Rabenzauber
gegeben?«
»Antworten auf meine Fragen«, erwiderte Phoran. »So habe ich auch Tier gefunden.«
»Warum konnte es die Meister jetzt töten?«, fragte Seraph. Sie war gerührt zu sehen, dass Phoran Tiers Füße tätschelte.
»Sie hatten sich verausgabt bei dem Versuch, die Sperlinge zu beherrschen und unsere Zauberer zu bekämpfen«, sagte Brewydd. »Ich nehme an, das schwächte den Schutz, der das Memento zuvor davon abgehalten hatte, sie umzubringen.«
»Dann wird es Phoran nun in Frieden lassen?«, fragte Seraph.
»Wenn es seine Aufgabe erledigt hat, sollte das der Fall sein«, antwortete die alte Frau. »Ich hoffe, euer Sohn wird verstehen, dass das Leben eines Kaisers, der vielleicht genau das ist, was das Reich jetzt braucht, ein paar Unannehmlichkeiten wert ist. Sag deinem Mann, er soll in der nächsten Zeit niemanden so wütend machen, dass er ihm wieder auf die Knie
schlägt, und dann wird es ihm in einem Monat oder zweien wieder gut gehen. Ich sollte lieber zurückkehren und sehen, ob noch andere meine Dienste brauchen.«
Phoran stand widerstrebend auf. »Ich sollte wohl ebenfalls gehen - bevor irgendein Idiot glaubt, ich hätte mich verlaufen.«
»Ich komme schon wieder in Ordnung«, sagte Tier schwächlich. »Also geht, und zeigt den Idioten, dass es Euch noch gibt.«
Phoran lachte, als er ging. Seraph schloss die Tür und nahm Phorans Platz am Fußende des Betts ein.
»Gibt es eine Möglichkeit, dass ich mich neben dich legen kann, ohne dass es schlimmer wird?«, fragte sie.
»Nein«, seufzte er, ohne die Augen zu öffnen. »Aber komm trotzdem her.«
Als sie an ihn geschmiegt neben ihm lag, vergrub er das Gesicht in ihrem Haar.
»Telleridge hat Myrceria getötet, als ich neben ihr stand«, sagte er. »Er hatte sie foltern lassen, aber sie hat ihm nichts gesagt. Telleridge wusste nichts von dir.«
»Du konntest es nicht verhindern«, sagte Seraph, und sie bemitleidete ihn und betrauerte die Frau, die sie nur kurz kennengelernt hatte.
»Woher weißt du das?«, flüsterte er, denn er musste unbedingt glauben können, dass sie recht hatte.
»Weil du sonst etwas unternommen hättest. Es ist alles gut, Tier.«
»Er war ihr Vater, und er hat sie trotzdem gefoltert und getötet«, sagte Tier. »Und er hatte Spaß daran. War er umschattet?«
»Können die Leute nicht auch ganz von selbst böse sein?«, fragte sie seufzend. »Du wirst einen unserer Söhne fragen müssen; Raben können nicht sehen, ob jemand oder etwas vom
Schatten besudelt wurde - aber ich denke schon. Still jetzt«, sagte sie. »Ich liebe dich. Und sie liebte dich auch.«
Sie ließ zu, dass er sie eine Weile im Arm hielt, während er leise in ihr Haar weinte, bis die Müdigkeit des Geheiltwerdens ihn überwältigte. Dann schlief er zwischen einem Atemzug und dem nächsten ein.
Seraph erwachte von einem leisen Klopfen an der Tür. Vorsichtig stand sie auf, damit Tier ungestört weiterschlafen konnte.
Lehr und Jes warteten im Flur. Seraph winkte sie nach draußen, verließ selbst ebenfalls das Zimmer und schloss die Tür hinter sich, damit sie Tier nicht stören würden.
»Ich habe ihm erzählt, was Papa gesagt hat«, berichtete Lehr. »Jes sagt, er hat niemanden getötet.«
Seraph sah sich auf dem Flur um und erklärte dann leise, worum es ging.
»Das ist in Ordnung, Mutter«, murmelte der Hüter. »Sie werden mich nicht viel mehr fürchten, als sie es ohnehin tun.«
»Mutter«, warf Lehr ein. »Du musst hören, wieso Jes das Nest verlassen hat.«
»Ich folgte einem Zauberer in schwarzem Gewand«, sagte der Hüter. »Vater hatte recht, alle Zauberer waren umschattet. Aber es gab einen … hast du ihn gesehen, Lehr?«
»Nein«, erwiderte Lehr. »Ich sah nur die fünf, die das Memento umgebracht hat.«
»Es gab einen, der floh, nachdem die Wand eingestürzt war. Und dieser Mann war nicht nur besudelt. Mutter, er war der Besudler selbst.«
»Wie der namenlose König?«
Der Hüter nickte. »Ich habe zuerst nicht erkannt, was mit ihm los war, Mutter. Ich folgte ihm einfach nur aus dem
Raum und in die Flure auf der anderen Seite der Wand. Bevor ich näher kommen konnte, war das Memento da. Es berührte den Zauberer.« Der Hüter zuckte zusammen. »Ich weiß nicht, was das Memento tat, aber es fühlte sich an, als werde ein Schleier weggerissen, um den Zauberer als das zu enthüllen, was er wirklich war.« Er holte bebend Luft. »Jes ist sehr tapfer, Mutter - nicht einmal ich kann ihn erschrecken. Aber was sich unter dem
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