Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rabenzauber

Rabenzauber

Titel: Rabenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
wie alle anderen.«
    »Der Hüter denkt, davor hat Brewydd uns bewahrt«, fügte Jes hinzu. »Ich bin kein Heiler, aber ich konnte die Dunkelheit vertreiben - er sagt, wenn sie vollkommen von Krankheit umhüllt gewesen wäre, hätte ich das nicht tun können. Also wurden wir zwar schattenkrank, aber wir bekamen nicht die Krankheit, die der Schatten benutzt, um seinen Makel zu verbreiten.« Er nahm eine große Tasche aus dem Gepäck und reichte sie Seraph. »Brewydd sagte, ich sollte sie dir bringen.«
    Sie konnte sie durch das Leder der Tasche fühlen. Mermori . Jede davon stand für Tod und mehr Tod. Benroln hatte fünf gehabt, hatte er gesagt.
    »Ihr schlaft jetzt beide«, sagte Tier und sah seine Frau an. »Eure Mutter und ich gehen ein wenig spazieren. Lehr, willst du vorher etwas essen? Jes hat genug für vier verschlungen. Du musst doch ebenfalls Hunger haben.«
    Lehr schüttelte sehr entschieden den Kopf, legte sich wieder hin und zog sich die Decke über den Kopf.
    Seraph ließ die Tasche auf dem Tisch liegen, als sie aufstand und zur Tür ging. Sie brauchte sie nicht wegzupacken. Selbst wenn sie sie ins Meer würfe, würden die Mermori immer
noch zu ihr zurückkehren. Sie konnte ihnen nicht entkommen, den Symbolen ihres sterbenden Volks und ihrer Schuld.
     
    Seraph ließ sich von Zorn antreiben, der von ihrer Trauer genährt wurde, als sie den steilen Weg hinaufging, den die Jungen entlanggeritten waren. Dabei erinnerte sie sich an die Gesichter der Menschen von Rongiers Clan. Sie waren alle tot, ebenso wie ihr eigener Clan tot war. Wie Tier tot sein würde. Alles ihre Schuld.
    Beherrsche dich, dachte sie.
    Es war für einen Raben gefährlich, zornig zu sein. Raben weinten nicht. Tränen halfen nichts. Verärgert wischte sie sich über die Augen.
    Sie wusste, dass Tier ihr folgte, sie das Tempo bestimmen und einen kleinen Abstand einhalten ließ.
    Wenn wir es nicht so eilig gehabt hätten, nach Hause zu kommen, dachte sie, wenn wir mit Benroln gegangen und Jes und Lehr dabei gewesen wären, um die Besudelung zu erkennen, und Hennea und ich mitgekämpft hätten … Ein Reisender sollte kein Zuhause haben - das war nur eine weitere Ablenkung von ihrer Aufgabe, gegen den Pirschgänger und seine Diener zu kämpfen.
    »Was geschehen ist, ist geschehen, Mädchen«, sagte Tier. Sie wusste nicht, ob sie ihre Gedanken laut ausgesprochen hatte oder ob er einfach wusste, was sie dachte. »Dein eigener Clan hatte Raben und Adler und andere Weisungen, aber auch sie konnten die Seuche nicht aufhalten, die sie umbrachte. Wenn wir mit Benroln gegangen wären, wären wir wahrscheinlich ebenfalls gestorben. Von allen Menschen in der Stadt hat Brewydd nur unsere Söhne retten können. Und wenn ich an diesem Problem mit meiner eigenen Weisung sterben sollte, wird auch das nicht dein Fehler sein. Du hast
mich nicht mit diesem Bann belegt - das haben die Zauberer des Pfades getan.«
    Seraph blieb stehen. Der Gedanke, dass Tier immer noch in Gefahr war, hatte eisige Ruhe zwischen sie und ihren Zorn geschoben. Es war tröstlich, nichts zu empfinden.
    »Du hast recht«, sagte sie. »Die Seuche, die meinen Clan und so viele andere getötet hat - und dem Pfad erlaubte, seine Diener unter die Septs zu mischen wie giftiges Unkraut -, ging vom Schatten aus. Der Schatten ist … er hat die Bestimmung meines Volks vernichtet. Und er versucht, dich ebenso zu zerstören.«
    Schmerz erfasste sie, als sie den letzten Satz aussprach.
    Ein Schmerz, der hinter Eis begraben werden musste, erinnerte sie sich schnell. Jetzt spürte sie nichts mehr. Sie war Rabe. Sie beherrschte sich.
    »So sehe ich es jedenfalls«, sagte Tier misstrauisch.
    Sein Tonfall überraschte sie - sie war jetzt ruhig; wieso machte er sich noch Sorgen? Sie drehte sich um, aber bevor sie ihn ansehen konnte, erklang ein lautes Knacken neben ihr.
    Ein Stein auf dem Weg explodierte zu Pulver. Splitter flogen gegen sie und hinterließen kleine Schnitte in ihrem Redernirock und der Haut darunter. Hatte sie das bewirkt? Der Schock brach durch das Eis.
    »Gefühle und Magie lassen sich nicht mischen«, sagte Tier leise und nahm sie an der Hand. »Deinen Zorn und deine Trauer zu vergraben, macht es nur schlimmer - hast du das nicht schon von Jes gelernt?«
    Sie schloss die Augen. »Ich darf nicht zornig werden. Ich darf nicht trauern. Ich darf nicht …« Sie biss sich auf die Unterlippe. »Jammern scheint auch nicht zu helfen.«
    Er umarmte sie fest und umgab sie mit seinem Geruch

Weitere Kostenlose Bücher