Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rabenzauber

Rabenzauber

Titel: Rabenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
hin«, bat sie ihren Mann, »und ich werde sehen, was ich tun kann.«
    Er setzte sich mit einem erleichterten Grunzen aufs Bett, und sie half ihm, die Beine auf die Matratze zu heben.
    »Also gut«, sagte sie, nachdem sie ihre nasse Überkleidung ausgezogen hatte. »Ich werde sehen, ob ich es dir bequemer machen kann. Wenn du Brewydd davon erzählst, wird sie mir das nie verzeihen. Mit Schmerzen will dein Körper dir mitteilen, dass du Ruhe brauchst, wenn du dir keinen dauerhaften Schaden zufügen willst. Und nichts, was ich tun kann, wird dich schneller heilen lassen, aber ich kann dir für die Nacht den Schmerz nehmen.«
    Sie berührte den Spann seiner Füße, dann die Fußknöchel und arbeitete sich mit nur einer Spur von Magie weiter nach oben. Als sie seine Knie berührte, entspannte er sich vollkommen.
    »Das fühlt sich wunderbar an«, flüsterte er.
    »Es wird noch besser werden«, versprach sie und küsste ihn auf den Mund. »Aber morgen früh, wenn ich die Magie wieder
gehen lasse, wirst du mich verfluchen.« Sie fuhr mit den Händen an der Außenseite seiner Oberschenkel entlang und über seine Hüften.
    »Habe ich dir heute schon gesagt, dass ich dich liebe?«, fragte er und schloss verzückt die Augen.
    »Du hast nur Angst davor, was ich dir antun könnte, wenn du es nicht tust«, antwortete sie zerstreut, denn sie musste sich auf die Magie konzentrieren, die sie vorsichtig über seine Wunden ausbreitete.
    Er öffnete die Augen wieder und legte ihr eine Hand unters Kinn. »Ich habe keine Angst vor dir«, sagte er und zog sie zu einem weiteren Kuss herunter, einem sehr sinnlichen, vielsagenden. »Ich liebe dich«, sagte er, als sie den Kopf wieder hob.
    Sie musste feststellen, dass sie unwillkürlich lächelte, bevor sie sich wieder an die Arbeit machte. »Der Waldkönig erzählte mir, die besudelten Geschöpfe seien von einer Rune im Tempel hierhergerufen worden. Er sagte, nur der Schatten selbst habe diese Rune herstellen können.«
    »Ah«, sagte Tier. »Ich weiß, dass du gehofft hast, es wäre nicht wahr.«
    Sie hielt mit ihrer Magie inne und blies sich eine Haarsträhne, die sich aus ihrem Zopf gelöst hatte, aus dem Auge. »Ein Schatten bringt Kummer mit sich, gehüllt in eine Decke aus Tod.«
    »Ist es der namenlose König, der zurückkehrt?«, fragte Tier.
    »Nein«, sagte sie. »Wie andere vor ihm, ist er ein Mann, der sich zum Sklaven des Pirschgängers gemacht hat, um Macht und Unsterblichkeit zu erlangen.«
    »Es hat schon andere gegeben?«
    Sie nickte und fuhr mit dem Finger über eine verblasste Narbe an Tiers Brust, die von einem Kampf gegen die Fahlarn
stammte, aus der Zeit, bevor sie und Tier sich kennengelernt hatten. Die Wunde wäre beinahe tödlich gewesen, und Tier sprach selten darüber. »Ein paar.«
    »Der Pirschgänger ist das Wesen, das die Zauberer von Colossae gefangen gesetzt haben, indem sie ihre Stadt zerstörten.«
    Seraph legte ihm die flache Hand auf die Brust und wärmte sie an seiner Haut. »Sie haben die Stadt nicht zerstört, Tier. Sie haben sie geopfert.«
    Er verlagerte ruhelos das Gewicht. »Das hast du mir schon einmal gesagt. Sie haben mit Ausnahme der Zauberer, die den Bann wirkten, alle umgebracht, die dort lebten.«
    »Ja und nein.« Es war eine alte Geschichte, aber keine, über die die Reisenden oft sprachen. »Jeden Morgen steht Alinath auf und zündet das Feuer im Backofen an, wie es deine Familie schon getan hat, seit die Bäckerei vor Jahrhunderten errichtet wurde. Alle im Dorf haben ihre Aufgaben, die sie jeden Tag erfüllen - Rituale des Alltagslebens. Auch darin liegt Macht, Tier, ebenso wie Macht in dem Lebensfunken liegt, der den Unterschied zwischen deinem Körper und einem Tontopf bildet. Die Zauberer nahmen die Macht aus diesen täglichen Ritualen, aus Generationen des Lebens, ebenso wie aus dem Tod ihrer Familien und Freunde, die ihnen vertraut hatten. Sie töteten die Menschen, die sie liebten, und auch darin lag Macht - mehr, als Tod an sich gebracht hätte. Sie nutzten all diese Macht und wussten, dass es immer noch nicht genügen würde, um ihre Schöpfung zu vernichten; sie konnten sie nur gefangen nehmen.«
    »Was will der Pirschgänger denn?«, fragte Tier, stets der Geschichtenerzähler. »Was hat er getan, um den Zauberern solche Angst einzujagen, dass sie ihre Familien töteten?«
    »Das Reisendenwort, das dem Begriff der Allgemeinen Sprache für Pirschgänger entspricht, lässt sich auch mit ›Töten
einer verfolgten Beute‹

Weitere Kostenlose Bücher