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Rabenzauber

Rabenzauber

Titel: Rabenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
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und legte ihr die Hand auf die Schulter. »Ich wusste immer, sobald Tier seine Frau ausgesucht hat, ganz gleich, wer sie ist, müssen wir gehen. Ich habe in Leheigh ein paar Nachforschungen angestellt. Der Bäcker dort sagt, er wird mich als Gesellen aufnehmen.«

    »Das ist nicht nötig«, sagte Tier. Nun, da er seine Entscheidung getroffen hatte, flogen ihm die Worte, die alle anderen überzeugen sollten, nur so zu. »Es gibt etwa eine Stunde von hier Land, das ich bebauen will. Ich werde die Erlaubnis des Verwalters des Sept brauchen, aber das sollte nicht zu schwierig sein, denn das Land, von dem ich spreche, wird nicht genutzt. Wir haben vor dem Winter noch genug Zeit, ein Haus zu bauen. Wir werden dort wohnen, aber bis zur Pflanzzeit im Frühjahr werde ich in der Bäckerei arbeiten. Dann überschreibe ich sie Alinath.«
    »Wann habt ihr geheiratet?«, flüsterte Alinath.
    »Gestern Abend«, log Tier und streckte die Hand zu Seraph aus, die ihn mit einem Ausdruck beobachtet hatte, den er nicht zu deuten vermochte.
    Sie kam an seine Seite und ergriff seine Hand. Ihre eigene Hand war sehr kalt.
    »Ja«, sagte Karadoc, trat vor und legte die Hand auf Tiers Kopf, wie er es oft getan hatte, als Tier noch ein Junge gewesen war. »Es gab schon öfter Rederni, die Magier geheiratet haben. Seraph wird niemandem etwas tun.«
     
    Die Männer aus dem Dorf gingen, und Bandor brachte Alinath in ihr Zimmer, woraufhin nur Karadoc, Tier und Seraph übrig blieben.
    »Seht zu, dass ihr heute Abend im Tempel vorbeikommt«, sagte der Priester. »Ich will eine Lüge nicht länger aufrechterhalten als notwendig.«
    Tier grinste ihn an und umarmte den älteren Mann. »Danke. Wir werden da sein.«
    Als der Priester gegangen war, wandte Tier sich Seraph zu. »Du kannst hier bei mir bleiben und meine Frau werden. Karadoc wird uns heute Abend verheiraten, und niemand wird einen Unterschied merken.« Er wartete, und als sie weiterhin
schwieg, fügte er hinzu: »Oder ich kann tun, was ich versprochen habe. Wir können jetzt sofort aufbrechen, und ich gehe mit dir deine Leute suchen.«
    Sie packte seine Hand fester, als wollte sie sie nie wieder loslassen. Sie sah sich kurz in der Backstube um, dann senkte sie den Blick. »Ich werde bleiben«, flüsterte sie. »Ich werde bleiben.«

3
    A ls Seraph die schmale Brücke erreichte, sah sie, dass der Fluss angeschwollen und das Holz vom kalten Frühjahrshochwasser glitschig war. Sie schaute den Fluss entlang zu dem Berghang, an dem Redern auf Terrassen erbaut worden war, sodass das ganze Dorf aussah wie der Steingarten eines Riesen aus der Vorzeit. Selbst nach zwanzig Jahren beeindruckte sie der Anblick noch.
    Von dort, wo sie stand, sah es aus, als schwebe der neue Tempel über dem Dorf wie ein Falke über seiner Beute. Die dunklen Farben des neuen Holzes bildeten einen starken Gegensatz zu den Grautönen des Dorfs, aber Seraph kam es nur wie ein weiterer Akzent in der Harmonie von Steingebäuden und felsigem Berg vor.
    Sie überquerte die Brücke, wich auf dem Weg den Dorfbewohnern aus, die sich um die Tiere kümmerten, und ging auf die steile Straße zu, die sich in Serpentinen den Berg hinaufwand, gesäumt von Steingebäuden.
    Die Bäckerei sah beinahe genauso aus wie bei ihrem ersten Besuch in Redern. Das Haus war neuer als die benachbarten, denn es hatte vor mehreren Generationen wegen eines Feuers wiederaufgebaut werden müssen. Tier hatte gelacht und Seraph erzählt, sein Ahne habe versucht, das Haus alt aussehen zu lassen, aber es war einfach nur hässlich ausgefallen. Nicht einmal die Steingutkübel mit den Rosenbüschen verliehen dem kalt aussehenden, grauen Gebäude ein wenig Liebreiz,
aber der Geruch nach frisch gebackenem Brot, der aus dem Kamin herüberwehte, ließ es dennoch gemütlich wirken.
    Seraph wäre beinahe weitergegangen - sie hätte ihre Waren auch anderswo verkaufen können, aber nicht, ohne ihre Schwägerin gegen sich aufzubringen. Vielleicht würde Alinath ja nicht zu Hause sein, und dann konnte sie mit Bandor verhandeln, der nie anders als freundlich zu ihr gewesen war. Resolut öffnete sie die Tür der Bäckerei.
    »Seraph«, grüßte Tiers Schwester sie kühl von dem breiten, mit Mehl bedeckten Holztisch aus, wo sie mit geschickten Händen Teig zu Knoten formte und sie auf Backbleche legte, die dann in den Ofen geschoben würden.
    Seraph lächelte höflich. »Jes hat letzte Woche im Wald einen Honigbaum gefunden. Rinnie und ich haben die letzten Tage damit

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