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Rabenzauber

Rabenzauber

Titel: Rabenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
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»Der Vater des derzeitigen Kaisers hat verkündet, dass Reisende nicht unter dem Schutz seiner Gesetze stehen. Der alte Mann ist schon seit Jahren tot, aber sein Sohn wird
nichts an seinen Dekreten ändern. Der arme Junge schließt sich im Palast ein und hört nur auf Leute, die ihm Geschichten erzählen, ohne zu fragen, welche wahr und welche erfunden sind.«
    Er sprach, als kenne er den Kaiser, aber Seraph machte keine Bemerkung dazu. Tier hatte mehrmals erwähnt, er gehe davon aus, dass das Karawanengeschäft, aus dem Willon sich zurückgezogen hatte, erfolgreicher gewesen sei, als der Mann verriet. Willon hatte sich nicht sonderlich verändert, seit er ins Dorf gekommen war, nur sein Haar war nach und nach weiß geworden. Obwohl er sich seinem siebten Jahrzehnt nähern mochte, sah er viel jünger aus.
    »Nun gut«, sagte Seraph. »Sie sind hübsch, aber wir werden sie zu Hufeisen und Zaumzeugschnallen machen - wenn sie noch so viel Magie hätten, hätten die Reisenden sie sicher benutzt, um sich zu retten.« Sie stellte die Stiefel, die sie ausgesucht hatte, auf die Theke. »Und die hier brauche ich für Jes, aber ich habe mein Kupfer für diese Metallstücke ausgegeben. In meinem Rucksack habe ich ein wenig wilden Honig. Ich habe Bandor in der Bäckerei unten ein Dutzend Töpfe für einen halben Kupfer das Stück verkauft, und jetzt sind noch ein wenig mehr als doppelt so viele übrig.« Sie hatte nachgeschaut und in dem Teil des Ladens, in dem es eingemachte oder getrocknete Lebensmittel zu kaufen hab, keinen Honig gesehen.
    »Mein Schwager meinte, ich solle Euch sagen, ich hätte sie ihm für ein Kupferstück pro Glas verkauft«, fügte sie mit einem kleinen Lächeln hinzu. Willon war einer der wenigen Dorfbewohner, mit dem sie sprechen konnte, ohne sich verlegen zu fühlen - vielleicht, weil auch er von außerhalb kam.
    »Ja, und das hätte er auch zahlen sollen«, schnaubte Willon. »Wie Ihr sicher ebenfalls wisst. Seine eigenen Verwandten auszunutzen!«

    »Wenn Tier zu Hause wäre, hätten wir ihm den Honig umsonst gegeben«, sagte sie. »Und das weiß Bandor ebenfalls.«
    Willon grinste. »Ich kaufe, was Ihr übrig habt, für ein Kupferstück pro Topf. Das ist ein gerechter Preis. Besonders, wenn Ihr den nächsten Honig, den Euer Junge findet, direkt zu mir bringt.«
    »Das werde ich tun«, sagte sie. »Danke, Willon.«
    Dreißig Kupferstücke für den Honig minus zehn für die Stiefel - das ließ ihr zwanzig Kupferstücke, beinahe eine ganze Silbermünze. Sie steckte die Münzen in die Tasche, als sie Willons Laden verließ, und schloss vorsichtig die Tür, während drinnen die ersten Töne von Ciros Harfe erklangen.
    Da sie mehr über die Mermori nachdachte, die sie von dem Händler gekauft hatte, als darüber, wohin sie ging, wäre sie beinahe mit einem Mann zusammengestoßen, der ihr entgegenkam.
    »Entschuldigt«, sagte sie und sah ihn an.
    Er hatte ein angenehmes Gesicht: gleichmäßige Züge und einen breiten Mund. Sie kannte ihn nicht, und das war ungewöhnlich. Das Dorf war klein genug, dass man in kurzer Zeit alle kannte - zumindest vom Sehen.
    »Eine Reisende«, sagte er in solch entzücktem Tonfall, dass es sie erschreckte.
    Man sah ihr wohl an, was sie empfand, denn er lachte. »Ich klinge wahrscheinlich wie ein Narr - ich hatte einfach nicht erwartet, hier einer Reisenden zu begegnen. Ich dachte, Eure Leute meiden diese Region. Eine Aversion dagegen, Schattenfall zu nahe zu sein.«
    Eine Aversion dagegen, Menschen zu nahe zu sein, die solche Angst vor Magie haben, hätte sie beinahe geantwortet, aber nicht einmal Überraschung konnte die gewohnheitsmäßige Kontrolle über ihre Zunge wirklich lösen.

    Dann trat ein Ausdruck des Verstehens auf seine Züge. »Ihr müsst Seraph Tieragansweib sein. Deshalb reden die Leute über Euch …« Dann wurde ihm offenbar klar, dass, was immer die Leute über sie sagten, nicht sonderlich schmeichelhaft sein konnte, und er brach ab.
    Wenn sie nicht eine Tasche voller Mermori in der Hand getragen hätte, die sie an das Los der Reisenden erinnerte und auch an ihr eigenes Versagen, ihrer Bestimmung zu folgen, hätte sie ihm vielleicht geholfen. Aber er hatte sich selbst in diese Situation hineingeredet, und sie ließ ihn seinen eigenen Ausweg finden.
    »Es tut mir leid«, sagte er schließlich aufrichtig. »Wenn ich aufgeregt bin, rede ich zu viel. Ich sollte mich erst einmal vorstellen: Ich bin Volis, Priester des Pfads der Fünf.«
    »Seraph

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