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Rabenzauber

Rabenzauber

Titel: Rabenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
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dich so jung geheiratet zu haben? Ist es denn so unmöglich, dass ich dich schon begehrt habe, seit ich
dich auf der Treppe dieses Gasthauses stehen sah, wo du dich gegen ein ganzes Dorf voller erwachsener Männer verteidigtest, die gerade deinen Bruder umgebracht hatten?«
    Sie versuchte, ihr Lächeln zu verbergen, aber er bemerkte es, und es machte ihn nur noch wütender.
    Also tat er, was er immer tat, wenn sie sich an der freundlichen und liebenswürdigen Art vorbeigedrängt hatte, die er dem Rest der Welt zeigte. Er zog sie wieder an sich und küsste sie noch einmal. Hitzig und leidenschaftlich bewegte er seine Lippen auf ihren und zwang seine Zunge in ihren Mund, bevor sie noch reagiert hatte. Der Stein der Flurwand war kalt an ihren Schultern, als er die Hüften fest gegen sie drückte und recht bewundernswert demonstrierte, dass zumindest seine Begierde sehr ehrlich war, was immer mit dem Rest sein mochte.
    »Also gut«, sagte sie leise und ein wenig atemlos, als er ihre Lippen wieder freiließ. »Ich glaube dir, dass du mich liebst. Unsere Söhne und diese arme Frau, die du bei ihnen gelassen hast, glauben das inzwischen wahrscheinlich auch. Sollen wir nachsehen?«
    Er lachte. »Du hast mir so gefehlt, Seraph.«

15
    I n Tiers Zelle (denn es handelte sich immer noch um eine Gefängniszelle, auch wenn sie eingerichtet war wie für einen König) sah Seraph, dass sie mit ihrer Spekulation, was die anderen machten, richtig gelegen hatte: Lehr wirkte verlegen, Jes unergründlich, und die Frau, Myrceria, sah sehr erschrocken aus.
    »Es tut mir leid«, sagte Seraph zu ihr. »Ich wollte Euch nicht beleidigen, Myrceria, aber ich weine für gewöhnlich nicht vor Fremden. Wir hatten Tier vor ein paar Monaten für tot gehalten, und ich konnte kaum glauben, dass er wirklich hier ist und in Sicherheit.«
    Myrceria war eindeutig erleichtert über Seraphs Ruhe. »Selbstverständlich verstehe ich das; ich überlasse Euch Eurem Wiedersehen, Tier.«
    »Danke«, sagte Tier. »Sagt mir Bescheid, wenn Ihr etwas über die Disziplinierung erfahrt.«
    Sie blieb an der Tür stehen. »Ich werde niemandem verraten, dass Eure Familie hier ist«, versprach sie.
    »Das hatte ich auch nicht angenommen«, erwiderte Tier. »Schlaft gut.«
    »Das werde ich wohl«, sagte sie und schloss die Tür hinter sich.
    Tier setzte sich aufs Bett, zog Seraph neben sich und legte den Arm um sie. Lehr setzte sich auf seine andere Seite, nahe an seinen Vater, aber ohne ihn zu berühren.

    »Also«, begann Tier, »erzählt mir von euren Abenteuern. Nicht du, Seraph, ich will nicht nur einen knappen Bericht, sondern auch Einzelheiten erfahren. Lehr, was ist passiert? Ihr dachtet, ich wäre tot?«
    Seraph überließ Lehr gern den größten Teil des Erzählens. Tier schien zu denken, dass sie im Augenblick hier alle in Sicherheit waren, und sie gab sich mit seiner Einschätzung zufrieden. Sie schloss die Augen, atmete Tiers Duft ein und spürte seine Wärme an der Haut.
    Am Ende der Geschichte schüttelte Tier den Kopf. »Meine Liebste«, sagte er, und sie sah das Lachen in seinen Augen. »Du hast dich verändert; du hast einen ganzen Reisendenclan überredet, nach Taela zu kommen, um mich zu retten. Wann hast du gelernt, so überzeugend zu sein?«
    Sie sah ihn verärgert an. »Als ich entdeckte, dass es nützlicher war, Spielfiguren zu haben, die taten, was ich von ihnen wollte, als sie umzubringen und dann alles selbst erledigen zu müssen.« Sie grinste triumphierend, als sie bemerkte, dass Tier nicht vollkommen sicher war, wie ernst sie das meinte, und Lehr lachte.
    Tier verdrehte die Augen. »Man geht für ein paar Wochen, und schon passiert etwas. Die Frauen und Kinder erinnern sich nicht mehr daran, dass sie einem Respekt schulden. Was hast du mit einem ganzen Clan vor?«
    »Wir hätten ohne sie nie in den Palast gelangen können«, sagte Seraph.
    Lehr lachte. »Offenbar hat einer der Kaiser vor ein paar Generationen Reisende für ein wenig Magie bezahlt. Er wollte allerdings nicht mit ihnen gesehen werden, also brachte er sie auf einem geheimen Weg herein.«
    »Wir kamen durch einen unterirdischen Tunnel«, sagte Jes mit verträumter Stimme. »Pilzfäden hingen an der Seite des Ganges wie geschmolzener Käse.«

    »Jes hat eine Freundin gefunden«, sagte Lehr.
    Tier warf Seraph einen Blick zu, aber es war auch für sie das Erste, was sie davon hörte. Jes lächelte liebenswert und sagte nichts.
    Die Mädchen des Rongierclans machten, wenn möglich,

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