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Rabenzauber

Rabenzauber

Titel: Rabenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
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begann mit dem Abstieg.
    Die Bäume wurden weniger, und bald befand sie sich zwischen Weiden und Feldern. Sobald sie den Weg oberhalb des Bauernhauses betrat, kündigte ein freudiges Bellen Gura an, der ihr entgegengerannt kam, um sie zu Hause zu begrüßen.
    »Hallo, du alberner Hund«, sagte sie, und er rollte sich vor ihren Füßen auf den Rücken, worauf sich sein dichtes Fell mit Frühjahrsschlamm überzog.
    Er war ein riesiger schwarzer Hund mit einem Fell, das jeden Tag gebürstet werden musste. Tier war eines Abends mit einem blauen Auge und einem verängstigten, halb verhungerten Welpen mit riesigen Pfoten aus dem Dorf heimgekommen. Ihr Mann las wirklich immer irgendwelche Streuner auf.
    Seraph verbiss sich die Tränen und schüttelte den Kopf. »Komm, Gura, sehen wir mal, wie meine Kinder heute allein zurechtgekommen sind.«
    Der riesige Hund kam wieder auf die Beine und schüttelte sich, und die Verspieltheit eines Welpen fiel zusammen mit dem Schlamm von ihm ab. Er begleitete sie mit feierlicher Würde zum Haus.
    Da Guras Willkommen ihre Familie bereits in Kenntnis gesetzt hatte, überraschte es Seraph nicht, Lehr und Rinnie in der Hütte arbeiten zu sehen.
    »Ma!«, sagte ihre Jüngste in einem Tonfall tiefster Erleichterung. »Lehr war so gemein! Er hat mich angeschrien, obwohl ich längst getan hatte, was er wollte.«
    Die zehnjährige Rinnie hatte vor Kurzem die Rolle der Schlichterin und Informantin in der Familie übernommen -
und das führte bei ihren Geschwistern zu den zu erwartenden Ergebnissen. Rinnie sah Seraph ähnlicher als alle anderen - sie waren zumindest dem Aussehen nach miteinander verwandt. Rinnie war klein und hatte Seraphs helles Haar, das inmitten der dunkelhaarigen Bevölkerung von Redern auffiel. Dem Wesen nach ähnelte sie mehr ihrem Vater; sie hatte ebenso seine ruhige Vernunft als auch seinen Sinn fürs Dramatische geerbt.
    Seraph umarmte sie und warf Lehr einen Blick zu.
    »Wir haben den Garten zu Ende umgegraben«, berichtete er verärgert. »Und wir hätten auch schon ein gutes Drittel bepflanzt, aber Rinnie jammerte so viel, dass ich sie schließlich nach drinnen schickte.«
    »Er hat mich wirklich schwer arbeiten lassen«, klagte Rinnie, die die Hoffnung, ihrem Bruder Ärger zu machen, noch nicht aufgegeben hatte.
    Als sie Lehr die Zunge herausstreckte, ignorierte er das. Im vergangenen Jahr hätte er es seiner kleinen Schwester noch heimgezahlt - oder sie angelächelt, weil er wusste, dass ihre Reaktion jeden Ärger wert wäre, den er bekommen würde.
    »Danke, Lehr«, sagte Seraph und stellte sich auf die Zehenspitzen, um ihm einen Kuss auf die Wange zu geben. »Ich weiß, es ist nicht einfach, dieses faule Mädchen zum Arbeiten zu bringen. Ich sehe schon an dem Eintopf auf dem Herd und dem Haufen gekämmter Wolle, dass ihr beide ins Haus gegangen seid und euch ausgeruht habt wie die Adligen.«
    Er lachte und umarmte sie. »Sie hat sich gut geschlagen. Wir hätten wirklich den ganzen Garten bepflanzen können, Mutter, wenn Jes ebenfalls dageblieben wäre. Er ist kurz nach dem Mittagessen verschwunden - ich habe ihn nicht gehen sehen.«
    »Ich kann mit ihm reden«, bot sie an.

    Lehr schüttelte den Kopf. »Nein, schon gut. Ich weiß, dass er sein Bestes tut. Aber solange Papa weg ist, brauchen wir ihn einfach. Wenn er sich auf die Arbeit konzentrieren kann, ist er ebenso gut wie Papa. Oh, und der Verwalter des Sept war hier.«
    »Forder?«, fragte Seraph, nahm Umhang und Kapuze ab und hängte sie über den Garderobenständer an der Tür. »Was wollte er denn?«
    »Er sah sich die Felder an und fragte, ob Papa schon zurück sei. Als ich verneinte, meinte er, der neue Sept verlange ein Viertel mehr als letztes Jahr - sowohl aus dem Garten als auch von den Feldern. Er sagte, es sei beinahe zu spät, die Felder zu pflügen.«
    Seraph lehnte sich gegen die Wand. »Ich weiß, Lehr. Wir haben so lange gewartet, wie es nur ging. Wir müssen einfach ohne Tier anfangen. Das können wir morgen tun - nein, übermorgen, damit ich Zeit habe, mir vorher das Geschirr und den Pflug anzusehen und sie womöglich zu reparieren. Mach dir wegen des Zehnten keine Sorge, Tier sagte schon, dass so etwas bei einem neuen Sept zu erwarten sei.«
    »Forder meinte, der Sept habe ein Pferd, das wir mieten können, wenn wir es brauchen.«
    »Nein.« Sie schüttelte den Kopf. Als Tier aufgebrochen war, hatte er die junge Stute genommen, die sie im vergangenen Jahr gekauft hatten, damit der alte Wallach

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