Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rabenzauber

Rabenzauber

Titel: Rabenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
gesagt - aber du hättest nur das Gleiche erwidert«, meinte sie.
    Das verstand er nicht, aber er begriff, dass sie an der Situation wirklich nichts Erheiterndes fand. Er wollte sie nicht kränken, also schob er die Freude über ihre Anwesenheit tief ins Herz und versuchte zu verstehen, was sie so aufgeregt hatte.
    »Wenn du mir früher gesagt hättest, dass du mich liebst«, sagte er vorsichtig, »hätte ich dir das Gleiche gesagt.«
    »Du hättest es nicht ernst gemeint«, sagte sie entschlossen. »Hast du nicht die letzten zwanzig Jahre damit verbracht, mich für die Heirat mit dir zu entschädigen, indem du zum perfekten Ehemann und Vater wurdest?«
    Das tat weh, also waren seine Worte ebenfalls eine Ohrfeige. »Ich hätte ernst gemeint, was ich sagte.«
    »Du hast eine Frau geheiratet, die du für ein Kind hieltest, weil du glaubtest, dass du so verhindern konntest, die Bäckerei von Alinath und Bandor übernehmen zu müssen. Du hast ein schlechtes Gewissen.«

    »Selbstverständlich hatte ich das«, stimmte er zu. »Ich sagte ihnen, dass wir verheiratet wären, obwohl ich wusste, dass du zu jung warst und deine Magie und dein Volk aufgeben würdest. Ich wusste, dass du Angst hattest, dich den Reisenden wieder anzuschließen und die Verantwortung für so viele Leben zu übernehmen - aber ich wusste auch, dass du der Ansicht warst, zu den Clans zu gehören, und habe dich trotzdem an meiner Seite behalten.«
    »Das tatest du, damit sie dich nicht wieder in die Bäckerei zwangen«, sagte Seraph. »Und danach hast du dich schuldig gefühlt. Wenn ich dir damals gesagt hätte, dass ich dich liebte, hättest du behauptet, diese Liebe zu erwidern, weil du mir nicht wehtun wolltest.«
    Nun verstand Tier. Er zog sie wieder an sich und lachte. Er wollte etwas sagen, aber er konnte kaum mit Lachen aufhören. »Seraph«, brachte er schließlich heraus, »Seraph, ich wäre niemals Bäcker geworden - selbst Alinath wusste das. Ich wollte dich haben. Und ich war ausgesprochen froh, dass die Umstände dich zwangen, dich mir zuzuwenden. Ich wusste damals noch nicht, dass ich dich liebte - ich wusste nur, dass sie dich nicht von mir trennen konnten.« Er trat zurück, damit er ihr ins Gesicht sehen konnte. »Ich liebe dich, Seraph.«
    Entzückt beobachtete er, wie ihr Tränen in die Augen traten und über die Wangen liefen, dann küsste er sie.
    »Ich hatte solche Angst«, sagte sie, als sie wieder sprechen konnte. »Ich hatte solche Angst, wir würden zu spät sein.« Sie schniefte. »Die Pest auf all das, Tier, meine Nase läuft. Ich nehme nicht an, dass du etwas hast, womit ich sie putzen kann?«
    Er trat zurück, zog sein Hemd aus und reichte es ihr.
    »Tier!«, sagte sie tadelnd. »Das ist Seide!«
    »Wir haben nicht dafür bezahlt. Los, putz dir die Nase.«

    Das tat sie. Er knäulte das Hemd zusammen und wischte ihr die Wangen ab. Dann warf er es mit einem Ausdruck in den Augen, der sie erstarren ließ, auf den Boden. Er legte die Hände auf ihre Wangen und küsste sie leidenschaftlich.
    »Ich liebe dich«, flüsterte sie, als er sich schließlich schwer atmend von ihr löste.
    Er küsste sie auf den Kopf und zog sie fest an sich. »Das weiß ich«, sagte er. »Ich habe es immer gewusst. Glaubtest du, du könntest es verstecken, indem du es nicht aussprachst? Ich liebe dich auch - glaubst du es mir jetzt?«
     
    Seraph setzte zu einer Antwort an, aber dann fiel ihr ein, dass er wissen würde, wenn sie log. Glaubte sie ihm wirklich, wenn er sagte, dass er sie liebte?
    Was immer er jetzt denken mochte, sie wusste, sie hatte recht, was seine Beweggründe für die Heirat anging - er hatte einen Grund gebraucht, um die Bäckerei zu verlassen, der ihm gestattete, in der Nähe zu bleiben, damit er nicht glauben musste, wieder vor seiner Familie davonzurennen. Aber das bedeutete nicht, dass er sich nicht zu Seraph hingezogen fühlte. Es bedeutete nicht, dass er nicht gelernt haben konnte, sie zu lieben.
    Ja, sie glaubte ihm. Sie wollte es ihm sagen, aber sie hatte zu lange gewartet.
    »Für eine intelligente Frau«, sagte er gereizt, »kannst du ausgesprochen dumm sein.« Er hob die Hände und ging von ihr weg. »Also gut. Vielleicht würde ich einer Frau, die ich geheiratet und der gegenüber ich ein schlechtes Gewissen habe, sagen, dass ich sie liebe. Vielleicht würde ich ihr nicht wehtun wollen. Da könntest du recht haben. Aber warum behauptest du immer noch, ich könnte dich nicht lieben, selbst wenn ich Schuldgefühle habe,

Weitere Kostenlose Bücher