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Rabenzauber

Rabenzauber

Titel: Rabenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
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war lebendig entführt worden - sie konnte es nicht ertragen, etwas anderes zu denken -, und sie hatte vor herauszufinden, wo er sich befand. Und jemanden in der Luft zu zerreißen, klang sehr, sehr gut. Sollte Volis sich doch einmal einem Raben stellen, wenn er kein Kader von Zauberern um sich hatte, die ihn schützten. Oh, sie würde Antworten von ihm bekommen, noch bevor sie in dieser Nacht schlief.
    »Was ist mit Rinnie?«, fragte Lehr.

    »Jes ist sicher schon lange zurück, nachdem er Hennea ins Dorf gebracht hat. Er wird auf Rinnie aufpassen.«
     
    Gura bellte, und Rinnie blickte von ihrer Gartenarbeit auf. Aber wer immer den Hund aufmerksam gemacht hatte, befand sich auf der anderen Seite des Hauses.
    Rinnie sprang auf und klopfte sich die Erde vom Rock. Sie legte die Hand an Guras Halsband, und beide machten sich auf, um nachzusehen, wer da gekommen war.

7
    E r öffnete die Augen zu vollkommener Dunkelheit und einem kalten Steinboden unter seiner Wange, obwohl er sich nicht erinnern konnte, eingeschlafen zu sein. Er holte tief und bebend Luft und versuchte zu überlegen, wie er hierhergekommen war, wo immer das auch sein mochte. Das Letzte, woran sich Tier erinnern konnte, war sein Ritt auf Frost den Berg hinunter, auf dem Weg nach Hause.
    Es war klar, dass er sich nicht mehr in den Bergen befand. Der Steinboden unter seinen Händen fühlte sich eben an, und seine Finger ertasteten die Spuren eines Meißels. Er war in einem Raum, obwohl er in der Nähe fließendes Wasser hören konnte.
    Vorsichtig kam er auf alle viere und tastete sich vorwärts, bis seine Hände ein Gitter fanden, das in den Boden eingelassen war - von hier kam das Wassergeräusch. Die Gitterstäbe waren zu dicht beieinander, als dass er mehr als seinen Finger hindurchstecken konnte, und das Wasser floss erheblich tief unten. Er versuchte, das Gitter hochzuziehen, aber es bewegte sich nicht von der Stelle.
    Stunden später hatte er Hunger und Durst und wusste, dass er sich in einem sechs mal vier Schritte großen Raum befand. Eine eisenbeschlagene Holztür war flach in eine der schmalen Wände eingesetzt, mit den Angeln nach draußen.
    Der für die Wände verantwortliche Steinmetz musste sehr gut gewesen sein und hatte nur winzigen Halt für tastende
Finger gelassen. Tier fiel dreimal herunter, aber schließlich gelang es ihm, eine Zimmerecke so hoch zu erklettern, dass er die Holzdecke berühren konnte. Der Raum musste etwa zweimal mannshoch sein. Mit einem Fuß an der anderen Wand konnte er nicht genügend Druck auf die Holzdielen ausüben, aber er versuchte dennoch alle, die er erreichen konnte.
    Schließlich kletterte er wieder hinunter, überzeugt, dass sich der Raum, in den man ihn gesperrt hatte, nirgendwo in Redern befand - und auch nicht in Leheigh. Er war ein- oder zweimal in der Burg des Sept gewesen, und die Mauern in diesem Raum - der offenbar als Gefängniszelle errichtet worden war - waren besser als die Wände der großen Halle in der Burg des Sept.
    Warum hatte sich jemand die Mühe gemacht, ihn vom Berg hierherzubringen und ihn gefangen zu setzen? Er war bestimmt kein hohes Lösegeld wert und erst recht nicht die Art von Geld, die jemanden interessieren würde, der sich Gefängniszellen wie diese hier leisten konnte.
    Er hatte lange Zeit, um darüber nachzudenken.
     
    Kaiser Phoran der Siebenundzwanzigste (der Sechsundzwanzigste, wenn man den Phoran, der das Kaiserreich vereinte, nicht mitzählte - es war der Sohn des ersten Phoran gewesen, der sich selbst zum Kaiser erklärt hatte) streckte die Beine aus und warf der Frau, die auf seinem Schoß saß, einen geübt lüsternen Blick zu. Sie hatte ihre Brüste beinahe vollkommen vor ihm entblößt, die dumme Kuh. Glaubte sie wirklich, dass eine wie sie so einfach seine Gunst gewinnen konnte?
    Er griff nach einem Becher, trank einen großen Schluck und schloss die Augen vor dem Gelage, das sich irgendwie vom Speisesaal in seine eigenen Gemächer ausgebreitet hatte. Das Lachen einer Frau in der Nähe klang so künstlich, dass es ihm tief ins Rückgrat schnitt.

    Er fragte sich, was sein lange verstorbener Ahne von so viel Dekadenz gehalten hätte. Hätte er seinen Pflug beiseitegeschoben und seine Mitbauern zu einer Miliz organisiert? Oder hätte er sich wieder der Bauernarbeit zugewandt, beschämt, dass die Frucht seiner Lenden ein derart dekadentes Geschöpf wie der derzeitige Kaiser war?
    Phoran seufzte.
    »Langweile ich Euch, mein Liebster?«, fragte die Frau auf seinem

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