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Rabenzauber

Rabenzauber

Titel: Rabenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
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Blick von dem großen Vogel zu wenden, der unsicher vor ihm zu Boden flatterte. »Ich kann ihn nicht lange festhalten.«
    »Los!« Phorans Stimme brach vor Erleichterung.
    »Dort entlang«, rief Lehr und führte sie an, Gura auf den Armen.
    Es war ein Albtraum. Sie gingen, statt zu laufen, weil Kissel und der überlastete Lehr nicht schneller werden konnten. Phoran blieb ganz hinten und bewegte sich rückwärts, damit er sehen konnte, was sich von dort näherte.
    Der Himmel, der am Morgen so hell und blau gewesen war, wirkte nun dunkel und bedrohlich. Da Rinnie leise vor sich
hin murmelte und sich eher unsicher bewegte, ging Phoran davon aus, dass sie etwas mit dem Wetter zu tun hatte. Er erinnerte sich an Lehrs Bericht über die Blitze, die den Troll getroffen hatten, und kam zu dem Schluss, dass Ielian sich geirrt hatte: Kormorane konnten noch mehr erreichen als gutes Wetter für Bauern. Wenn Rinnie noch ein wenig Zeit hatte, würde sie eine furchterregende Gegnerin sein.
    Aus dem Bereich, wo sie Hinnum zurückgelassen hatten, damit er sich dem Schatten stellen konnte, erklangen nun Geräusche, und Lichtblitze zuckten auf. Das Ganze wurde von Vibrationen begleitet, die den Boden unter ihren Füßen beben ließen.
    Als sie den Fuß der Rampe erreichten, sagte Phoran: »Lehr, gib mir den Hund und nimm mein Schwert. Hab ein Auge auf Kissel. Du wirst ihn vielleicht stützen müssen.«
    Er nahm den Hund und begann mit dem langen Aufstieg. Was ihm an ihrem ersten Tag in der toten Stadt als Meisterwerk der Baukunst erschienen war, war nun einfach nur eine Qual.
    Kissel tat, was er konnte, aber er hatte viel Blut verloren, und sie kamen schrecklich langsam voran. Lehr schob die Schulter unter den freien Arm, noch bevor Toarsen, Kissel und er ein Dutzend Schritte weit gekommen waren.
    »Gib mir das Schwert«, sagte Jes und erschreckte damit alle furchtbar.
    Phoran hatte ihn nicht gesehen, und wie er Lehrs Miene entnahm, ging es den anderen ebenso.
    »Mach das nicht noch mal«, sagte Lehr gereizt und hielt das Schwert seinem Bruder hin, der plötzlich aus dem Nichts erschienen war.
    »Weiter!«, rief Phoran.
    »Mutter, Papa und Hennea sind auf dem Weg«, sagte Jes. »Hinnum hat die Magie des Schattens gespürt und ist vorgegangen, um zu helfen, so gut er kann.«

    »Wir haben ihn gesehen«, sagte Phoran keuchend, denn bei dem steilen Aufstieg fühlte sich der Hund schwerer und schwerer an. »Er hat Willon angegriffen, damit wir fliehen konnten. Sie haben jede Menge Krach gemacht.«
    »Das habe ich gehört«, stimmte Jes zu. Phoran staunte immer wieder darüber, wie sehr dieser Jes sich von dem langsam sprechenden jungen Mann unterschied, der er sonst war.
    »Ich habe nichts mehr gehört, seit wir auf der Rampe sind«, sagte Lehr. »Ich hoffe, das bedeutet nichts Schlechtes.«
    Bei seinen Worten flatterte eine zerzauste Elster heran und landete auf Rinnies Schulter. »Geht«, krächzte sie schwankend. »Geht!«
    Kissel taumelte und brachte Lehr und Toarsen auf die Knie.
    »Jes, nimm den Hund«, sagte Phoran und legte das schlaffe Tier in die Arme des anderen Mannes, bevor Jes Gelegenheit hatte zu widersprechen. Dann bückte er sich, stützte die Schulter gegen Kissels Bauch und hoch ihn hoch.
    »Toarsen, zieh dein Schwert. Lehr, nimm meins von Jes zurück, bevor der das Schwert oder den Hund fallen lässt. Rinnie, halte den Vogel fest, bevor er noch von dir herunterstürzt.«
    Kissel war schwerer als Phoran, aber Toarsen und Lehr wogen noch weniger als der Kaiser. Phorans Waden schmerzten bereits von der Klippe und dem Wachturm, und seine Rippen taten weh von seinem Sturz, aber Jes hatte gesagt, Tier sei auf dem Weg.
    »Lasst mich ihn nehmen, Phoran«, bat Toarsen, als die Rampe endlich zu Ende war. »Ihr seid vollkommen erschöpft.«
    Phoran schüttelte den Kopf. Toarsen war drahtig und muskulös, aber nicht stark genug, um Kissel lange tragen zu können.
    »Blutet er immer noch?« Phoran atmete stoßweise, was es schwierig machte zu reden.

    »Ja«, antwortete Toarsen. »Er ist bewusstlos. Ich …«
    »Still«, sagte Jes, legte den Hund auf den Boden und schaute die Rampe hinab. »Er kommt.«
    Dann nahm er wieder die Gestalt der größten schwarzen Bergkatze an, die Phoran je gesehen hatte.
    »Nein«, sagte die Elster. »Nein. Sie werden alle sechs Weisungen brauchen, Hüter. Ich werde ihn aufhalten.«
    Mit einem unsicheren Flattern, das mit jedem Flügelschlag stabiler wurde, flog er von Rinnies Schulter auf.
    »Toarsen,

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