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Rabenzauber

Rabenzauber

Titel: Rabenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
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schon gehört, dass Leute vom Berg der Namen sprachen«, sagte Tier, »aber nichts davon hat mir verraten, wo er sich befindet oder was er ist. Ich wünschte, ich hätte gewusst, dass es Magie ist, als ich zum ersten Mal hier durchkam. Ich befürchtete schon, ich hätte den Verstand verloren.«

    »Warum warst du überhaupt hier oben, Papa?«, fragte Jes. Nein, verbesserte Tier sich, als er die Finsternis in seiner Stimme bemerkte. Es war der Hüter, der diese Frage gestellt hatte. »Das hier ist kein Ort, wo man viele Tiere findet, die man in Fallen fangen könnte.«
    »Ich befand mich auf dem Heimweg«, berichtete Tier. »Es war ein besonders milder Winter, also war ich tiefer in die Berge gezogen als sonst bei meiner Winterjagd - und dabei auf Schattenfall gestoßen.« Er hielt kurz inne. »Es hat mich erschreckt, als mir klar wurde, wo ich mich befand, also bin ich so schnell wie möglich nach Hause geritten, und nicht auf dem Weg, auf dem ich gekommen war. Das hier ist nicht die einfachste Strecke, aber die andere, die ich kenne, würde uns einige Wochen mehr kosten.«
    »Woher wusstet Ihr, dass es Schattenfall war?«, fragte Phoran.
    »Es konnte nichts anderes sein. Ihr werdet verstehen, was ich meine, wenn wir dort sind«, sagte Tier. »Ich bin so schnell verschwunden, wie Scheck laufen konnte, und ich glaube nicht, dass ich auch nur eine einzige Minute schlafen konnte, ehe ich wieder zu Hause war.«
    »Du hast Mutter erschreckt«, sagte Lehr. »Daran kann ich mich erinnern. Ich glaube, ich war noch jünger, als Rinnie jetzt ist. Du kamst nach Hause und bist ohne ein Wort zusammengebrochen. Mutter dachte, du wärest krank, und schickte Jes und mich, um Karadoc zu holen.«
    »Ihr wart nur ein einziges Mal hier?«, fragte Ielian. »Woher wisst Ihr so genau, wo wir hingehen müssen?«
    »Eine solche Frage kann nur von einem Stadtbewohner kommen«, warf Rufort ein, aber sein Lächeln nahm der Bemerkung den Stachel. »Menschen, die in den Bergen unterwegs sind, lernen schnell, Osten von Westen zu unterscheiden und abzuschätzen, wie weit sie gewandert sind - oder sie würden nicht überleben.«

    »Du bist schon in den Bergen gewesen?«, fragte Phoran.
    »Ich bin nicht weit von Hirschwald entfernt aufgewachsen. Ich hatte einen Onkel … nun, eigentlich war er der Vetter meiner Mutter. Er kannte die Berge.«
    »Tier ist ein Barde«, sagte Seraph und schmiegte sich an ihren Mann. »Er hat ein hervorragendes Gedächtnis.«
    Die meisten versuchten, wieder zu schlafen. Tier lauschte dem ruhiger werdenden Lager. Jes versuchte erst gar nicht, sich hinzulegen, und Tier hätte sich gern eingeredet, dass das Rascheln von Jes kam, damit er schlafen konnte. Aber Jes machte selten so viel Lärm, also blieb Tier die meiste Zeit wach.
    Am nächsten Morgen ließ er alle packen und beauftragte Jes, die Pferde besonders genau zu überprüfen, ob sie für die nächste Etappe auch kräftig genug waren.
    Schneebedeckte, karge Gipfel ragten ringsumher auf, und der schlimmste Teil des Weges begann. Lehr ging voran, da ihm als Jäger der richtige Pfad kaum entgehen konnte; bis es wieder bergab ging, gab es nur einen einzigen Weg, den auch Pferde nehmen konnten.
    Der Aufstieg strengte die Pferde gewaltig an, und Tier kam zu Fuß schneller weiter. Seine Knie waren nicht schlimmer als auch sonst nach einem Tag des Bergaufreitens; sie würden das Gehen besser verkraften als Reiten.
    Gegen Mittag stießen sie auf Schnee, aber der war bereits ein paar Wochen alt. So hoch droben konnte Tier die Sturmwolken sehen, die Rinnie ihnen so gut wie möglich fernhielt.
    »Papa, mir tut der Kopf weh«, sagte sie.
    »Mir auch, Liebes. Das kommt von der Höhe und dem Glitzern der Sonne auf dem Schnee. Mach einfach die Augen zu; dein Pferd wird den anderen schon folgen. Wir erreichen den höchsten Punkt in etwa zwei Stunden. Sobald wir auf der anderen Seite wieder nach unten gehen, wirst du dich besser fühlen.«

    Sie schwankte ein wenig im Sattel. »Der Sturm mag nicht, dass ich ihn wegschiebe. Er will unbedingt hier entlang kommen.«
    Er wusste nicht, wie viel sie ungefährdet tun konnte, und Seraph und Hennea ritten weiter vorn.
    »Sei vorsichtig, Liebes. Du brauchst den Sturm nicht ewig fernzuhalten, nur noch ein wenig. Was immer du tun kannst, wird uns helfen.«
    Sie nickte und schloss die Augen.
    Ielian schloss zu ihnen auf. »Mein Pferd ist in Ordnung«, sagte er. »Rinnie kann eine Weile mit mir reiten, wenn das hilft.«
    »Danke.« Tier lächelte.

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