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Rabenzauber

Rabenzauber

Titel: Rabenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
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sie weg war, stieg er vom Pferd und nahm Schecks Gebiss heraus, damit der Wallach an dem kargen Grün knabbern konnte. Die Bäume so hoch in den Bergen waren Kiefern und Fichten, unter denen nicht viel Gras wuchs. Alle Pferde würden einen oder zwei Tage ein wenig Hunger haben.
    Tier setzte sich auf die Fersen und wartete.
    Phoran kam als Nächster, mit Toarsen an der Seite. Phorans starrköpfiger Hengst wirkte wie immer, aber Toarsens Pferd atmete schwer.
    »Das hier ist anstrengend für die Pferde«, sagte Tier. »Ihr solltet an den steileren Stellen vielleicht absteigen.«
    Es dauerte länger, bis der nächste Reiter auftauchte - Ielian.
    »Reitet jemand mit dem Kaiser?«, fragte er.
    Tier nickte. »Toarsen. Es sah allerdings aus, als müsse Phoran Klinge zurückhalten, damit Toarsen bei ihm bleiben kann.«
    »Gut«, stellte Ielian fest.
    Als Nächste kam Hennea. »Jes sagte, ich solle vorreiten und dich wissen lassen, dass es den anderen gut geht. Kissel und Rufort haben ihren Anstieg auf Jes’ Anweisung hin ein wenig verlangsamt, um die Pferde zu schonen.«
    »Jes hat recht«, erwiderte Tier. »Seraph und Lehr sollten das Lager schon so gut wie aufgeschlagen haben, wenn du sie einholst.«
    Es wurde dunkel, als Tier und die anderen das Lagerfeuer weiter oben am Berg aufflackern sahen.

    »Jetzt ist es nicht mehr weit, Jungs«, sagte Tier und stellte sich in die Steigbügel, um seine von der Anstrengung des Ritts steif gewordenen Knie ein wenig zu lockern.
    »Was ist denn das da?«, fragte Rufort. »Unterhalb von uns - das flackernde Licht? Folgt uns jemand?«
    »Ah«, sagte Tier und zügelte Scheck. »Ich hatte mich schon gefragt, ob wir sie sehen würden.«
    »Wen sehen?«, fragte Jes.
    »Was, nicht wen, denke ich«, erwiderte Tier. »Als ich das letzte Mal hier oben war, gab es die ganze Nacht Lichter und Stimmen und … noch andere Dinge. Ich dachte, ich hätte vielleicht die Höhenkrankheit. Ich kam aus der Gegenrichtung - wir haben die höchsten Stellen noch nicht passiert - und war daher ziemlich erschöpft.«
    »Sollten wir uns Sorgen machen?« Ruforts Pferd nutzte die Pause, um sich mit der Nase am Knie zu reiben.
    »Das würde ich nicht sagen«, erwiderte Tier. »Das hier ist das Felsengebirge, und es gibt ein paar wirklich unangenehme Dinge. Aber sie haben mir das letzte Mal nichts getan, also lasst uns das Beste hoffen. Kommt. Im Lager warten sie schon auf uns.«
    Der Lagerplatz war genau, wie Tier ihn in Erinnerung hatte, voll kleiner Steine, die es unangenehm machten, auf dem Boden zu schlafen, und es gab auch nur wenig Gras für die Pferde.
    Die seltsamen Lichter flackerten weiterhin hier und da auf, als trügen in hundert Schritt Entfernung Männer Laternen umher.
    »Etwas ist da drüben«, sagte Seraph, nachdem Tier ihnen von den Lichtern erzählt hatte, die ihm gefolgt waren, als er das einzige Mal zuvor diesen Weg genommen hatte. »Es fühlt sich allerdings nicht so recht wie Magie an. Es hat kein Muster.«

    Sie hörten auch Rascheln im Gebüsch, und Jes und Gura schauten ein paarmal nach, konnten aber nichts finden.
    Nachdem alle ihre Bettrollen ausgebreitet hatten, war Seraph gerade dabei, das Feuer abzudecken, als sie sich ruckartig aufrichtete. »Hast du das gehört?«
    »Nein«, sagte Tier und setzte sich auf, um sich umzusehen.
    »Ich auch nicht«, bestätigte der Hüter.
    Seraph kroch zu Tier auf die Decke und murmelte: »Es ist schon schlimm genug, Stimmen zu hören, wenn es sonst niemand tut, aber nicht einmal zu wissen, was sie sagen, ist noch schlimmer.«
    »Namen«, murmelte Hennea, und Tier fiel erst jetzt auf, dass sie noch kein Wort gesprochen hatte, seit er ins Lager gekommen war. Reisende waren manchmal so. »Ich habe schon angefangen, sie zu hören, als es dunkel wurde. Erkennst du nicht, was das hier für ein Ort ist, Seraph? Nachdem die Zauberer aus Colossae flüchteten, folgten ihnen einige Gespenster aus der Stadt. Die Zauberer banden sie an einen Berghang, den sie bewachen sollten. Sie nannten den Ort Berg der Erinnerungen oder Berg der Namen, und die Gespenster blieben und verhinderten, dass andere Gespenster aus Colossae denen folgten, die sie getötet hatten. Das Licht, das Rascheln und die paar Stimmen versuchen, euch mit ihren Namen an diesen Ort zu binden. Aber die Magie, die sie hier festhält, ist schwächer geworden, und in hundert Jahren wird nichts mehr übrig sein.«
    Seraph schüttelte den Kopf. »Diese Geschichte habe ich noch nie gehört.«
    »Ich habe

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