Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rabenzauber

Rabenzauber

Titel: Rabenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
soll. Du hast es getan, weil du einmal warst, was er war, weil du einsam warst und weil er dir schmeichelte.«
    Er hob den zweiten Finger. »Dann haben wir Willon, der um der Macht willen zum Schatten wurde - aber ich kenne Willon. Er hat als Kaufmann ein Vermögen gemacht, weil er immer alles sorgfältig plante. Er hatte immer ein Ziel im Sinn. Er hat sich verborgen - im Vergleich zu ihm folgte der namenlose König einer eher direkten Herangehensweise -, aber wir wissen einige Dinge, die Willon getan hat. Zum Beispiel rief er eine Geheimgesellschaft ins Leben, die bewusst die Unruhe im Kaiserreich vergrößerte und Weisungen stahl.«
    »Der Rabe rette uns, er versucht, den Schleier zu zerstören!«, sagte Hinnum plötzlich entsetzt. Dann wurde er blass und warf Hennea einen Blick zu. Er räusperte sich. »Die Weisungen wurden aus zwei Gründen geschaffen. Erstens sollten sie das Gleichgewicht liefern, das den Schleier an Ort und Stelle hielt. Der zweite Grund wurde nichtig gemacht durch unsere Dummheit, als ich die Bibliothek rettete und die Mermori herstellte.«
    »Worin bestand er?«, fragte Hennea. »Ich kann mich nicht erinnern.«
    »Der Schleier sorgt dafür, dass die Alten Götter keinen Einfluss auf unsere Welt haben. Aber ihre Macht muss dennoch genutzt werden. Ohne ein Ventil würden sie den Schleier irgendwann zerreißen. Also wurden die sechs Götter geschaffen,
um die Macht des Pirschgängers und des Webers zu kanalisieren. Die Weisungen sollten demselben Zweck dienen, aber wegen des Makels im Schleier drang die Macht der Alten Götter dennoch von alleine hindurch.«
    »Die des Webers ebenfalls?«, fragte Phoran. Eine gute Frage, dachte Seraph. Wenn Zerstörung entkam, warum dann nicht auch Schöpfung?
    Hinnum kreuzte die Beine und setzte sich im Schneidersitz auf die gepolsterte Bank. »Lasst mich euch sagen, was ich vor mir sehe. Ein Rabe, verheiratet mit einem Solsenti -Barden - obwohl die Weisungen eigentlich an die Familien der Zauberer aus Colossae gebunden waren. Sie haben drei Kinder mit Weisungen, jedes mit einer anderen. Eigentlich sollten die Weisungen unter den Reisendenclans verteilt sein. Ihr seid mit dem Kaiser unterwegs - der vom Memento eines Raben heimgesucht wird, das unbedingt den Schatten töten muss.« Er warf Hennea einen kurzen Blick zu, dann wandte er sich wieder ab. »Ihr seid nicht die Ersten, die Colossae fanden, aber ihr seid die Einzigen, die ich nicht hierhergerufen habe.«
    »Du glaubst also, das sei das Werk des Webers?«, fragte Hennea eindringlich.
    Hinnum nickte. »Ja.« Er sah Tier an. »Du denkst, der Schatten will den Schleier zerstören, indem er so viele Orden an diese Ringe bindet, wie er kann.«
    Tier nickte. »Aber ich denke, das hängt auch vom dritten Spieler in dieser Geschichte ab, dem Pirsch…« Sein Gesicht wurde plötzlich ausdruckslos.
    Lehr war aufgesprungen, bevor Seraph auch nur verstand, was geschah. Jes zog Tier vom Tisch und auf den Boden. Einen Moment lag er nur da und starrte blicklos ein Oberlicht an.
    Hinnum fasste Seraph am Arm, bevor sie zu Tier gelangen konnte, und hielt sie zurück.

    »Wir haben keine Zeit«, sagte er. »Seraph, sieh dir seine Weisung an - er ist zu nahe daran, alles zu verlieren. Und wenn das geschieht, wird es ihn umbringen. Du musst den Bann anwenden, den ich dir beigebracht habe. Finde heraus, wie der Schatten die Weisung stiehlt, und halte ihn auf.«
    Sie riss sich los und eilte zu Tier. Die Jungen drückten ihn auf den Boden, damit er sich nicht wehtat. Seraph sah, dass Hinnum recht hatte - Tiers Weisung war beinahe verschwunden. Sie hatten keine Zeit zu warten, bis der alte Zauberer helfen konnte. Wenn Seraph keine Möglichkeit fand, den Bann aufzuhalten, konnte er nicht mehr rückgängig gemacht werden, und Tier würde sterben.
    Sie schob ihr Entsetzen weit weg, wo es eher eine Quelle der Kraft sein würde als eine Ablenkung. Dann beschwor sie die Magie herauf, wie Hinnum es ihr beigebracht hatte, und versuchte festzustellen, was der Schatten und seine Schergen ihrem Mann angetan hatten.
    Sie hatte geglaubt, der Bann des Schattens vernichte einfach nur die Verbindung zwischen Tier und seinem Orden. Nun, da sie sowohl Geist als auch Weisung sehen konnte, begriff sie, dass sie sich geirrt hatte.
    Jede Ranke, die vom Bann des Schattens ausging, war in Geist gehüllt: ein heller, glänzender Überzug um einen dunklen böswilligen Kern. Genau, wie sie ihre Magie in ihre Weisung gehüllt hatte, um Tiers Weisung

Weitere Kostenlose Bücher