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Rabenzauber

Rabenzauber

Titel: Rabenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
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weiß es nicht. Wenn wir seiner Taktik folgen, sollten wir unsere Soldaten im Feld zurücklassen und fliehen, bis wir bereiter für ihn sind.«
    »Ja«, bestätigte Hinnum.
    Seraph und Hennea ließen die beiden reden, während sie ihre eigenen Pferde sattelten.
    Tier schüttelte den Kopf, als er Schecks Gurt fester schnallte. »So können wir nicht siegen, Hinnum. Man kann nicht siegen, wenn man sich auf die Stärken des Feinds einlässt. Willon wird nicht älter, er kann es sich leisten zu warten. Du sagst mir, dass er jetzt hier ist. Wenn wir fliehen, um uns vorzubereiten, damit unser Sieg sicherer wird, werden wir ihn niemals wiederfinden. Er hat seit Jahren versteckt, was er ist, also werden fünfzig Jahre mehr für ihn keinen Unterschied machen.« Er holte tief Luft. »Vielleicht ist es uns nicht bestimmt, ihn zu vernichten. Vielleicht ist diese Gelegenheit gestorben, als Willon Mehalla tötete. Vielleicht wurde sie heute früh zerstört, als wir Lehr, Rinnie und die anderen gehen ließen, um uns die Namen zu bringen. Aber wir werden unsere Leute nicht um eines möglichen Sieges über den Schatten willen zurücklassen. Du hast deine Kinder für die Welt geopfert. Ich mag willig sein, dasselbe zu tun - aber nicht bloß für eine Gelegenheit, die Welt zu retten.«
    Jes kam. »Papa?« Er erstarrte, als er Seraph sah, und der Hüter fragte: »Was ist los?«
    »Willon ist hier«, sagte Tier. »Es sieht so aus, als hätte er Lehr und die anderen.«
    Der Hüter holte tief Luft. »Ich werde sie finden.«
    »Nein«, widersprach Hinnum. »Wenn du ihnen allein entgegentrittst, bist du verloren.«

    »Geh«, sagte Tier, obwohl er genau wusste, dass er seinen Sohn damit vielleicht in den Tod schickte. »Wir kommen so schnell wir können nach. Wir gehen direkt zum Tempel der Eule.«
    Der Hüter nahm Wolfsgestalt an, schüttelte sich einmal, als wolle er ein Gefühl für diese Form entwickeln, und dann rannte er davon.
    Hinnum riss hilflos die Hände hoch. »Ihr werdet dem Schatten ein Kind nach dem anderen geben.«
    »Nein«, sagte Seraph. Der Zorn, den sie empfand, war so gewaltig, dass ihre Stimme zitterte. »Jes ist beinahe immun gegen Magie. Er wird uns die Zeit verschaffen, die wir brauchen, um zu ihm zu gelangen.«
    »Ich bin so weit«, sagte Hennea und schwang sich aufs Pferd.
    »Wartet«, sagte Hinnum. Er starrte seine Füße an, dann kniete er vor Hennea nieder. »Ich habe dich einmal im Stich gelassen, Herrin, ich werde es nicht noch einmal tun. Wie der Hüter werde ich den Schatten aufhalten, bis du kommst, oder bei dem Versuch sterben. Ich halte all das für dumm. Ich kann nicht glauben, dass es funktionieren wird. Aber ich werde gehen.«
    »Du hast mich nie im Stich gelassen«, sagte Hennea liebevoll. »Nicht ein einziges Mal.«
    Hinnum stand wieder auf, und dann veränderte er wie Jes die Gestalt. Eine Elster mit schwarzen Flügeln und Augen trat an die Stelle des Jungenkörpers und flog auf.
    »Zauberer können ihre Gestalt nicht wechseln«, sagte Tier. »Nicht einmal Raben.«
    »Hinnum kann es«, sagte Hennea. »Hinnum kann viele Dinge tun, die andere Zauberer sich nicht einmal träumen ließen.«

    Rinnie sah entsetzt, wie Phoran vom Turm fiel. Sie war so froh gewesen, als er auftauchte, obwohl sie gewusst hatte, dass er sie wirklich nicht vor dem Schatten retten konnte.
    Etwas Kaltes packte sie an der Schulter und zog sie auf die Beine. »Flieg, Kormoran«, zischte das Memento ihr ins Ohr. »Flieg!«
    Und es warf sie vom Turm, während der Schatten wütend hinter ihr herschrie.
    Der Wind, der sie getröstet hatte, seit Ielian sie auf den Boden des Turms geschleudert hatte, zupfte an ihren Händen und Füßen.
    Vertrau mir, sagte er, und dann, genau wie Phorans Memento: Flieg, Kormoran, flieg!
    Und sie flog.
    »Hilf Phoran!«, befahl sie dem Wind und flog schneller am Turm und die Klippe hinab, beinahe im Sturz, damit sie Phoran nicht aus den Augen verlor. Sie landete mit zu viel Schwung und stolperte dann bei dem Versuch, das Gleichgewicht zu wahren.
    Dann lag sie keine zehn Schritt von Phoran entfernt auf den Knien. Sie versuchte nicht einmal aufzustehen, sondern kroch einfach zu ihm.
    Es gibt kein Blut, dachte sie, es hätte doch sicher Blut gegeben, wenn der Wind nicht schnell genug gehorcht hätte. Wenn er tot war, sollte es Blut geben. Aber wenn er nicht tot war, sollte er doch atmen, oder?
    »Phoran?«, sagte sie.
    Er riss die Augen zu einer beinahe komisch überraschten Miene auf. Er schien immer noch

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