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Rabenzauber

Rabenzauber

Titel: Rabenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
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gehasst, dass wir ihn so sehen.«
    »Er war ein großer Zauberer, und die Welt erleidet durch seinen Tod einen gewaltigen Verlust«, sagte Seraph.
    »Er war der größte Magier, den es je gab.« Henneas Stimme war belegt von Trauer. »Ich war der Rabe, und ich hätte mir nie träumen lassen, welche Macht ein Illusionist haben konnte. Er vermochte auch auf andere Art Magie zu wirken, aber Illusion war seine Grundlage. Er übernahm bei dem Bann, der Colossae opferte, die Führung, weil ich nicht mehr die Macht hatte, es zu tun. Fünfzig Raben würden seiner Macht nicht gleichkommen.«
    »Wenn wir das hier hinter uns haben«, sagte Tier, »solltest du mir seine Geschichte erzählen, und ich werde ein Lied über ihn dichten und singen, sodass sein Ruhm niemals vergeht. Er starb, als er meine Kinder schützte, er starb bei dem Versuch, den Schatten zu besiegen. Solch ein Mann hat es verdient, dass man sich an ihn erinnert.«
    »Ich erinnere mich an ihn«, murmelte Hennea. »Ich werde ihn nie vergessen.«
    »Der Schatten wird bald hier sein«, warf Lehr ein.
    »Wenn er Hinnum so viel antun konnte«, sagte Hennea, »haben wir keine Aussichten mehr.«
    »Er könnte uns töten, ohne dass wir ihn auch nur sehen«, ergänzte Phoran. »Er hat den Atem in meinem Körper aufgehalten. Wenn Rinnie ihn nicht erschreckt hätte, wäre ich tot.«
    »Er hat noch nicht bekommen, was er will«, sagte Tier.

    »Die Edelsteine?« Seraph schüttelte den Kopf. »Ohne Hinnum, der die Bibliothek bewacht, muss er nur alle Bücher durchlesen. Er wird schon entdecken, was er braucht.«
    »Ihr seid Raben.« Tier stand auf. »Ihr braucht nicht zu studieren, wie es ein Zauberer tun muss, der neue Magie lernt. Der Willon, den ich kenne, nimmt alles sehr genau. Er wird nicht einfach in etwas Neues hineinspringen und es versuchen. Er ist ein Kaufmann, und zwar ein erfolgreicher. Er wird eher daran denken, um etwas zu feilschen, bevor er es selbst versucht. Er ist immer noch im Vorteil, auch wenn es ihm vieles erleichtert hätte, wenn Rinnie noch bei ihm wäre. Aber er kann nach wie vor mit uns handeln.«
    Er ging hinüber zu den Pferden und sattelte Scheck ab. Dann nahm er die Satteldecke, schüttelte sie vorsichtig aus und brachte sie zu Hennea.
    »Das hier ist bedeckt von Haar und Schweiß eines treuen und demütigen Dieners. Es ist nicht die Seide, die Hinnum verdient hat, aber ich denke, es ist trotzdem nicht ganz unpassend.«
    Wer außer Tier konnte eine alte Pferdedecke als angemessenes Leichentuch für Hinnum aus Colossae anbieten? Seraph blinzelte gegen ihre Tränen an. Sie hatte Hinnum nicht lange gekannt, aber sie hatte ihr Leben lang von ihm gewusst. Ein Tropfen traf ihr Gesicht, und als sie aufblickte, sah sie, dass der Himmel dunkel von Regenwolken war, als betrauere auch er den Tod des alten Magiers.
    Tier legte die Decke auf die Pflastersteine und nahm Hinnums Leiche aus Henneas Armen. Er legte die kleine Gestalt in die Mitte der bunten Decke und wickelte sie darin ein. Dann trug er das Bündel zur Straßenseite. Es gab dort ein Haus mit einem kleinen Garten, in dem ein Busch stand. Tier versteckte die Leiche dahinter.
    »So ist er nicht gleich zu sehen«, sagte er. »Soll sich Willon doch fragen, ob er zurückkommen wird, um uns noch einmal
zu helfen. Hennea, ich denke, Lehr hat recht. Willon hat sich ein wenig ausgeruht, aber es wird nicht lange dauern, bis er kommt. Du musst mir beibringen, wie man den Namen des Alten Gottes ausspricht.«
    »Wir müssen uns beeilen.« Seraph stand auf. »Hennea, Hinnum hat sein Leben gegeben, damit wir diese Gelegenheit haben.«
    Sie wartete, bis der andere Rabe tatsächlich Tier die Aussprache beibrachte, eine Silbe nach der anderen, um nicht zu früh die Aufmerksamkeit des Gottes zu wecken. Dann ging sie zu Phoran. Er saß bei Toarsen und Kissel und lehnte sich gegen eins der Gebäude an dieser engen, gewundenen Straße. Rinnie hockte wie immer neben ihm. Sie wirkten alle, als schliefen sie beinahe.
    Lehr saß neben Phoran und unterhielt sich leise mit dem Kaiser. Er hielt inne, sobald er hörte, dass Seraph näher kam.
    »Auch Ihr könnt gegen uns verwendet werden«, sagte sie zu Phoran. »Und Ihr könnt Euch gegen einen Schatten nicht verteidigen. Ich will, dass Ihr bleibt, wo Ihr seid. Erregt keine Aufmerksamkeit, wenn das irgendwie möglich ist. Ich weiß nicht, ob wir Euch schützen können - und ich würde es lieber nicht herausfinden müssen.«
    Phoran schüttelte den Kopf. »Willon kennt Euch

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