Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rabenzauber

Rabenzauber

Titel: Rabenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
zugebracht, den Honig in Töpfe zu füllen. Ich fragte mich, ob du vielleicht etwas davon kaufen möchtest, um Gebäck zu süßen.«
    Tier hätte seiner Schwester den Honig einfach umsonst überlassen, aber Seraph konnte sich solche Großzügigkeit nicht leisten. Tier war noch nicht vom winterlichen Fallenstellen zurückgekehrt, und Jes brauchte Stiefel.
    Alinath schnaubte. »Dieser Junge! Ich habe es Tier schon einmal gesagt, nein, tausendmal, so, wie du ihn allein im Wald herumstreifen lässt, und das, obwohl er nicht ganz richtig im Kopf ist, grenzt es an ein Wunder, dass er noch nicht von einem Bären oder Schlimmerem geholt wurde.«
    Seraph zwang sich zu einem höflichen Lächeln. »Jes ist im Wald so sicher, wie du oder ich hier in eurem Laden sind. Und ich habe gehört, dass mein Mann dir das so oft sagte, wie du dich bei ihm beschwert hast.«
    Alinath wischte sich die Hände ab. »Da wir gerade von Kindern reden - ich wollte mit dir über Rinnie sprechen.«
    Seraph wartete.

    »Bandor und ich haben keine Kinder und werden sehr wahrscheinlich auch nie welche haben. Wir würden Rinnie gern als Lehrling aufnehmen.«
    Seraph erinnerte sich streng daran, dass Alinath ihr mit diesem Vorschlag nicht schaden wollte. Selbst Reisende gaben unter gewissen Umständen Kinder in Pflege, aber es kam ihr immer so vor, als tauschten und verkauften die Solsenti ihre Kinder wie Rindvieh.
    Tier hatte versucht ihr zu erklären, worin die Vorteile des Lehrlingssystems bestanden - der Lehrling erlernte ein Handwerk, eine Möglichkeit, seinen Lebensunterhalt zu verdienen, und der Meister hatte jemanden, der ihm half, ohne Lohn dafür zu verlangen. Aber Seraph hatte auf ihren Reisen zu viele Orte gesehen, an denen Kinder schlechter als Sklaven behandelt wurden - nicht, dass sie angenommen hätte, Alinath würde Rinnie schlecht behandeln.
    Also blieb sie höflich. »Rinnie wird auf dem Hof gebraucht«, sagte sie mit einer Diplomatie, die Tier erfreut hätte.
    »Dieser Hof wird früher oder später an Lehr fallen. Jes wird eine Last für den Hof und für Lehr sein, solange er lebt«, sagte Alinath. »Tier wird Rinnie keine anständige Mitgift geben können, und ohne das und mit ihrem gemischten Blut wird sie keiner haben wollen.«
    Bleib ruhig, mahnte sich Seraph. »Jes leistet mehr, als er müsste«, sagte sie so gelassen, wie sie konnte. »Er ist keine Last. Und wenn ein Mann wegen Rinnies Blut Bedenken hat, werde ich ohnehin nicht wollen, dass er sie heiratet. Wie auch immer, sie ist gerade erst zehn, und sie wird sich noch lange keine Gedanken übers Heiraten machen müssen.«
    »Das ist einfach dumm von dir«, sagte Alinath. »Ich habe bereits mit den Ältesten darüber gesprochen. Sie wissen, dass dieses kleine Stück Land, auf dem du meinen Bruder schuften lässt, so jämmerlich ist, dass er den Winter mit Fallenstellen
verbringen muss, damit ihr überhaupt Essen auf den Tisch bekommt. Es ist wirklich egal, ob du dich um deine Tochter sorgst oder nicht; wenn die Ältesten sich entscheiden, wird dir nichts anderes übrig bleiben, als sie uns zu geben.«
    »Das reicht jetzt«, stellte Seraph fest, und ihre Empörung verlieh diesen drei Worten unmissverständliche Kraft. Niemand würde ihr die Kinder wegnehmen. Niemand.
    Alinath wurde blass.
    Keine Magie, warnte Tiers Stimme. Auf keinen Fall, Seraph! Nicht in Redern.
    Seraph schloss die Augen und holte tief Luft. Sie strengte sich an, ihren Zorn zu verbannen, und dann gelang es ihr, normaler weiterzusprechen. »Du kannst mit Tier darüber reden, wenn er zurückkehrt. Aber wenn vorher jemand kommt und versucht, meine Tochter wegzuholen, dann …« Sie ließ die unausgesprochene Drohung in der Luft hängen.
    »Einverstanden«, sagte eine freundliche Stimme aus der Küche. »Du hast sie genug bedrängt, Alinath.« Bandor kam aus der Backstube, eine große Schüssel mit aufgegangenem Teig in der Hand. »Wenn eins von Seraphs Kindern als Lehrling zu uns kommen möchte, nehmen wir es gerne auf - aber das müssen die Eltern selbst entscheiden. Nicht du oder die Ältesten.« Er grüßte Seraph mit einem Nicken.
    »Bandor«, brachte Seraph heraus, obwohl ihr der Zorn immer noch die Kehle zuschnürte. »Schön, dich zu sehen.«
    »Du darfst es Alinath nicht übel nehmen«, sagte er. »Sie macht sich ebensolche Sorgen um Tier wie du. Ich habe ihr schon gesagt, wie dumm es ist zu erwarten, dass ein Mann, der in der Wildnis Fallen stellt, jedes Jahr zur gleichen Zeit nach Hause kommt. Aber er

Weitere Kostenlose Bücher