Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rabenzauber

Rabenzauber

Titel: Rabenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
gleiche Weise, wie sie es jedem hätte zeigen können, sogar einer Person, die ohne Magie zur Welt gekommen war.
    Sie führte ihn langsam durch das Netz seiner Magie und vorbei an der Berührung des Raben und brachte ihn so zu dem hellblauen Feuer, das eine dunklere Gestalt umgab.
    »Das helle Blau ist der Geist«, sagte er. »Es ist wichtig, dass du ihn sehen kannst. Ich habe keine Ahnung, was das andere ist … die Seele? Mag sein. Oder vielleicht ist es etwas, das geschehen ist, weil ich mein Ich in dieser Form …« Seine Stimme verklang.
    Sie schloss die Augen und trennte ihre Magie vorsichtig von Hinnum, dann löste sie den Bann auf, den sie benutzt hatte. Sie blinzelte zweimal, bevor ihre Augen wieder normal sehen konnten - und machte zwei Schritte zurück, damit sie nicht mehr direkt vor dem Gelehrten stand.
    Während Hinnum immer noch eine betäubt-erfreute Miene zur Schau trug, fragte Seraph: »Wenn der Pirschgänger nicht böse ist - warum ist es dann der Schatten?« Er hatte bisher vermieden, Fragen über den Schatten zu beantworten; sie hoffte, ein besseres Ergebnis zu erreichen, wenn sie ihn überraschte.
    Seine Miene wurde enttäuschend schnell wieder wachsam. Wenn Tier so erfreut dreinschaute, brauchte er immer viel länger, um zu seinem üblichen intelligenten Ich zurückzufinden.
    »Woher soll ich das wissen?«, fragte er. »Ich war seit dem Ende von Colossae hier.«
    »Nicht ganz, denke ich«, sagte Seraph. »Es gab einen Schatten unter den überlebenden Zauberern, und die Geschichten
berichten, dass du es warst, der sie tötete. Warum also sind die Schatten böse?«
    Sie hätte diese Befragung vielleicht Tier überlassen sollen, aber Hinnums Miene hatte sie verleitet, es zu versuchen. Sie hatte nichts zu verlieren, wenn sie bei ihm nach Informationen bohrte. Er wusste vom Schatten im Allgemeinen - und von Willon im Besonderen. Gewiss war er nach Colossae gekommen. Willon hatte die gleichen Landkarten benutzt wie sie, und er war ein Zauberer. Selbstverständlich war er zur Bibliothek gegangen.
    Hinnum hatte irgendwie damit zu tun gehabt, dass aus Willon der Schatten wurde. Willon, der als angeblicher Freund von Tier in ihr Haus gekommen war und ihre Tochter getötet hatte. Hinnum würde ihr alles verraten, was er wusste, und wenn sie es ein Wort nach dem anderen gewaltsam aus ihm herauszwingen musste.
    Man sah ihr diese Entschlossenheit wohl an, denn Hinnum seufzte. »Es gibt einen Makel in dem Schleier, den wir zwischen die Alten Götter und unsere Welt geschoben haben, als wir die Stadt opferten. Ich konnte es spüren - ebenso wie die wenigen anderen großen Zauberer, die überlebten. Einer von ihnen nutzte dieses Loch, um sich der Macht des Pirschgängers zu bedienen.«
    »Was hat dieses Loch bewirkt?«
    »Wir. Ich.«
    Seraph hatte diesen Ausdruck von Schuldgefühlen schon recht oft auf seinen Zügen gesehen, vor allem, wenn man bedachte, dass sie ihn erst seit zwei Tagen kannte.
    »Es hat lange gedauert, bis ich herausfand, was geschehen war.« Er setzte sich auf eine Bank und ließ den Kopf hängen. »Ich hatte mit einer illusionären Gestalt experimentiert, die etwas nicht nur für alle Sinne vollendet reproduzierte, sondern auch an einen silbernen Gegenstand gebunden werden
konnte, um ohne Schäden an der Illusion immer wieder heraufbeschworen zu werden.«
    »Die Mermori «, sagte Seraph.
    Hinnum nickte. »Ich fand heraus, dass, wenn ich den Gegenstand, den ich reproduzieren wollte, zerstörte, der Bann nur wenig Macht brauchte.«
    »Deshalb wurden die Häuser der Zauberer zerstört, als du Mermori aus ihnen machtest.« Seraph rieb sich die Stirn, die von dem Zauber, den sie gewirkt hatte, immer noch schmerzte. »Da es wenig Macht brauchte, war es leicht in den Rabenbann einzuarbeiten, und du hast die Mermori geschaffen, als die Stadt fiel. Das Opfer von Colossae war unvollkommen, weil die Häuser der Zauberer kein Teil der ewig erhaltenen Stadt mehr waren.«
    »Und dann gab es noch die Bibliothek«, sagte Hinnum.
    Seraph rieb sich die Stirn fester. »Dumm.«
    »Ja.« Hinnum seufzte.
    »Du wolltest mir sagen, wieso der Schatten böse ist.«
    »Ein Zauberer - nicht jeder Feld-, Wald- und Wiesenzauberer, aber ein mächtiger, gut ausgebildeter Zauberer, kann unter gewissen Umständen durch dieses Loch im Schleier schlüpfen und die Macht des Pirschgängers berühren, die Zerstörung berühren. Da es sich um Zerstörung handelt, tötet sie allerdings bei zu langem Kontakt jedes sterbliche

Weitere Kostenlose Bücher