Rabenzauber
Pergamente mit meiner Magie berührt und festgestellt, dass sie alle aus der Zeit von Colossae stammten. Außerdem hat vor zweihundert Jahren ein Zauberer den Stadtplan in der Hand gehalten, als er vor den Toren von Colossae stand. Das ist kein Märchen und keine Frauengeschichte. Meine eigene Magie hat mir das gesagt.«
»Es gibt die Stadt wirklich«, stimmte Phoran zu, stützte die Ellbogen auf den Tisch und das Kinn auf die verschränkten Finger.
»Vielleicht ist es ja hier in der Nähe«, sagte Rinnie. »Das könnte der Grund sein, wieso der Pfad seinen Tempel gerade hier gebaut hat.«
»Volis behauptete, sie hätten das wegen Schattenfall getan«, erwiderte Hennea.
»Das hat er mir auch gesagt«, bestätigte Seraph. »Also gut.« Ielian hob die Hände. »Es gibt diese Stadt also. Und wie soll es dem Kaiser helfen, wenn wir sie finden?«
Seraph fragte sich, ob Ielian klar war, dass Jes sich unauffällig bewegt hatte, bis er hinter dem jungen Gardisten an der Wand lehnte.
»Das weiß ich nicht. Aber wenn Brewydd, Lerche des Clans von Rongier dem Bibliothekar, mir sagt, Phoran werde nicht nur seinen Thron, sondern auch seinen Kopf verlieren, wenn wir nicht nach Colossae gehen, weiß ich, was zu tun ist. Wenn etwas dort uns helfen kann, die Welt vom Schatten zu befreien, dann gehe ich nach Colossae.«
»Auf das Wort dieser Vogelfrau?«
»Lerche.« Seraph sprach jetzt sehr abgehackt. »Eine Heilerin, die ihr Leben der Rettung anderer Menschen widmete. Sie starb, als sie versuchte, jene zu retten, die sie töteten.«
Henneas scharfes »Rabe, beherrsche dich« und Tiers »Ganz ruhig, Liebes« folgten dicht aufeinander, und dann gab es ein
Krachen, als sich der schwere Tisch eine Handspanne vom Boden hob und fest genug wieder herunterkrachte, dass die Dielen zitterten.
Seraph holte tief Luft und strengte sich an, sich zusammenzunehmen.
Ielians nächste Frage war erheblich respektvoller. »Und die Stadt zu finden, ist der einfachste Weg, um herauszufinden, wer dieser Schattenmann ist?«
»Er ist kein Mann, jedenfalls nicht mehr«, sagte Hennea. »Kein Zauberer, der aus dem Brunnen des Pirschgängers trinkt, bleibt noch lange ein Mensch.«
»Mutter, hat der Zauberer nach Colossae gehen müssen, um zum Schatten zu werden?«, fragte Jes plötzlich, und Ielian zuckte zusammen - was Seraphs Frage beantwortete, ob er bemerkt hatte, dass ihr Sohn nun hinter ihm stand.
»Ich weiß es nicht.« Seraph war dankbar für Jes’ Frage. Das war kein Thema, das ihre Fähigkeit, sich zu beherrschen, sonderlich belasten würde. »Ich habe in diesem Sommer, als ich mit Hennea und Brewydd unterwegs war, viel gelernt. Die beiden wussten andere Dinge als ich - aber einige Informationen, die wir einander mitteilten, waren vollkommen widersprüchlich. Es gibt Dinge, die wir einfach nicht wussten, und andere, über die wir unterschiedlicher Meinung waren. Viele Reisende glauben, der namenlose König sei der Pirschgänger unserer ältesten Geschichten gewesen.«
»Nur die dummen Reisenden«, murmelte Hennea.
Seraph fuhr einfach fort. »Mein Großvater war vollkommen überzeugt, der namenlose König sei nie in Colossae gewesen - eine Information, die angeblich in Isoldas Familie weitergegeben wurde, auf der Seite der Mutter meines Großvaters, und die ihren Anfang mit Kerine nahm, der beim Sieg über den Schatten an der Seite des Roten Ernave gekämpft haben soll.«
Ielian gab ein ungläubiges Schnauben von sich.
»Ielian.« Phorans Mahnung war leise, aber der Gardist nickte und nahm sich zusammen.
Seraph zuckte die Achseln. »Es ist gleich, was Ihr glaubt, Ielian. Phoran kam zu uns, weil er unsere Hilfe suchte, und wir werden alles für ihn tun, was wir können. Ich denke, Colossae zu finden, ist in dieser Hinsicht der beste Weg, sowohl für Phoran als auch für meinen Mann. Und ja, das glaube ich, weil eine sterbende alte Frau es meinem Sohn sagte.« Sie sah Phoran an, und ihre Miene wurde weicher. Ielian tat nur seine Pflicht und versuchte, Phoran zu schützen. Sie war froh, dass er so loyale Männer hatte.
»Ich kann Euch eins sagen, Ielian«, erklärte sie. »Wir werden unser Bestes tun, den Schatten zu finden und ihn zu töten, oder dabei umkommen.«
Irgendetwas - vielleicht die Wahrheit ihrer Aussage - schien Ielian endlich zufriedenzustellen.
»Also gut«, sagte er. »Also gut.«
»Ist Willons Landkarte noch in dem Rucksack, den ihr Jungen dabeihattet?«, fragte Tier Jes und brach damit das kurze Schweigen.
Jes
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