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Rabenzauber

Rabenzauber

Titel: Rabenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
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Mann, der sein Wort hielt.« Sie berührte seine Schulter, und er schreckte unter ihrer Hand zurück. »Und an diesem schönen Morgen kann ich es einfach nicht über mich bringen, etwas anderes als dankbar zu sein für das einzige Mal, dass du dein Wort nicht gehalten hast.«
    Tier setzte sich hin, gähnte, rieb sich die Augen und sah Hinnum an. Dann rieb er sich noch einmal die Augen und sah noch länger hin.
    »Ich verstehe, wieso du dich entschieden hast, hierzubleiben, Zauberer«, sagte er nach einem verlegenen Augenblick.
    Seraph sah ebenfalls hin, aber Hinnum erschien ihr nicht anders als zuvor. Was, wie sie erkannte, seltsam war, denn er hatte ihr mitgeteilt, dass seinem Körper etwas zugestoßen sei, was ihn davon abgehalten habe, Colossae mit den anderen Zauberern zu verlassen. Er verwendete offenbar immer noch eine Illusion, selbst wenn es an diesem Morgen die seines eigenen Körpers war.
    Hinnum zog die Brauen zusammen und blickte zu Tier herab. »Ich liebe Musik«, erklärte er ernst. »Letzte Nacht hast du die Geschichte von Schattenfall mit solcher Macht erzählt, dass ich um einen Mann weinte, den ich nie gekannt habe.
Dennoch, Barden sind der Fluch meines Lebens. Ich bin ein Illusionist, und Barden sehen die Wahrheit.«
    Tier schüttelte den Kopf. Was immer er sah, musste etwas Schlimmes sein, denn seine Antwort hatte nicht einmal eine Spur seiner üblichen Heiterkeit. »Es tut mir leid, Hinnum. Ich werde nicht enthüllen, was du weiterhin verbergen willst.«
    Wenn Tier das sagte, würde er ihnen nicht verraten, was er gesehen hatte - nein, das würde er nicht. Und wenn Seraph nicht erfahren durfte, was Hinnum zugestoßen war, dann würden sie jetzt eben über andere, wichtigere Angelegenheiten sprechen.
    »Wenn du ihm nicht beigebracht hast, wie man die Weisungen stiehlt, wie hat er es dann herausgefunden?«, fragte sie.
    »Es war der Pirschgänger«, sagte Tier.
    »Der Pirschgänger?«, fragte Hennea.
    »Wer sonst? Ich habe viel darüber nachgedacht.«
    »Der Pirschgänger ist nicht böse«, wandte Hinnum ein.
    »Das habe ich auch nicht behauptet. Du hast uns erzählt, die Macht der Alten Götter sei eine Konstante, beinahe etwas Unwillkürliches. Wenn es Löcher in dem Schleier gibt, der verhindern soll, dass die Alten Götter die Welt zerstören, dann halte ich es durchaus für möglich, dass ein Zauberer sich einen Teil der Macht des Pirschgängers aneignen kann, ohne dass dieser damit einverstanden ist. Aber du erzähltest Seraph auch, der Pirschgänger säße gegen seinen Willen hinter dem Schleier fest.«
    Hennea setzte sich neben Tier. »Der Weber hat mir gesagt, die Welt sei zu alt und zu brüchig für all den Druck, den er und sein Bruder ihr bringen würden. Ihre Macht würde sie zerstören.
    Der Weber behauptete auch, es sei seinem Bruder egal, ob die Welt stirbt«, fuhr sie fort. »Tod ist ein Teil der Macht des Pirschgängers und ein natürlicher Vorgang. Aber der Weber
liebt seine Schöpfung - also fand er einen Weg, sie beide zu binden und ihre Macht einzuschränken, damit seine Welt überleben konnte.«
    Sie tätschelte den Boden neben sich, und Hinnum setzte sich hin. Dann sprach sie weiter.
    »Der Schleier entstand aus der Macht beider Alten Götter - was sonst könnte sie halten? Wenn der Pirschgänger zugestimmt hätte, hätten er und der Weber den Schleier neu schaffen können, nachdem mein Gefährte gestorben war. Stattdessen musste der Tod von Colossae als eine Art Ersatz für die Macht des Pirschgängers dienen - und er wurde ihm gewaltsam abgerungen. Die andere Hälfte des Schleiers webte der Weber selbst.«
    »Der Pirschgänger will frei sein«, schloss Seraph.
    »Das hat mir der Weber an dem Abend gesagt, als wir zu dem Schluss kamen, dass Colossae und seine Götter sterben müssten.«
    »Warum also …« Seraph brach wieder ab, als sie erkannte, was Tier schon am Vortag gesehen hatte. »Der Pirschgänger konnte den Schatten ohnehin nicht davon abhalten, sich von seiner Macht zu nähren, also konnte er ihn ebenso gut auch nutzen. Willon war ein Illusionist, der sich über die Grenzen seiner Magie ärgerte. Also bot der Pirschgänger an, ihm zu zeigen, wie er die Macht der Reisenden stehlen konnte. Warum hat er ihm nicht von der Weisung des Hüters erzählt?«
    »Viele von diesen Edelsteinen mit den Weisungen funktionieren nicht«, sagte Hennea nachdenklich. »Wenn einer der Alten Götter sich entschieden hätte, Willon zu zeigen, wie er die Weisungen stehlen kann, hätte

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