Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rabenzauber

Rabenzauber

Titel: Rabenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
Mutter dir denn nicht erzählt, dass sie mit ihm gesprochen hat?«
    »Ellevanal ist der Waldkönig«, sagte Jes unerwarteterweise. Seraph war nicht klar gewesen, dass er es ebenfalls wusste. »Ich weiß allerdings nichts darüber, dass er ein Gott ist.«
    »Er sagte mir, er sei nur ein kleiner Gott«, berichtete Seraph.
    »Es gibt keine Götter, Seraph«, murmelte Hennea beinahe zu sich selbst. »Sie sind alle tot.«
    Reisende glaubten nicht an Götter - an Dämonen und Umschattete in jeder Gestalt, aber nicht an Götter.
    Seraph zuckte die Achseln; ihre Jahre in Redern hatten ihre Haltung gegenüber Göttern nachlässiger gemacht. »Hennea,
dieses Dorf hat zu Ellevanal gebetet, seit Redern besiedelt wurde. Und Ellevanal ist eindeutig der Waldkönig - Ell Vanail bedeutet Herr des Waldes. Nach dem, was er mir gesagt hat, nehme ich an, dass er ursprünglich ein Bewacher oder vielleicht ein Elementargeist war, der der Vernichtung durch den Schattenkönig entging. Als die Menschen sich nach dem Kampf hier niederließen, nutzte Ellevanal den Wald, um sie vor den schattenberührten Wesen zu schützen, die ebenfalls entkommen waren.«
    »Er ist kein Gott, egal, was er dir erzählt«, sagte Hennea.
    Seraph zuckte wiederum die Achseln. »Ich bete ihn nicht an, aber ich bin dankbar, dass er auf unserer Seite kämpft und nicht gegen uns. Wenn er sich unbedingt als Gott bezeichnen will, sehe ich darin nichts Böses. Komm, wir müssen mit Karadoc sprechen, bevor wir anfangen, im Tempel herumzuwühlen.«
     
    Sie fanden Karadoc vor seinem Tempel, wo er in Decken gewickelt in der Sonne saß - die Leute, die drinnen sauber machten, hatten ihn ins Freie gescheucht.
    »Ich grüße dich, Seraph Tieragansweib«, sagte er mit einem schelmischen Grinsen, das ihn wegen des Kontrasts noch zerschlagener und blasser aussehen ließ. »Ich grüße auch euch, Jes und Lehr Tieraganssohn, und Rinnie Seraphstochter.«
    Seraph nickte ihm zu. »Priester Karadoc, darf ich dich meiner Verwandten Hennea vorstellen, Rabe des Clans von Rivilain mit dem Mondhaar?«
    »Priester«, sagte Hennea leise.
    Karadoc nickte ihr zu und erwiderte. »Sei willkommen, Tochter. Ich glaube, ich habe dich schon einmal gesehen. Im neuen Tempel.«
    Sie nickte. »Ich diente dem Möchtegern-Priester Volis.«

    »Bis sie ihn von Mutter umbringen ließ«, fügte Lehr leise hinzu. Aber der alte Priester hatte ihn gehört.
    »Ja«, sagte Karadoc. »Du siehst jetzt viel gesünder aus als in dieser Nacht.« Er schaute wieder Seraph an. »Was kann ich für dich tun, Tochter?«
    Die Anrede »Tochter« störte Seraph. Selbst nach all diesen Jahren in Redern stieß sie sich daran, wie herablassend Frauen hier behandelt wurden. Besonders nach den letzten Monaten, die sie in Gesellschaft von Reisenden zugebracht hatte.
    Lehrs Hand berührte ihre Schulter - er wusste wahrscheinlich genau, wie sie empfand, nachdem er im Reisendenlager eine ähnliche Behandlung erfahren hatte. Karadoc wollte sie nicht erniedrigen, das wusste Seraph, aber es störte sie dennoch.
    Sie hockte sich vor ihm auf die Hacken - etwas, was sie nicht getan hätte, wenn sie einen ihrer Rederni-Röcke getragen hätte, wie sie es eigentlich tun sollte, denn sie wickelten sich immer um ihre Füße und hätten es schwierig gemacht, wieder aufzustehen. Sich hinzuhocken brachte ihren Kopf auf gleiche Höhe wie den des Priesters und gab ihr außerdem Zeit, sich wieder zu beruhigen. Zorn hatte keinen Platz im Herzen eines Raben - obwohl er in ihrem häufig residierte.
    »Du musst mir von dem neuen Tempel erzählen und wie du verhindert hast, dass die Rune noch mehr besudelte Geschöpfe hierherrief«, sagte sie schlicht.
    Er lehnte sich weiter zurück, und nun wirkte er überhaupt nicht mehr vergnügt. »Ach ja? Wieso muss ich das?«
    »Weil Hennea und ich, als wir in dieser Nacht den Tempel durchsuchten, nichts finden konnten, was schattenberührte Wesen hergerufen hätte. Es ist uns entweder entgangen, oder es war zu diesem Zeitpunkt noch nicht da. Diese Rune wurde vom Schatten gezeichnet.«
    »Der Schatten starb vor fünf Jahrhunderten«, sagte Karadoc.
Er widersprach ihr damit nicht unbedingt; er klang eher, als sei er entsetzt, als dass er ihr nicht glaubte.
    Seraph nickte. »Der namenlose König starb in Schattenfall. Aber er ist nicht der Erste, der den Fluch des Pirschgängers trägt, und leider wird er auch nicht der Letzte sein. Wir haben einen neuen Schatten - frag Ellevanal, wenn du mir nicht glaubst.«
    Er starrte

Weitere Kostenlose Bücher