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Rabenzauber

Rabenzauber

Titel: Rabenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
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dass sie schlucken musste. Trotz ihrer guten Augen und des Mondes konnte sie Jes nicht entdecken.
    »Ich habe dir doch schon ein paar Geschichten über die Reisenden erzählt«, sagte sie, steckte die letzte Mermora , die sie in der Hand gehalten hatte, in den Boden und ging zurück zum Rucksack, um weitere zu holen.
    Er antwortete nicht sofort. Sie hörte keine Schritte, aber es überraschte sie nicht festzustellen, dass er ihr zum Rucksack gefolgt war.
    »Ja«, sagte er nahe genug, dass die Wärme seines Atems ihren Nacken berührte. Sicher, sie war von Reisenden aufgezogen worden, aber der Unterschied zwischen ihrem Sohn bei Tag und diesem gefährlicheren Jes beunruhigte sie dennoch. Eine Mutter sollte ihr Kind nicht fürchten.
    »Wir sind die Abkömmlinge der Zauberer, die in Colossae lebten, lange bevor die Schatten kamen, um die Menschheit zu vernichten«, sprach sie und ignorierte den Schauder, der sie beim Klang von Jes’ Stimme überlaufen hatte.
    »Ja«, sagte er und ging neben ihr her, als sie die nächste Handvoll Mermori zu einer leeren Stelle der Wiese brachte und weiter Entfernungen vermaß. Er war barfuß.
    Nur sie und Tier wussten, was fern von der Sicherheit des Bauernhofs aus ihrem sanftmütigen Kind wurde.
    »Colossae war eine Stadt der Gelehrsamkeit, und die Zauberer
kamen von überall, um dort zu studieren und zu lernen. Über Generationen versammelten sie sich, lernten Magie und vergaßen Weisheit, bis sie schließlich das Böseste schufen, was sie sich je hätten vorstellen können.«
    Sie hatte ihren Kindern nur wenig von den Reisenden erzählt, weil sie hoffte, dass sie alle Rederni werden würden wie Tier. Aber Lehr und Rinnie hatten das Aussehen von Reisenden, und Jes war mit ihrem Fluch geschlagen.
    Als sie zuvor wach im Bett gelegen hatte, war ihr eingefallen, dass es angesichts eines Priesters, der zu viel wusste und Wahrheit mit Lügen verband, eine gute Idee wäre, ihren Kindern mehr beizubringen. Also fing sie mit Jes an.
    »Als die Zauberer begriffen, was sie getan hatten, war es zu spät, um noch zurückzunehmen, was sie geschaffen hatten, und beinahe zu spät, um es zu beherrschen. Nur ein gewaltiges Opfer konnte ihre Schöpfung noch aufhalten, und Colossae starb, um den Pirschgänger gefangen zu nehmen, bevor er die Welt vernichten konnte«, berichtete sie. »Die Zauberer, die überlebten, machten sich auf, die Welt zu bereisen und dafür zu sorgen, dass sie frei von dem üblen Einfluss des Pirschgängers blieb, denn sogar gefangen verfügt ein solches Übel noch über Macht. Selbst ein so großes Opfer wie das einer Stadt des Lichts und des Wissens konnte ihn nicht vollständig fesseln, und nicht für immer.«
    »Ja«, sagte Jes wieder. Diesmal konnte Seraph einen Blick auf Augen erhaschen, die rötlich in der Nacht glühten.
    »Was ist denn?«, fragte sie. »Ist jemand hier?«
    »Nicht jetzt«, sagte er, ein nicht ganz menschliches Grollen in der Stimme. »Aber es waren Jäger im Wald, die hier nicht hingehörten. Es beleidigt den Wald, dass sie zum Sport jagen - und sie sind unserem Hof näher gekommen, als mir lieb ist.«
    »Es heißt, der neue Sept sei ein begeisterter Jäger«, meinte sie. »Einige von den Adligen, die er aus Taela mitgebracht hat,
sind hiergeblieben, als er zurückkehrte. Ist dieses Jagen etwas, das du aufhalten musst?«
    »Nein«, erwiderte er. »Der Waldkönig hat mir gesagt, dass er sich gegebenenfalls selbst um diese Männer kümmern wird.« Seraph schauderte ein wenig beim Tonfall ihres Sohnes, als er »Männer« sagte - es sagte ihr, dass ihr Sohn sich zumindest in diesem Aspekt nicht als Mensch betrachtete. »Der Wald hat immer noch die Macht, jene fernzuhalten, die zu verschwenderisch töten«, sagte er.
    Seraph steckte eine weitere Mermora in den Boden.
    »Du sprachst über Colossae«, erinnerte er sie, nachdem sie alle Mermori in das Erdreich gesteckt hatte, die sie hatte tragen können, und für eine weitere Handvoll zurückkehrte.
    »Ah ja.« Sie kam zu dem Schluss, dass es zu umständlich war, immer wieder zum Rucksack zurückzukehren, also steckte sie den Rest der Mermori in die große Tasche und nahm sie mit.
    »Nachdem die Zauberer gegangen waren und die Stadt gestorben war, beschlossen sie, dass sie sich jedes Jahr im Geheimen treffen sollten. Aber sie hatten das Böse tatsächlich gebunden, und in diesen frühen Jahren wurden nicht viele Zauberer gebraucht, also fanden die Treffen anfangs alle zwei Jahre statt, dann alle fünf.
    Die

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