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Rabenzauber

Rabenzauber

Titel: Rabenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
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hinter der Hausecke versteckt haben. Doch er sah niemanden, weil er sich nicht bewegen konnte.
    »Atmet«, sagte die Stimme.
    Phoran bemerkte erst nach heftigem Luftschnappen, dass er vorher nicht geatmet hatte. Er war beinahe sicher, dass es Willon sein musste, der da sprach, aber er klang trotzdem merkwürdig. Er hörte, wie Lehr, der neben ihm gestanden hatte, ebenfalls Luft holte.
    Gura winselte unglücklich, und Phoran spürte, wie der große Hund sein Bein streifte. Gura war offenbar immun gegen den Bann, der den Kaiser und die anderen festhielt.
    Die Schritte blieben direkt vor Phoran stehen. »Du kannst die Augen bewegen«, sagte der Mann. »Und blinzeln. Ich bin genau genommen kein wirklich grausamer Mensch. Ich werde euch vielleicht umbringen müssen, aber durch Folter habe ich nichts zu gewinnen.«
    Phoran blinzelte - und bewegte die Augen. Die einzigen Menschen, die er sehen konnte, waren Rufort, der direkt vor ihm gestanden hatte, und der Zauberer. Zuerst glaubte er, sich geirrt zu haben, denn der Zauberer, der sie in seinem Bann hielt, war ihm vollkommen fremd. Das dunkle Haar dieses Mannes und sein schlanker, muskulöser Körper gehörten nicht dem Willon, den er kannte. Dann drehte der Mann sich ein wenig, und Phoran sah sein Gesicht. Es war tatsächlich Willon, aber er war viel jünger, als Phoran ihn bisher gekannt hatte.
    Dann fiel ihm ein, dass Willon Illusionist gewesen war, als er nach Colossae kam. Selbstverständlich hatte er sich geschützt, indem er es so aussehen ließ, als altere er.
    »Was ist das?«, fragte Willon.
    »Ein Abrieb aus dem Tempel der Eule. Die Namen der Alten Götter.« Ielians Stimme erklang irgendwo hinter Phoran.
    »Ah. Ich glaube nicht, dass man sie einfach an einem Ort lassen sollte, wo jeder sie lesen kann.«
    Der Geruch nach brennender Baumwolle drang Phoran in die Nase.
    »Ielian, das hast du gut gemacht«, sagte Willon und tauchte wieder in Phorans Blickfeld auf. »Alle sind zusammen, aber ohne Tier, der meine Illusionen durchschauen würde, oder die Raben, die sie brechen könnten. Und du bist sicher, dass Hinnum Seraph beigebracht hat, wie sie die Steine mit den Weisungen nützlicher machen kann?«
    »Ja«, sagte Ielian, der nun hinter Phoran trat. »Ich verstehe nicht, wie es funktioniert, Meister. Aber ich weiß, dass Seraph sich sicher war, sie reinigen zu können - das sagte sie jedenfalls.«
    »Gute Arbeit, Junge«, lobte Willon. »Wenn sie das fertigbringt, wird es den Ärger wert sein, den sie mir bereitet hat, als sie den Pfad stürzte. Ich habe ihnen alle Steine bis auf Tiers eigenen gegeben, in der Hoffnung, dass zwei Raben und eine Lerche leisten konnten, wozu ich nicht imstande war.«
    »Aber das konnten sie nicht«, sagte Ielian. »Selbstverständlich konnten sie das nicht.«
    Willon lächelte. »Natürlich nicht. Nur Hinnum wusste, wie man es machte, aber er hat es mir nie beigebracht, und er hat niemanden, dem ich drohen könnte. Niemanden, für den er sich interessiert.«
    »Also hast du ihnen die Landkarten gegeben und sie hierhergeschickt.«
    »Nein«, erwiderte Willon. »Ich ließ die Karten einfach, wo sie waren - wo Volis sie versteckt hatte, nachdem er sie von mir gestohlen hatte. Als nichts, was Seraph tat, Tier heilen konnte, wusste ich, dass sie hierherkommen und nach Antworten suchen würden - und sie würden Hinnum finden. Ich bin nur überrascht, dass sie Hinnum so schnell für sich gewonnen haben; er ist so ein geheimnistuerischer Mistkerl. Sie
sind noch keine zwei Tage hier, und Hinnum hat mir bereits Tiers Edelstein gestohlen.«
    »Das war Seraph, Meister, nicht Hinnum. Dann brach Tier den Bann vollkommen, als er Der Fall des Schattens sang.«
    Willon runzelte die Stirn. »Tier hat sich selbst befreit? Du musst dich irren. Ein Barde kann Illusionen brechen, aber dieser Bann ist keine Illusion.«
    »Ich bin kein Zauberer, Meister«, erwiderte Ielian. »Ich kann nur wiedergeben, was sie mir gesagt haben.«
    »Vielleicht hat Hinnum es getan und sie glauben lassen, es sei Tier gewesen«, meinte Willon nachdenklich. »Aber das ist egal.«
    Er blickte Phoran in die Augen. »Ihr braucht Euch keine Gedanken zu machen, Phoran. Ich bin Euch sehr dankbar, dass Ihr meinen Sperling an einen Ort gebracht habt, wo er für mich spionieren konnte. Wie sonst hätte ich je die Weisung des Hüters gefunden? Es gibt nichts Schriftliches über sie, und sie wird auch in keiner Geschichte erwähnt. Kein Gefangener des Pfads sprach jemals von ihr. Als Volis

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