Rabenzauber
mit der Musikergilde über eine Trommel zu reden, die ich mitgebracht habe. Und ich selbst musste ebenfalls mit einigen Personen in der Stadt sprechen.«
»Gut«, sagte Phoran. Er dachte daran, Willon zu fragen, was er von einem Mann namens Tier wusste, aber schließlich sagte er nur: »Was würdet Ihr für drei dieser Wandbehänge nehmen?« Er würde stattdessen Tier nach Willon fragen.
Sie begannen zu feilschen, bis sie einen Preis erreichten, den sie beide für gerecht hielten. Phoran feilschte länger, als er es zuvor getan hätte, denn er hoffte immer noch, Emtarig würde zurückkehren. Willon war ein alter Freund seines Onkels, aber inzwischen war Emtarig Gildenmeister und damit der Mann, den Phoran beeindrucken musste. Aber Emtarig ließ sich nicht sehen, also bezahlte Phoran für die Wandbehänge und bat Willon, sie bei Gelegenheit zum Palast zu schicken.
Sie gingen zu drei weiteren Gildenmeistern und kauften einen kobaltblauen Glaskrug, vier Kupfervögel, die im Wind sangen, und ein mit Muscheln eingelegtes Tafelmesser, bevor Phoran sich zu einem privaten Abendessen mit Avar in seine Gemächer zurückzog. Sie unterhielten sich, aber nicht über irgendetwas Ernstes.
Bald schon, dachte Phoran, würde er Avar sagen, dass er alles über den Pfad herausgefunden hatte - aber jetzt noch nicht. Avar würde ihm nicht so leicht glauben wie Tier; er war nicht daran gewöhnt, dass Phoran etwas anderes war als ein gelangweilter Säufer. Obwohl Avar, wenn man ihm gerecht werden wollte, auch nicht Tiers Erfahrung und Beweggründe hatte, an die Existenz des Bösen zu glauben.
Tier kehrte müde, zerschlagen und sehr zufrieden in sein Zimmer zurück - ein dieser Tage eher ungewöhnlicher Zustand. Sein täglicher Schwertunterricht war inzwischen beliebter geworden als Duelle.
Die Sperlinge blühten unter seiner Aufmerksamkeit auf, und einige, besonders Toarsen, wuchsen zu mehr heran, als er für möglich gehalten hätte. Er hatte Jungen immer gut zu Soldaten machen können, weshalb Gerant ihm auch einen Posten in seiner persönlichen Wache angeboten hatte, wo er zusammen mit anderen, in der Sept geborenen Männern gedient hätte, die ebenso gut oder besser als er mit Waffen umgehen konnten.
Es gab ein paar, die es nicht wert waren, gerettet zu werden. Dazu gehörte auch Nehret, und in der jüngsten Gruppe befand sich ein sehr ungewöhnlicher junger Mann, der offenbar ohne jede Moral und ohne Mut zur Welt gekommen war. Er buckelte vor den Mächtigeren und verletzte jeden, den er für schwächer hielt. In ein paar Jahren würde er ein Vergewaltiger und Mörder sein - falls er nicht schon jetzt einer war - und darüber keine Minute Schlaf verlieren. Tier hatte Toarsen und seinen großen, kräftigen Freund Kissel gebeten, diesen Jungen im Auge zu behalten und die jüngeren Sperlinge vor ihm zu schützen.
Die Tür zu seinem Zimmer stand offen. Einige Jungen kamen abends noch vorbei, also hielt er das nicht für bemerkenswert, bis er sah, wer ihn da besuchte.
»Myrceria?«
Sie saß auf seinem Bett, die Beine unter sich gezogen, und lächelte ihn strahlend an. »Ich hoffe, es stört Euch nicht, dass ich heute Abend hergekommen bin.«
»Nicht im Geringsten«, sagte er.
Sie wandte den Blick ab. »Bitte spielt etwas für mich«, sagte sie. »Etwas, das mich zum Lachen bringt.«
Er schloss die Tür, setzte sich aufs Fußende des Betts und nahm die Laute von den Haken, die er an der Wand angebracht hatte. Er spielte eine kleine Melodie und stimmte das Instrument dabei automatisch, bis der Klang akzeptabel war.
»Wie macht Ihr das nur?«, fragte sie. »Collarn kann wirklich niemanden leiden - und die anderen geben ihm dieses Gefühl für gewöhnlich mit Zinsen zurück. Er liebt nur die Musik. Er arbeitet so angestrengt daran, und dennoch ist er nie gut genug. Er konnte kaum den Gedanken daran ertragen, dass Ihr wegen Eurer Magie besser spielen würdet als er, ganz gleich, was er tat oder wie viel er übte. Und dann wurde ich Zeugin, wie Ihr seinen Hass nahmt und ihn innerhalb einer Stunde zu Heldenverehrung umkehrtet. Telleridge sagt, Ihr könnt Eure Magie hier nicht verwenden.«
»Es ist auch keine Magie«, sagte Tier. »Collarn liebt Musik, und das ist wichtiger für ihn als alle Kränkungen, die die Welt ihm zugefügt hat. Ich habe ihm einfach nur gezeigt, dass ich Musik ebenfalls liebe.«
»Aber was ist mit dem Rest?«, fragte sie. »Die Sperlinge folgen Euch überallhin, als wären sie mutterlose Welpen.«
»Ich mag
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