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Rabenzauber

Rabenzauber

Titel: Rabenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
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anfing, vom Adler zu reden, hielt ich ihn für verwirrt. Man stelle sich meine Überraschung vor, als ich herausfand, dass Jes nicht wegen einer Behinderung so langsam ist, sondern wegen seiner Weisung. Wie unerwartet, einen so ungeeigneten Weisungsträger zu finden. Wenn Hinnum noch mit mir sprechen würde, würde ich ihn dafür tadeln.«
    Er wandte sich Lehr zu. »Keiner von euch wird sterben, wenn ihr tut, worum ich bitte. Sag deiner Mutter, sie soll alle Ringe läutern, die sie hat.« Er hielt kurz inne. »Und mir zeigen, wie sie es tut. Dann wird keins ihrer Kinder sterben. Sag ihr das. Sag ihr, du und deine Familie, ihr habt nichts von mir zu befürchten, wenn sie tut, was ich von ihr will.
    Wenn nicht …« Er ging direkt hinter Phoran und flüsterte etwas, das Phoran nicht so recht hören konnte.

    »Mein Vater wird Euch töten, nachdem meine Mutter Euch in Öl gekocht hat«, sagte Rinnie, und Phorans Herz zog sich erschrocken zusammen.
    Er wusste, dass Tiers kleine Tochter sich wehrte, denn sie stieß gegen ihn.
    »Das denke ich nicht«, schnurrte Willon. »Ich denke, sie wird genau das tun, was ich sage, denn sonst wirst du dafür bezahlen.«
    Sie war ein Kind, und Phoran konnte überhaupt nichts tun. Ein Schweißtropfen lief ihm ins Auge und ließ es brennen, aber ganz gleich, wie sehr er sich anstrengte, er konnte nur seine Augen bewegen.
    »Bring sie mit«, ordnete Willon an. »Wir treffen uns oben in diesem Turm. Ich werde zunächst zum Tempel der Eule gehen und dafür sorgen, dass dort keine unternehmungslustigen Forscher mehr die Namen der Götter finden.« Er ging wieder vor Phoran her, aber ohne Rinnie. Die hatte er offenbar Ielian übergeben. Dann beugte er sich vor, damit er Lehr in die Augen sehen konnte. »Lehr Tieraganssohn, sag deiner Mutter, wir werden oben auf diesem Turm sein und auf ihre Antwort warten. Ihre Tochter und ich.«
    »Es gibt in dieser Stadt Gespenster und wer weiß, was sonst noch«, sagte Ielian. »Es wäre besser, einen Platz außerhalb der Mauern zu finden.«
    »Ich versichere dir, ich weiß, wie man sie fernhält«, sagte Willon und richtete sich auf. »Ich habe hier einmal fünf Jahre gelebt. Ich habe gelernt, wie man mit den Gespenstern umgeht. Bring das Kind in den Turm.«
    Einen Moment stand noch Willon vor Phoran, im nächsten hatte er sich in einen goldenen Habicht verwandelt. Der Habicht duckte sich, und mit anmutigem Flügelschlag erhob er sich in die Luft.
    Alle wussten, dass Zauberer nicht wirklich die Gestalt ändern
konnten, dachte Phoran. Aber offenbar brauchte sich der Schatten nicht darum zu kümmern, was alle wussten.
    »Verräter. Eidbrecher «, fauchte Rinnie, und ihr Zorn verbarg beinahe die Angst, die ihre Stimme zittern ließ.
    Ielian lachte. »Nein, die anderen sind die Eidbrecher: Toarsen, Kissel und Rufort. Ich habe den Meistern des Pfads die Treue geschworen, und diesen Eid habe ich nie gebrochen.«
    »Er ist der Schatten «, sagte Rinnie. »Wie könnt Ihr dem Schatten dienen?«
    »Das kann ich«, antwortete Ielian aalglatt, »weil er mir Möglichkeiten gibt, Leute umzubringen.«
    Gura winselte abermals. Er erkannte eindeutig Rinnies Angst, aber Ielian war ihm als Freund vorgestellt worden.
    »Rinnie, Rinnie«, tadelte Ielian. »Glaubst du wirklich, ich würde die Wolken, die sich dort sammeln, nicht bemerken? Du bist ein Kormoran, eine Wetterhexe. Aber mir ist etwas aufgefallen, während ich mit deiner Familie unterwegs war. Willst du wissen, was das ist? Wenn man kein Bauer ist, sind Kormorane so gut wie nutzlos .« Er schlug einen höhnisch-mitleidigen Ton an. »Es braucht so lange, um ein Unwetter aufzubauen. Und dich kann man ganz schnell aufhalten, nämlich so.« Es gab ein klatschendes Geräusch von Haut auf Haut - und Phoran konnte sich nicht bewegen .
    Gura konnte das jedoch.
    Phoran hörte das drohende Knurren und die Geräusche eines Kampfes. Dann folgte ein Grunzen - Hund oder Mensch, das hätte er nicht sagen können. Phorans Frustration erreichte neue Höhen. Jemand fiel zu Boden.
    »Ihr Götter, das fühlte sich gut an«, sagte Ielian. Er erschien wieder in Phorans Blickfeld, bespritzt mit Hundeblut, ein Jagdmesser in der Hand.
    Er drehte den Kopf, erst in die eine, dann in die andere
Richtung, wie ein Kämpfer, der vor einer Schlacht die Nackenmuskeln lockert.
    »Ich hatte vergessen, wie gut sich das anfühlt.« Er war vor Aufregung rot angelaufen, und seine Hände zitterten. Er sprach schnell und war nur schlecht zu verstehen.

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