Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rabenzauber

Rabenzauber

Titel: Rabenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
direkt zur Rampe, die zum unteren Teil der Stadt führte.
     
    »Das ist interessant«, sagte Rinnie.
    Phoran konnte ihr nur zustimmen. Sie waren eine Stunde durchs Kaufmannsviertel geschlendert und dort überwiegend auf Häuser gestoßen, die abgeschlossen und unmöglich zu betreten waren. Aber dann machte die Straße, der sie folgten und die sich am Fuß der Klippe entlangzog, eine plötzliche Biegung, und sie standen mitten auf einem Marktplatz, genau wie Lehr versprochen hatte.
    »Ich würde Lehr wirklich gern nach Taela holen und sehen, wie er mit einem Irrgarten zurechtkommt«, sagte Ielian und schlug Lehr auf den Rücken. »Ich bin sicher, mit dir könnte ich ein paar Goldstücke machen.«
    Der Marktplatz war mit Ziegeln statt mit Kopfstein gepflastert: bunte Farben, die potenzielle Käufer in bessere Laune versetzen sollten, schloss Phoran aus seiner eigenen Reaktion. Früher einmal, vermutete er, war die gesamte nun leere Fläche mit Buden und Zelten bedeckt gewesen, und man hatte Lebensmittel und andere Dinge kaufen können. Das alles war wohl für die Nacht weggeräumt worden, dachte er, oder vielleicht war der Tag, an dem Colossae starb, auch kein Markttag gewesen.
    »Ich habe bei Irrgärten schon ein paarmal gewonnen«, sagte Toarsen gerade. »Obwohl das nicht annähernd so interessant ist wie das Letzte, was ich mitten in einem Irrgarten fand.«

    »Und was war das?«, fragte Rinnie unschuldig.
    Toarsen fiel das Grinsen aus dem Gesicht. Er räusperte sich. »Ein Springbrunnen. Hm. Mit Vögeln.«
    Der - zumindest unter jungen Adligen - bekannteste Irrgarten in Taela gehörte zur Weißen Taube, einem Hurenhaus für die Reichen und Gelangweilten. In dem größten Park innerhalb des Irrgartens wurden oft Orgien veranstaltet, aber man konnte auch Verabredungen an abgeschiedeneren Orten zwischen den Hecken treffen. Phoran hatte das ein- oder zweimal ebenfalls getan.
    »Ich habe noch nie einen Irrgarten gesehen«, sagte Rinnie sehnsüchtig.
    »Komm nach Taela, Rinnie, und ich zeige dir ein paar.« Wenn auch sicher nicht den der Weißen Taube. »Wenn Lehr nach Taela kommen will, werde ich ihn dafür bezahlen, dass er den Palast für mich erkundet - das ist wirklich ein Irrgarten.«
    »Ich habe genug von Irrgärten«, sagte Kissel. »Letztes Mal musste ich die Bäume abhacken, um wieder herauszukommen.«
    »Du warst das?«, fragte Phoran beeindruckt. »Ich hörte, die Weiße Taube habe einen Zauberer einstellen müssen, um den Schaden zu beheben.«
    Kissel lächelte - es war kein sonderlich nettes Lächeln. »Ich lasse mich nicht gerne einsperren. Sie fanden es komisch, dass ich nicht herausfinden konnte. Also habe ich eine andere Möglichkeit gewählt.«
    Phoran sah, wie Rinnie Kissel betrachtete, als wäre er interessanter als noch einen Augenblick zuvor. »Das klingt wie etwas, das meine Brüder tun würden.«
    Kissel grinste breit. »Ich danke dir für das Kompliment, Rinnie Tieraganstochter.«
    Rinnie schüttelte den Kopf. »Nein, die Jungen werden nach ihren Vätern benannt und die Mädchen nach ihren Müttern.«

    »Ah«, sagte Kissel. »Das wusste ich nicht.«
    »Mutter findet es albern, weil die Reisenden es nicht so machen«, berichtete Rinnie. »Ich finde es lustig, nach meiner Mutter benannt zu sein. Die Leute haben Angst vor meiner Mutter. Sie wissen nicht, dass es Papa ist, vor dem sie sich fürchten sollten.«
    »Seht mal«, sagte Ielian und spähte unter dem Vorhang hindurch, der den nächsten Eingang blockierte. »Spielsachen.«
     
    Nachdem die Jungen und Rinnie gegangen waren, wurde es still im Lager. Tier schlief oder döste zumindest und hatte den Kopf in Seraphs Schoß gelegt. Jes war verschwunden; er schlief wahrscheinlich irgendwo direkt außerhalb des Lagers. Hennea saß im Schneidersitz am niedergebrannten Lagerfeuer und meditierte.
    Seraph hatte lange nicht mehr meditiert, und es war ihr nie leicht gefallen - nicht nachzudenken, lag ihr einfach nicht. Dennoch dachte sie, es könnte jetzt eine gute Idee sein, da sie zu aufgedreht war, um zu schlafen. Also setzte sie sich gerade hin und entspannte die Schultern.
    Sie meditierte nicht wirklich, aber sie schloss die Augen und blockierte den Rest ihrer Sinne, um ihre Gedanken besser ordnen zu können. Sie hatte in so kurzer Zeit so viel erfahren, dass sie erst einmal alles sortieren musste. Tier war in Sicherheit. Hennea war die Göttin der Magie. Hinnum war am Leben. Tier war in Sicherheit. Hinnum würde die Weisungen aus den Ringen

Weitere Kostenlose Bücher