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Rabenzauber

Rabenzauber

Titel: Rabenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
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Scheune auf dem Boden und spielten etwas, zu dem viel Lachen und das rasche Greifen nach Knochenwürfeln gehörte. Aber als Rinnie an
ihnen vorbeiging, stand Phoran auf und bedeutete seinen Männern zu bleiben, wo sie waren.
    »Rinnie Seraphstochter, wohin willst du so eilig?«, fragte er höflich.
    Es gefiel ihr, dass er sie nie behandelte, als wäre sie ein zehnjähriges Gör (wie Lehr sie zuweilen nannte, um sie zu provozieren).
    »Ich suche Kribbelwurz«, erklärte sie, ohne langsamer zu werden. »Wir habe keine mehr.«
    »Und diese Kribbelwurz ist wichtig?« Offenbar hatte er noch nie davon gehört.
    Also wirklich, dachte sie. Ein Kaiser sollte nicht so entsetzlich unwissend sein. Dann war sie erschrocken und verlegen, als er lachte, weil sie ihre Gedanken nicht besser verborgen hatte.
    »Man packt es in Wunden«, erklärte sie schnell. »Es hilft, Infektionen zu verhindern. Mutter macht auch Augentropfen daraus, wenn die Augen vom Rauch gereizt sind.«
    »Meine Augen sind empfindlich«, sagte er und klimperte mit den Wimpern. »Also sollten wir unbedingt etwas von dieser Kribbelwurz holen.«
    »Es heißt so, weil es die Zunge kribbeln lässt und dann taub macht, wenn man es kaut«, sagte sie. »Ihr braucht wirklich nicht mitzukommen. Ich kenne den Weg.«
    »Wenn Jes oder deine Eltern hier wären, würdest du dann alleine gehen?«, fragte Phoran.
    »Es ist vollkommen ungefährlich.« Es ärgerte sie, dass er glaubte, sie könne nicht einmal alleine Kräuter sammeln.
    »Das hoffe ich. Sonst würde ich nicht mit dir gehen.« Er warf einen Blick zurück zur Scheune. »Ich würde Kissel schicken. Der ist hässlich genug, um allen einen Schreck einzujagen. Oder Toarsen - Toarsen kann wirklich niederträchtig sein.«
    »Das ist er nicht!«, erwiderte sie, dann wurde ihr klar, dass er sie nur neckte.

    »Nein«, stimmte Phoran zu. »Toarsen ist nicht niederträchtig - aber erzähl niemandem, dass ich dir das verraten habe.«
    Sie lachte. »Also gut, dann kommt mit.«
     
    Von allem, was Phoran in Redern gefiel, war Rinnie das Beste. Er hatte bisher nicht viel Erfahrung mit Kindern sammeln können, hatte selbst keine Kindheit gehabt und war von Tiers und Seraphs Tochter fasziniert.
    Zum einen kannte sie sich aus und hatte Fähigkeiten, um die so manche erwachsene Frau in Taela sie beneiden würde. Sie konnte kochen, nähen - und Unkraut jäten. Sie wusste, wie man arbeitete, aber sie hatte auf dem Hof auch viel Spaß.
    Am besten gefiel ihm, wenn er sie mit seinen Neckereien dazu bringen konnte, dass sie sich wie eine große Dame benahm - er hatte erkannt, dass sie damit unwillkürlich ihre Mutter nachahmte. Aber was bei Seraph einschüchternd wirkte, hatte bei ihrer Tochter etwas rührend Amüsantes.
    Er hatte nicht vor zuzulassen, dass ihr etwas zustoßen könnte. Ganz gleich, was sie behauptete, ein Ort, an dem erst vor wenigen Wochen ein Troll getötet worden war, war gewiss nicht ungefährlich. Nicht, dass er auch nur die geringste Ahnung gehabt hätte, was er tun sollte, falls ein Troll auftauchte - außer davonzulaufen. Er war sich nicht sicher, ob sein Memento einen Troll ebenso leicht umbringen könnte wie die Möchtegern-Attentäter. Gegen einen Wolf jedoch oder einen kleineren Kobold, dachte der junge Kaiser, könnte er schon besser zurechtkommen.
    Rinnie ging schnell genug, dass es Phoran schwerfiel, mit ihr Schritt zu halten. Er war froh, dass er keinem seiner Leibwächter erlaubt hatte mitzukommen. Demütigender war, dass sie seine Schwierigkeiten bemerkte und langsamer wurde. Und sich auch noch entschuldigte.

    »Tut mir leid«, sagte sie. »Ich bin daran gewöhnt, mit Jes oder Lehr unterwegs zu sein. Und Ihr kommt aus dem Tiefland - Papa sagt, die Tiefländer haben immer Schwierigkeiten, hier in den Bergen zu atmen.«
    »Hmm«, sagte Phoran. »Du brauchst keine Ausreden für mich zu finden. Man erwartet von Kaisern einfach nicht, dass sie im Wald herumwandern.«
    Sie drehte sich um und ging rückwärts, damit sie sein Gesicht sehen konnte. »Papa sagt, es gefällt Euch hier.«
    Er lächelte. »Dein Papa ist ein sehr weiser Mann.«
    Zu seinem Entzücken bedachte sie ihn mit einem feierlichen Blick und setzte eine Miene auf wie eine Eule, die gerade erst aufwachte. »Mein Papa kennt sich mit Leuten aus.«
    In diesem Augenblick glitt ein beißendes Gefühl sein Bein entlang, und er zuckte im Reflex zurück - vor nichts.
    »Das ist Mutters Schutzzauber.« Rinnie grinste. »Er tut das erst, seit sie ihn neu

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