinge, aber nur um den Preis von Form und Gleichgewicht. Er landete würdelos auf dem Hinterteil.
    »Wenn Ihr schon kämpfen wollt«, sagte Tier, »dann macht es wenigstens richtig. Nehret, Ihr verliert an Kraft, weil Eure Schultern steif sind - Ihr lasst die Arme die ganze Arbeit machen.« Tier drehte Nehret den Rücken zu, denn er wusste dank seinen Beobachtungen in den vergangenen Tagen, wie der Junge Kritik aufnahm und wie er reagieren würde.
    »Toarsen«, sagte Tier, »Ihr solltet weniger darauf abzielen, Eurem Gegner einen Kratzer zu versetzen, und Euch besser verteidigen. Bei einem echten Kampf wäret Ihr schon ein halbes Dutzend Mal tot gewesen.« Er drehte sich wieder um und fing den Schlag ab, den Nehret auf seinen Rücken gezielt hatte.
    »Beobachtet mich, dann seht Ihr, was ich meine«, fuhr er fort, als wäre es keine größere Sache für ihn, die Schläge des
zornigen Jungen abzuwehren. Tatsächlich war es nicht so einfach, wie er es aussehen ließ. »Nehret streckt sich zu sehr aus - ah, seht Ihr? Das ist es genau, was ich vorhin meinte. Wenn Ihr den ganzen Körper in die Bewegung gelegt hättet und nicht nur den Arm, hättet Ihr vielleicht etwas erreichen können. Ihr seht, dass Nehret mir wirklich wehtun will, aber er ist so lange dazu ausgebildet worden, es nur auf Berührungen anzulegen, dass er keine Gelegenheit hat, mir mehr als einen Kratzer zu versetzen. Das ist das Problem bei zu vielen Duellen - Ihr wisst nicht, was Ihr in einem richtigen Kampf tun sollt.«
    Tier legte die linke Hand auf den Rücken, um eine seiner Klingen aus dem Weg zu schaffen. Dann drehte er das Schwert in der rechten Hand, damit er Nehret nicht den Arm abschnitt, als er ihn damit traf, sondern ihn nur taub werden ließ, sodass der Junge sein Schwert verlor.
    Tier tippte ihm auf die Wange. »Ach«, fügte er hinzu, »und Ihr solltet niemals einen Gegner angreifen, der Euch den Rücken zudreht, es sei denn, es steht mehr auf dem Spiel als Euer Stolz.« Dann wandte er Nehret erneut den Rücken zu. Er wusste, dass er dem Jungen in den letzten Minuten viel von seinem Einfluss auf die anderen Sperlinge genommen hatte. »Toarsen, warum versucht Ihr Euch nicht in einer Runde gegen mich?«
     
    Nach der Ratssitzung stellte Phoran fest, dass er recht beliebt geworden war. Leute folgten ihm, wohin er auch ging - selbst in sein Schlafzimmer, wenn er die Tür nicht schnell genug schloss. Es war Tradition, dass alle Septs bis kurz vor der Erntezeit im Palast blieben; wenn sie bis dahin so weitermachten, würde er sie alle rauswerfen lassen. Schließlich hatte er genug von den gleichzeitig kriechenden, ablehnenden Septs und schickte nach Avar, um mit ihm auszureiten.

    Er hatte Avar gemieden, seit er ihm gegenüber seine Ängste in Worte gefasst hatte. Das war ein schlechter Lohn für Avars rasche Unterstützung bei der Ratssitzung, und Phoran musste etwas tun, um das zu ändern.
    Im Stall stieg er diesmal ohne Hilfe auf, aber er hatte andere Dinge im Kopf und bemerkte es kaum. Stundenlang zerrte er Avar von einem Meister der Kaufmannsgilde zum anderen. Es war nicht ungewöhnlich, dass Phoran den Laden eines Gildenmeisters aufsuchte - ein Kaiser würde kaum bei einem geringeren Mann kaufen. Falls ihn jemand beobachtete - und er glaubte, dass zumindest eine Person ihnen folgte -, würde der Spion nur annehmen, dass Phoran in jedem Laden etwas erwarb.
    Phoran kannte die Gildenmeister selbstverständlich alle, aber das hier war das erste Mal, dass er bewusst freundlich zu ihnen war. Nachdem sie die Webergilde verlassen hatten, kapitulierte Avar und gab seiner Neugier nach, die den ganzen Morgen lang größer und größer geworden war.
    »Ihr braucht keinen Bettvorhang«, sagte Avar. »Und ich

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