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Rabenzauber

Rabenzauber

Titel: Rabenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
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es nicht so gut bewacht, wie ich es vielleicht hätte tun sollen. Diese Vernachlässigung erlaubte es Tiers Frau, den Tempel zu zerstören. Das war meine Schuld. Aber insgesamt halte ich es eher für nützlich, dass Volis tot ist, selbst wenn der Tempel an sich einen Verlust darstellt. Der Priester war zu ehrgeizig, zu neugierig geworden. Er wusste zu viel.

    Die Zerstörung des Geheimen Pfads in Taela stellte einen viel größeren Verlust dar, aber das war wirklich nicht meine Schuld. Niemand hätte erwartet, dass Tier, der nicht einmal ein Magier war, innerhalb von Monaten vernichten konnte, was mich Jahrhunderte gekostet hatte, um es aufzubauen. Niemand.
    Es brauchte die gesamte Menschheit, Zauberer und Krieger, um den namenlosen König zu töten. Ich, der ich so viel mehr werden kann, als er war, werde mir nicht nachsagen lassen, ein Bauer habe mich in die Knie gezwungen.
    Noch jetzt brennt die Scham über diese Demütigung in meinen Adern.
    Ich hätte sie besiegen können - ein Haufen Reisende und die Männer eines Sept hätten meiner Macht nichts entgegensetzen können. Aber das wäre der erste Schritt in einem Krieg gewesen, den ich nicht will. Was nützt es, die Welt zu beherrschen, wenn es keine Welt mehr gibt? Eine Frage, die sich der namenlose König einmal hätte stellen sollen. Aber zu diesem Zeitpunkt hatte er wahrscheinlich das meiste dessen, was er einmal gewesen war, schon weggebrannt und sich in ein reines Ventil für die Macht des Pirschgängers verwandelt. Ich habe einen besseren Plan.
    Ich kann den Schaden beheben. Den Tempel wieder aufbauen, ebenso wie meinen Geheimen Pfad. Die Zerstörung ist nicht so groß, wie sie aussieht: Es gibt immer ehrgeizige Männer, die mir dienen wollen. Tier hat mir keinen dauerhaften Rückschlag versetzt; er ist nicht so wichtig.
    Aber er muss für das, was er getan hat, was seine Familie getan hat, bestraft werden. Er wird sich wünschen, tot zu sein, bevor ich mit ihm fertig bin. Vielleicht tue ich ihm ja den Gefallen.

1
    » F üll den Eimer für mich, Lorra. Tole, ich brauche mehr Holzkohle.« Aliven wusste, wie barsch er klang, aber die Welt war nun einmal ein unangenehmer Ort, an dem es keinen Platz gab für Leute, die nicht arbeiteten.
    Er sah aus dem Augenwinkel, wie seine Tochter den hölzernen Eimer neben der Esse aufhob und mit raschem Schritt die Schmiede in Richtung Brunnen verließ.
    Er würde Lorra bald verlieren, dachte er, während er seine Metallvorräte durchging. Er hatte von Bauern in der Nähe zwei Angebote für ihre Hand, aber sie hatte sich noch nicht entschieden. Er hoffte, sie würde Daneel nehmen, einen vernünftig denkenden, etwas älteren Mann, der sich bereits im Leben bewährt hatte, aber sie schien Sovrents Jüngsten zu bevorzugen.
    Er hatte mit keinem der beiden ein Problem, aber wenn seine älteste Tochter heiratete, würden ihm nur noch Tole und Nona bleiben, die beide nicht groß genug waren, um einen vollen Wassereimer zu tragen oder ein halbes Dutzend anderer Arbeiten zu erledigen, damit die Schmiede in Gang blieb.
    »Mach schon, Tole«, sagte er zu seinem Sohn, der das Kohlebett der Esse erst halb gefüllt hatte. »Der Morgen wird nicht warten, während du hier herumtrödelst.«
    »Ja, Pa«, murmelte der Junge in einem Tonfall, der so gerade eben an der Unverschämtheit vorbeiglitt.

    »Pass bloß auf, was …«
    Lorras schriller Schrei schnitt ihm das Wort ab.
     
    »Dieses Dorf sieht nicht sonderlich vielversprechend aus, Papa«, sagte Lehr.
    Tier lächelte seinen jüngsten Sohn an, der in den letzten paar Monaten vom Jungen zum Mann geworden war. Das aschblonde Haar, das er von seiner Mutter geerbt hatte, hatte er überwiegend unter einem Hut verborgen, aber jeder, der Augen hatte zu sehen, würde wissen, dass er zur Hälfte Reisender war.
    Lehrs lange Beine konnten problemlos mit Scheck Schritt halten, obwohl Tiers altes Streitross einen recht schnellen Gang anschlug. Tier verlagerte das Gewicht im Sattel und hoffte, dadurch den Schmerz im rechten Knie lindern zu können. Er glaubte vielleicht an das alte Sprichwort, dass jede Wunde, die schmerzte, ihm zeigte, dass er noch nicht tot war, aber das bedeutete nicht, dass es ihm auch gefallen musste. Tief atmete er die kühle Waldluft ein, um sich zu erinnern, dass er sich in Freiheit und auf dem Weg nach Hause befand: Ein paar Schmerzen waren dafür ein geringer Preis.
    Er betrachtete die kleine Gruppe von Häusern und Schuppen in dem grünen Tal. »Es ist klein, aber seht

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