Rabenzauber
Priester schrieb, weiß, wer wir sind.«
»Ja«, sagte Seraph. »Woher wussten sie das - nicht nur, dass ich Rabe bin, sondern genau, worin meine Fähigkeiten bestehen? Die meisten Raben sind nicht imstande, die Vergangenheit eines Gegenstands zu sehen. Und diese Männer wussten auch, welchen Weg Tier nach Hause nehmen würde - es ist nicht der gleiche, auf dem er aufgebrochen ist.«
Lehr runzelte die Stirn. »Nicht einmal ich wusste, welchen Weg Papa nach Hause nehmen würde. Er sprach nicht darüber, weil die Felle viel Geld wert sind - ist dir aufgefallen, dass es keine Spur von den Fellen gab? Sie wären hinter Frosts Sattel angebunden gewesen, und dieser Teil war nicht einmal versengt.«
»Nein, daran hatte ich nicht gedacht«, sagte Seraph. »Wie sparsam von ihnen.«
Lehr drückte die Erde mit dem Fuß fest. »Ich nehme an, jemand könnte Jes belauscht haben, wenn er vom Waldkönig sprach - aber Jes spricht selten mit Leuten außerhalb der Familie. Und außerdem achtet niemand sonst darauf, was er sagt. Und wenn nicht einmal wir wussten, welche Magie du hast, bis Forder Frosts Zaumzeug zurückbrachte, wer sonst sollte es wissen?«
Sie wartete und beobachtete, wie er darüber nachdachte. Wenn ihm dieselbe Antwort einfiele wie ihr …
»Bandor hat früher zusammen mit Papa gejagt, oder?«, flüsterte Lehr. »In den ersten Jahren, als die Bäckerei den Hof unterstützen musste. Jes war damals noch ein Säugling.«
»Das stimmt«, sagte Seraph.
»Und nachdem du und Papa geheiratet haben, war Bandor der Einzige, der mit dir sprach. Er weiß viel über die Reisenden - hast du ihm erzählt, wozu du in der Lage bist?«
»Ja«, antwortete sie.
»Und Bandor kennt auch Jes’ Geschichten vom Waldkönig - aber er glaubt sie nicht, Mutter.«
Sie lächelte finster. »Weißt du, was dein Vater über den Waldkönig denkt? Ich meine, einmal abgesehen von Jes’ Kontakt zu ihm?«
»Nein.«
»Was, wenn ich dir sagte, das Ell in einer sehr alten Sprache König oder Lord bedeutet, und Vanail Wald . Wenn du das zusammensetzt …«
»Ellevanal?«
Seraph hatte noch nie zuvor gesehen, wie jemandem der Unterkiefer herunterfiel - ein sehr unattraktives Mienenspiel.
»Willst du damit sagen«, flüsterte ihr Sohn, »dass Ellevanal, der Gott des Waldes und der wachsenden Dinge, der Ellevanal, Karadocs Ellevanal, Jes’ Waldkönig ist?«
»Ich weiß es nicht«, erwiderte sie. »Ich bin ihm heute zum ersten Mal begegnet und habe ihn nicht gefragt. Er sieht nicht aus wie ein Gott, oder? Aber ich weiß, dass Tier davon überzeugt war, und er sprach auch mit deiner Tante Alinath darüber.«
Alinath hatte sich wieder einmal von ihrer schlechtesten Seite gezeigt und sich darüber beschwert, dass Seraph Jes angeblich nicht die Aufmerksamkeit gab, die er brauchte. Sie behauptete, dass Seraph Jes’ Probleme noch vergrößerte, indem sie sich seine Geschichten über einen erfundenen Freund widerspruchslos anhörte. Ein Junge, hatte sie gesagt, muss verstehen, dass Lügen unakzeptabel sind. Und es hatte ihr überhaupt nicht gefallen, als Tier entgegnet hatte, Jes habe vielleicht überhaupt nicht gelogen.
Seraph lächelte finster. »Bandor war dabei, als er das sagte.«
Aber Lehr machte sich immer noch Sorgen wegen anderer Dinge. »Der Waldkönig gehört hierher, in unseren Wald. Ellevanal wird auch anderswo angebetet - Karadoc hatte Lehrlinge, und es gibt eine größere Kirche in Korhadan.«
»Ich kann dir dazu nichts sagen, denn ich bete keine Götter an«, sagte Seraph. »Du wirst mit dem Waldkönig selbst darüber sprechen müssen, wenn du ihm das nächste Mal begegnest.«
Lehr dachte über ihre Antwort nach, aber am Ende war er offenbar damit zufrieden, denn er wechselte das Thema. »Onkel Bandor hat uns gern, und er mochte … er mag Papa. Er würde nichts tun, um Papa zu schaden.«
»Das hätte ich auch gesagt«, stimmte Seraph zu. »Aber uns beiden ist sein Name eingefallen. Er ist einer von Volis’ Anhängern. Ich denke, wir müssen in seiner Nähe vorsichtig sein, bis wir mehr wissen.«
»Und was tun wir jetzt?«
»Erst bringen wir das hier zu Ende, und dann habe ich ein paar Fragen an den Priester. Kannst du uns auf dem schnellsten Weg nach Redern führen?«
»Sicher«, sagte er. »Aber wir werden es nicht schaffen, bevor es völlig dunkel ist.«
»Das macht nichts«, sagte Seraph kalt. »Es wird mich nicht stören, ein paar Leute aufzuwecken.«
Oder sie in der Luft zu zerreißen, falls das nötig würde. Tier
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